Dieser graue Geist
aus. Die Sitzung wird um 1330 Uhr fortgesetzt.«
Überall kam Bewegung in die Botschafter und ihre Gehilfen. Manche bildeten Schlangen vor den Replikatoren, andere begannen, ihre eigenen Ansprachen zu bearbeiten. Charivretha nahm ihre Sachen und folgte Thanis zum Vorzimmer der Offiziersmesse, wo ihre Besucherin wartete.
Die sonst so gefasste Dizhei ging auf und ab, die Antennen angespannt und der Blick voller Sorge. Sobald Charivretha den Raum betrat, eilte sie zu ihr, doch die ältere Andorianerin hob abwehrend die Hand. »Ich vermute, es gibt ein neues Problem mit Thriss.«
»Kein neues, Zhadi , ein andauerndes. Ich bedaure die Störung, doch vor einer Stunde kam es zu einem Zwischenfall beim Kleidungshändler, und nun weiß ich nicht weiter.«
Seufzend nahm Charivretha auf einer der Bänke am Rand des Zimmers Platz und signalisierte Dizhei, sich neben sie zu setzen. Mit der Hand strich sie der Jüngeren in sanften, kleinen Kreisen über den Rücken. »Langsam, Dizhei. Sonst fällst du in Ohnmacht.«
Dizhei rang mit den Händen, beugte sich vor. »Ich hatte gehofft, die Ablenkung täte ihr gut«, flüsterte sie ihre Sorgen heraus. »Sie tut wenig mehr, als Anichent für den geringen Fortschritt seiner Forschungsarbeit zu tadeln. Manchmal glaube ich, sie manipuliert seine Daten, damit auch er sich so schlecht fühlt wie sie, aber mir fehlen die Beweise, die Vermutung zu untermauern, und Thriss neigt eigentlich nicht zu Gemeinheiten …«
»Dizhei, shri’za «, bat Charivretha und hoffte, ihren scharfen Tonfall mit dem Kosewort ein wenig zu mildern. Außerdem hoffte sie, die Bündnispartnerin ihres Cheis daran zu erinnern, dass sie hier nicht allein waren und Diskretion über alles ging. »Reagierst du ähnlich nervös, wenn deine Schüler über die Stränge schlagen?«
»Verzeih, Zhadi , aber an Thriss sehe ich mehr als nur schlechtes Betragen. Und ich fürchte, ich ahne, wohin ihr Verhalten führt.«
»Erkläre dich«, forderte sie.
»Wir gingen heute einkaufen. In den Stationsnachrichten hatte ich gelesen, dass eine Handwerksgruppe aus der Musilla-Provinz ihre Waren präsentieren wollte, und ich dachte, das könnte Thriss ablenken.« Sie zögerte. »Von allem. Sie mag fremde Kulturen. Ihre Zhavey ist Textilkünstlerin, von daher glaubte ich, dies würde ihr gefallen.«
»Und?«
»Sie fand einen Stoff – handgewebt, farbintensiv und detailreich. Da ich sah, wie sehr er ihr gefiel, fragte ich den Händler unauffällig nach dem Preis. Ich dachte, ich könnte ihr ein Geschenk machen. Doch er nahm ihn ihr weg, weil er, wie er mir sagte, nicht verkäuflich sei. Thriss tobte. Wie er einem sterbenden Wesen das Leichentuch verweigern könne, fuhr sie ihn an. Ob Grausamkeit gegenüber Witwen Teil seines Umgangs mit Kunden sei. Ich gab ihm die Litas, die du mir gegeben hattest, und schob sie so schnell ich konnte aus dem Laden.«
Charivretha drückte liebevoll Dizheis Bein. »Du hast richtig gehandelt. Wozu brauchst du mich?«
»Ich glaube, wir müssen unseren Plan, hier auf Shars Rückkehr zu warten, überdenken«, antwortete Dizhei überzeugt. »Anichent stimmt mir zu.«
Charivretha konnte sich vorstellen, wie lange Anichent und Dizhei sich schon mit diesem Gedanken herumgeschlagen hatten. Die enge Verbindung zwischen Bündnispartnern … Ich vermisse das , dachte sie und entsann sich ihrer eigenen Erfahrungen. Doch manchmal fehlte Bündnispartnern die nötige Objektivität, um den klügsten Weg zu erkennen. »Waren wir uns nicht einig, dass unsere Anwesenheit bei Shars Rückkehr die Chancen erhöht, dass er nach Andor zurückkehrt und das Shelthreth vollzieht?«
»Thriss leidet unter der Erinnerung an ihn, die uns hier umgibt. Aber sie badet auch darin. Sie ist die Einzige von uns, die Nacht für Nacht darauf besteht, in seinem Bett zu schlafen.« Dizhei schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht helfen: Vielleicht wäre es besser für sie, nach Hause zurückzukehren und ihre Studien fortzusetzen. Ihre medizinische Ausbildung früher zu beenden und zu praktizieren.«
Charivretha betrachtete die Partnerin ihres Kindes und begriff nicht zum ersten Mal, wie kompetent Dizhei im Umgang mit den besorgten Familien ihrer Schüler sein musste. Sie neigte nicht zur Impulsivität und war vielleicht die Verlässlichste der ganzen Gruppe. Auf Dizheis Rationalität konnte man sich selbst unter den schwierigsten Umständen verlassen. Und doch saß sie hier, das dunkelblau verfärbte Gesicht und die blutunterlaufenen
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