Dieser graue Geist
den Fuß.«
»Ihr Herz rast. Vermutlich geht das auf den Hormonschub zurück, den ich mittels des Trikorders maß.«
»Warten Sie!«, sagte Shavoh plötzlich.
»Gibt es etwas, das ich wissen sollte?«, fragte Julian.
»Doktor, schauen Sie sich ihre Handflächen an.«
Tenmei hob Tlarals Arm. Auf der Handfläche prangte ein schwacher, bläulich schimmernder Streifen.
Shavoh seufzte erleichtert. »Sie ist bereit für die Wasser! Ihre Paarungszeit ist gekommen. Es ist ihr erstes Mal; vermutlich wusste sie nicht, was auf sie zukam. Aber das wird schon. Ich verständige ihren Gefährten. Minister M’Yeoh wird sich freuen.« Shavoh sprang auf und eilte aus dem Raum.
Julian ging wieder in die Hocke, während Tenmei die Patientin wieder anzog. »Hier lernt man jeden Tag etwas dazu. Heute über die Fruchtbarkeit der Yrythny.«
Einige Minuten später öffnete Tlaral die Augen und sah sich nervös um. »Was ist passiert? Ich saß da, und dann wurde alles schwarz.«
»Wie es Ihr Kollege Shavoh formulierte: Sie sind bereit für die Wasser. Er holt gerade Ihren Gefährten.«
Sie presste die Hände an die Schläfen. »Oh, das kommt unerwartet«, sagte sie unsicher. »Ich dachte, ich hätte noch ein Jahr.«
»Atmen Sie langsamer, sonst hyperventilieren Sie noch.« Julian rieb ihr die Schulter und hoffte, es würde sie beruhigen. »Diese Narbe auf Ihrem Rücken liegt direkt auf Herzhöhe, und Ihr Puls geht unregelmäßig. Hatten Sie sich verletzt?«
Langsam entspannte sie sich und nahm sogar die Decke an, die Prynn ihr reichte. Tlaral zog sie sich bis ans Kinn. »Als Kind, Doktor. Ich verfing mich in einem Korallentunnel nahe meinem Haus. Kein Grund zur Sorge.«
Shavoh kehrte zurück und hatte Minister M’Yeoh im Schlepptau. Dieser watschelte durch den Raum und hockte sich neben seine Gefährtin. »Danke, Doktor«, sagte er, als er Tlaral bei der Hand nahm.
»Ich schätze, Glückwünsche sind angebracht. Sie werden Eltern, richtig?«
M’Yeoh kam nicht dazu, ihm zu antworten. Aus dem Komm-System der Avaril drang eine Stimme und kündigte die Ankunft beim Konsortium an.
Der Anblick, der sich Vaughn auf dem Hauptmonitor bot, sobald er die Brücke der Avaril erreichte, erinnerte an zerborstenes Eis. Im ersten Moment dachte er, sie befänden sich noch im Warp, doch das pulsierende Antriebsgeräusch war durch das Summen der Impulstriebwerke ersetzt worden. Er sah genauer hin. Geysirartige Eruptionen riesiger Gaspartikelströme trudelten langsam und nahezu grazil durchs All.
»Beeindruckend, nicht wahr?«, sagte Minister M’Yeoh und wischte sich den Mund am Ärmel ab.
Vaughn nickte nur, ließ das Bild auf sich wirken.
»Unseren Wissenschaftlern zufolge handelt es sich um einen singulären Riss«, fuhr M’Yeoh fort.
»Um ein Weißes Loch?«, schlug Vaughn vor und wünschte sich Shar herbei.
»Ich fürchte, der Begriff ist mir unbekannt, Commander. Dennoch stimmen Sie mir sicher zu, wenn ich sage, dass diese Schönheit jeglicher Bezeichnung spottet.«
Die Navigationssensoren waren neu kalibriert. Fürst J’Maah befahl laut, die Schilde zu heben und die internen Stabilisatoren zu verstärken, um die gravitativen Winde auszugleichen, da schlugen diese auch schon steuerbord gegen die Avaril . Das große Schiff kam ins Trudeln. Yrythny und Gäste klammerten sich an den nächsten Halt, um nicht zu Boden zu stürzen.
»Der Anflug zum Konsortium ist immer das Schlimmste«, erläuterte J’Maah Vaughn. »Wir werden noch einige Minuten durchgeschüttelt, aber dann gleiten wir unbekümmert weiter bis ins Dock.«
Die Avaril zog durchs All und in ein kuppelförmiges Trümmerfeld. Es bestand aus Materiebrocken, die den Riss verlassen hatten und zu kalten, rauen Asteroiden verhärtet waren. Am Riss selbst glühten weiße Partikelklumpen und wurden dunkler, nahezu unsichtbar, je stärker das All sie abkühlte. Wegen genau dieser Klumpen hatten Vaughn und die Yrythny die lange Reise auf sich genommen. Sie mochten das Material bieten, aus dem Femtobots gefertigt werden konnten.
Die Avaril flog langsam und nutzte ihre Traktorstrahlen, um größere Gesteinsbrocken – manche mit den Ausmaßen eines Raumschiffs – aus ihrer Einflugschneise zu manövrieren. Vaughn nutzte die Zeit, um die kleinen Gondeln zu betrachten, die so nah an der Partikelquelle zwischen den Brocken umherflogen. Sie benutzten eine Art Schaufel, um die erkaltete Partikelmaterie abzubauen. J’Maah zufolge nannte man die Gesamtmenge des von einer Gondel binnen
Weitere Kostenlose Bücher