Dieser graue Geist
und Phillipa wich dem prüfenden Blick nicht aus. Was immer der Colonel einzuschätzen versuchte – sie hatte nichts zu verbergen.
Mit einem leisen Geräusch kam der Lift zum Stehen, und die Tür öffnete sich zur Promenade. Phillipa war sich nicht sicher, ob das Gespräch damit beendet war. Also begleitete sie Kira, die sich in strammem Tempo durch das Schichtwechselgedränge bewegte.
Schließlich blieb der Colonel stehen. »Ro hatte recht, was Sie betrifft«, sagte sie lächelnd. »Halten Sie mich auf dem Laufenden, wenn sich Neues ergibt.«
»Ja, Sir.« Phillipa wartete, bis Kira außer Sicht war, bevor sie zum Büro der Sicherheit ging.
So sieht also eine Legende aus , dachte sie bewundernd. Ihr Ruf wird Ihnen kaum gerecht, Colonel. So unglaublich das klingt!
»Waren Sie je verliebt?«
Ro blinzelte. Sie stand knapp einen Meter vor dem Kraftfeld, und doch war ihr, als hätte sie sich verhört. Daher bat sie Thriss, die Frage zu wiederholen.
»Waren Sie verliebt?« Thriss sprach jetzt lauter, wollte sich Gehör verschaffen. Dabei ging sie in ihrer Zelle auf und ab, ohne den Blick von Ro zu nehmen.
Und Ro, wenn auch von der so direkten Frage überrumpelt, weigerte sich, den Anstarrwettbewerb zu verlieren. »Das ist hier nicht relevant.«
Thriss warf ihr Haar zurück. »Wenn Sie wüssten, wie relevant es ist, würden wir diese Unterhaltung gar nicht führen. Ich habe Ihre Fragen beantwortet. Beantworten Sie meine. Unterhalten Sie die verrückte Andorianerin.«
Ro hätte lieber eine große Schüssel Gree-Wurm-Suppe geleert, als ihr Leben nach romantischen Anekdoten zu durchforsten. Und sie verstand genau, was Thriss mit dem Thema bezweckte. Schließlich führte sie dieses sinnfreie Gespräch mit der unkooperativen Andorianerin doch nur, weil Shar im Gamma-Quadranten war und seine von Liebeskummer geplagte Partnerin nicht. Ro Laren mochte vieles sein, aber dumm war sie nicht. Und überhaupt wäre sie viel lieber in irgendeiner dunklen Ecke im Quark’s, wo sie so tun konnte, als wüsste sie nichts von dem Empfang, den sie besuchen musste.
»Ich hatte Beziehungen. Ich weiß, wie komplex sie sein können.«
Thriss blieb stehen und betrachtete sie. »Sie waren nie verliebt. Ich sehe es in Ihrem Gesicht. Kein Wunder …« Sie hielt inne. »Sie tun mir leid.«
»Nicht nötig.« Ro schnaubte spöttisch.
»Ihre Partnerschaften fußten nie auf mehr als Trieben, Angst vor der Einsamkeit und sozialen Verpflichtungen. Wie traurig.«
Ro knirschte mit den Zähnen. »Meine Entscheidungen und mein Leben haben nichts mit Ihrer Entlassung zu tun.«
Thriss wandte sich ihr zu. Die Falten ihrer blassgrünen Kleidung raschelten bei jedem Schritt. Ihr weißblondes Haar glänzte im kalten Zellenlicht, und die langen Strähnen umrahmten ihr Gesicht wie ein Heiligenschein. »Ihnen entgeht das Gefühl von Verbundenheit zwischen Individuen, das über das Biologische und Emotionale hinausgeht. Das Bedürfnis, das eigene Leben dank der Existenz anderer neu zu definieren. Zu atmen, weil die Partner es tun.«
Thriss’ nahezu hypnotisierend melodische Stimme und die zutiefst romantischen Worte verzauberten Ro so sehr, wie sie von ihnen peinlich berührt war. Derart ätherische Sentimentalitäten waren ihr unangenehm. Wenn Commander Matthias nicht bald auftauchte, um sie zu erlösen, würde sie … würde sie … Ro wusste nicht, was sie tun würde, aber es würde Ratsmitglied zh’Thane nicht gefallen. Ließ man die Theatralik einmal außen vor, verstand sie Thriss’ Plädoyer sehr wohl. Es erinnerte Ro daran, was sie selbst für das Wohl Bajors zu geben bereit war.
Eine unangenehm lange Pause verstrich, bis sie sich wieder an die Gefangene richtete. Ro wollte das Tempo ihrer Unterhaltung steuern, und Stille war da ein effizientes Werkzeug. »Ich verstehe diese Emotionen. Aber ich weiß auch von ihren Gefahren.« Eine plötzliche Erinnerung schnürte ihr die Brust zu – Picard am Tisch in einer Bar, seine Hand an ihrer Wange, seine Stimme in ihrem Ohr. Voller Überzeugung, Ro würde die Sternenflotte nicht für den Maquis verraten.
»Ich bin keine Gefahr, Lieutenant.« Thriss ballte die Hände zu Fäusten und stemmte sie gegen ihre Hüfte. »Sie gerieten da in etwas, das schon zwischen mir und meinen Bündnispartnern schwelte, als Sie noch gar nicht in der Bar waren. Was im Quark’s passiert ist, kommt nie wieder vor.«
»Da haben Sie verdammt recht.« Es brauchte mehr als Versprechungen, um Ro zu überzeugen. »Denn wenn
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