Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
Vom Netzwerk:
um ihretwillen. Sagen Sie, haben wir das Ende ihrer Ausbrüche gesehen, oder müssen wir mit Wiederholungen rechnen, solange sie bei uns ist?«
    Ros Bericht muss ganz schön detailliert gewesen sein , dachte Phillipa. Wann fand Kira nur die Zeit, sich mit dem Innenleben einer einzelnen Besucherin zu befassen? Auch ihr selbstsicherer Tonfall war eine Überraschung, hatte Phillipa ihre Einschätzung der Patientin bisher doch nicht einmal mit Ro geteilt. Ob Ratsmitglied zh’Thane auch den Colonel mit Beschreibungen von Thriss’ problematischer Gemütslage heimgesucht hatte? Oder zog Kira ihre Schlüsse gar aus Phillipas äußerer Erscheinung?
    Thriss’ Wutausbrüche und lange Schweigephasen hatten es erforderlich gemacht, die ganze Nacht wachsam zu sein, und genau das war Phillipa gelungen – allerdings zu einem Preis: Ihre blutunterlaufenen Augen zeugten von Schlafmangel, und die sechs Stunden auf einem harten, herkömmlichen Sitzmöbel hatten ihrem Gang die Geschmeidigkeit geraubt. Seit Kiras Erscheinen ließ der Counselor wieder und wieder die Schultern kreisen. Nicht einmal Sibias Massage hatte die Muskeln in ihrem Nacken gelockert. Kira war nicht dumm. Sie erkannte Erschöpfung, wenn sie sie sah, und folgerte sicherlich, dass sie das Ergebnis eines nächtlichen Kampfes mit Thriss sein musste. Dennoch widerstrebte es Phillipa, das Thema Thriss mit ihr zu besprechen – irgendwie empfand sie der Andorianerin gegenüber eine Art Schutzbedürfnis. Und Kiras Trick war uralt: Täusche Wissen vor, damit die Person, die tatsächlich Wissen besitzt, drauflosplappert.
    »Ich verstehe Ihr Interesse, Colonel«, sagte sie höflich, »aber es steht mir nicht frei, über spezifische Patienten zu sprechen. Schweigepflicht.«
    Kira verschränkte die Arme vor der Brust und trat näher, der Gesichtsausdruck irgendwo zwischen amüsiert und todernst. »Laut den Statuten bin ich befugt, alle Schweigepflichten aufzuheben – klerikale, medizinische und therapeutische. Sie wissen, dass ich Ihre Notizen einfach anfordern kann. Sie wären verpflichtet, sie mir zu geben. Lassen Sie uns stattdessen einen Kompromiss eingehen: Sie verraten mir nur, was für die Stationssicherheit relevant ist.«
    Ohne die Stimme zu heben oder Phillipa körperlich zu bedrängen, hatte Kira ihre Autorität betont. Gut gespielt, Colonel. Ich lasse durchaus mit mir reden – zu meinen Bedingungen. »Jegliches Wissen dieser Art darf nicht mit Angehörigen der Patientin geteilt werden, seien deren Absichten auch noch so gut«, sagte sie schnell. »Nur damit das klar ist, Sir.«
    Kira lachte. »Ich spioniere nicht im Auftrag von Thriss’ Familie. Allerdings verstehe ich, wie Sie auf den Gedanken kommen – angesichts der Menge an Personen, die Sie mit entsprechenden Bitten behelligen. Also, halten Sie Ratsmitglied zh’Thanes Antrag auf einen schnellen Aufbruch von der Station für gerechtfertigt?«
    »Ratsmitglied zh’Thane hat Grund zur Sorge. Thriss macht eine schwere Zeit durch. Eine Rückkehr in vertraute Umgebungen könnte für ihre Genesung äußerst hilfreich sein, insbesondere falls Ensign ch’Thane etwas zustößt.« Thriss hatte nicht darüber sprechen wollen, warum sie Ro so hart angegangen war. Doch im Laufe der Nacht hatte Phillipa die Vorgeschichte Thirishar ch’Thanes ausführlich kennengelernt.
    »Hat auch die Station Grund zur Sorge?«, fragte Kira.
    »Thriss stellt weder für sie noch für ihre Bewohner eine Bedrohung dar.«
    »Und für sich selbst?«
    Phillipa dachte über die Frage nach, ließ die Nacht Revue passieren. Einmal hatte sie ernsthaft erwogen, Dr. Tarses für eine neurologische Untersuchung herbeizubemühen, denn manchen Patienten half erst die Kombination aus psychologischer und neurologischer Betreuung. Depression hat viele Gesichter. Bei manchen äußert sie sich in Form von zu viel Schlaf und Traurigkeit, bei anderen führt sie zu Gewalt. In Thriss’ Fall trifft wohl beides zu. »Thriss ist impulsiv, launisch und leidenschaftlich – Eigenschaften, die schon für sich genommen ein Problem darstellen. Bei einer depressiven Person können sie tödlich sein. Thriss’ Bündnispartner bieten ihr allerdings eine emotionale Stütze, die etwaige Selbstverletzungstendenzen überlagern mag. Dieses Bündnis ist Thriss sehr wichtig. Letzte Nacht bereitete ihr vor allem Kummer, inwiefern ihr Verhalten im Quark’s auf Anichent und Dizhei zurückfallen könnte. Mit deren Unterstützung kann ich ihr helfen.«
    Kira schwieg, sah sie an,

Weitere Kostenlose Bücher