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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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quittierte sie gestern Nacht. Sie wird im Aquaria zu uns stoßen.«
    »Ich schätze, das gilt auch für Vizerat Jeshoh«, sagte Ezri und verdrehte die Augen.
    »Ja, Sir.« Der morgendliche Streit zwischen Jeshoh und Keren war längst Alltag geworden. Keren hatte ihre Argumente, Jeshoh brachte die seinen mit, und dann debattierten die beiden bis zur nächsten Sitzung. Wann immer sie den Raum betraten, juckten Shars Antennen vor lauter kinetischer Energie, die die beiden ausstrahlten. Er kannte weit weniger stimulierende Politiker.
    Plötzlich blieb Dax stehen. »Lassen Sie uns essen. Wenn die Versammlungsmitglieder erst mal hier sind, wird wieder ohne Ende geredet.«
    Shar eilte hinter ihr an mehreren Wohnhausfassaden vorbei und geriet fast unter die Räder eines Blumenkarrens, bis sie eine Art Kiosk erreichten, vor dem eine Schlange aus Yrythny für Shmshu -Käse und Grasbeerengebäck anstand. Ezri bestellte für sie beide und zahlte mit ihrer Versammlungskarte. Dann deutete sie auf eine halbmondförmige Bank, und schon bald saßen und aßen sie. Shar hielt die Gelegenheit für günstig, ihr seinen Vorschlag zu unterbreiten.
    »Lieutenant, ich habe eine Bitte.« Ob er auch autoritär und dennoch respektvoll klang? Seine Zhavey sagte immer, wenn er sich durchsetzen wolle, neige er dazu, anmaßend zu wirken. Das wollte er vermeiden. Bei Dax würde es ihn nicht weiterbringen.
    Ohne ihr Frühstück zu unterbrechen, murmelte sie, er solle fortfahren. Dann legte sie ihr Gebäck kurz ab und notierte sich etwas auf einem Padd.
    Sie ist abgelenkt. Vielleicht willigt sie ein, ohne groß nachzudenken … »Sir, ich verstehe natürlich, welchen Wert ein Verständnis historischer und gesellschaftlicher Präzedenzfälle für Ihre Arbeit mit dem Komitee hat, aber ich glaube, wir übersehen einen wichtigen Punkt.«
    »Fahren Sie fort.« Sie wischte sich über den Mund.
    »Der Streit der Yrythny fußt auf der Annahme, die Wanderer seien den Hausstämmigen biologisch unterlegen.« Shar hatte Mühe, seine Aufregung zu verbergen. »Was, wenn diese Annahme falsch ist – und wir dies biologisch beweisen könnten?«
    »Dass die biologischen Unterschiede zwischen Wanderern und Hausstämmigen eingebildet statt faktisch sind? Der Ansicht bin ich auch.« Sie streckte die Beine aus. »Zumindest habe ich bisher kaum Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt, mit denen ich arbeite. Meiner Einschätzung nach basieren ihr gesamtes Kastenwesen und ihr Brauchtum auf Vorurteilen und Annahmen, ungeachtet der Faktenlage.« Dax blätterte durch ihre Unterlagen, fand ein Dokument und hielt es grinsend empor. »Einbildung ist, so sagt man, auch eine Bildung – und in der Einbildung der Hausstämmigen sind Wanderer minderwertig. Ich bezweifle, dass wissenschaftliche Belege daran viel ändern. Und außerdem: Manchmal entwickeln sich die absurdesten Traditionen und Bräuche aus dem Bedürfnis, das eigene Volk oder den Planeten zu retten.«
    Im Prinzip stimmte Shar ihr zu, doch er schwieg. Im Laufe der Jahre mit Charivretha hatte er gelernt, dass selbst unlogische Sitten mitunter auf gutem Fundament standen. So entsprangen beispielsweise viele religiös motivierte Ernährungsvorschriften pragmatischen Zwängen. Es klang schlicht bedeutsamer, eine verbotene Speise als »unheilig« zu bezeichnen, anstatt zuzugeben, dass sie zu Halluzinationen, Schaum vor dem Mund und zum Tod führen konnte. Doch nicht alle Sitten und Gebräuche hatten einen guten Kern. Mittels Vorurteilen und Ängsten ließ sich so manche schlechte Entscheidung rechtfertigen. Bei seinen Forschungen hatte Shar gelernt, dass die Wanderer die Künstler, Architekten und Wissenschaftler der Yrythny darstellten. Angesichts derart offensichtlicher intellektueller Talente war das Beharren der Hausstämmigen auf den »mangelnden Instinkten« der Wanderer schlicht nicht gerechtfertigt, und es überraschte Shar, dass Dax dies nicht selbst ansprach. »Meist hilft es einer Spezies, Strategien zu entwickeln«, argumentierte er. »Etwa im Bereich der Rohstoffaufbereitung und im Umweltschutz.«
    »Die Yrythny haben sich nicht natürlich entwickelt. Vielleicht zählte es zum Plan desjenigen, der ihre Ursuppe aufwertete, dass sie sich genau so entwickelten.« Sie hob die Schultern. »Vielleicht finden sich in der Wanderer-DNA tatsächlich Mutationen oder Schwächen auf Chromosomenebene.«
    »Vielleicht auch nicht«, gab Shar zurück.
    Ezri fuhr fort. »Was würde geschehen, wenn sich jeder Yrythny

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