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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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machte Blinde sehend. Biosynthetische Prothesen vermochten missgestaltete Knochen zu ersetzen. Und ein korrekt implantierter Stimmsynthetisierer kontte sogar stummen, bettlägerigen Patienten das Geschenk der Kommunikation bieten. Vielleicht sollten wir diesem Volk einen Teil unserer medizinischen Kenntnisse offen-legen , dachte er. Damit sie ihren Kranken helfen können.
    Keren ging zu den Betten weiterer Patienten, und er folgte ihr. Die Pfleger – manche hausstämmig, manche Wanderer – erkannten sie und grüßten voller Respekt. Jeder Kranke schien ein anderes Leiden, andere Symptome zu haben, und Keren bedachte sie alle mit warmen Worten. Shars Erfahrungen als Sternenflottenoffizier und als Partner, der Thriss durch die Krankenhäuser Betazeds gefolgt war, hatten ihm gezeigt, dass Kranke meist nach Diagnose sortiert wurden – nur hier offenkundig nicht. Demnach musste Keren der Grund sein, aus dem diese Wesen zusammen waren.
    Irgendwann nahm er sie zur Seite. »Welche Teilinformationen präsentieren Sie mir hier, um Ihre Argumente zu untermauern, Abgeordnete?«
    »Diese Yrythny wurden aus Forschungslabors der Cheka befreit. Sie alle sind Opfer genetischer Experimente. Den Ältesten wurden beispielsweise Gliedmaßen amputiert oder die Beine operativ zusammengefügt.«
    Übelkeit überkam ihn. Seine Antennen versteiften sich. Obwohl ihm während des Dominion-Krieges Fronterfahrungen größtenteils erspart geblieben waren, kannte Shar die Gräuel des Schlachtfelds – Tod, Krankheit, Zerstörung – gut genug, um mit ihnen umgehen zu können. Ob Föderation, Klingone, Yrythny oder Cheka: Derartiges gehörte leider dazu, wenn man gezwungen war, sein Volk oder seine Lebensweise zu verteidigen. Und doch …
    »Manche sind auch Verstoßene, die wir durch Zufall fanden«, fuhr Keren fort, die Stimme sanft und heiser zugleich. Dabei deutete sie auf einige an körperlichen Gebrechen leidende Wesen. »Die Gruppe dort hinten stammt aus einem zerstörten Raumschiff, das die Cheka zurückgelassen hatten. Die Lebenserhaltungssysteme waren bereits zusammengebrochen, als wir sie fanden, und …« Sie atmete tief ein, schwieg einen Moment. Als sie sich wieder Shar zuwandte, glitzerten ihre Augen feucht. »Wir können nicht verhandeln.«
    Und plötzlich war ihm, als verstünde er.

KAPITEL 10

    Lieutenant Commander Matthias wartete auf den Turbolift und wippte mit den Stiefeln. Zum Teil lag dies an ihren schmerzenden Füßen und der traurigen Erkenntnis, dass es dem Militär trotz des Fortschritts der vergangenen drei Jahrhunderte bis heute nicht gelang, bequemes Schuhwerk zu entwickeln. Zum Teil befürchtete sie aber auch, im Stehen einzuschlafen. Sie hatte die Nacht durchgearbeitet und sich erst mittags eine Ruhepause gegönnt. Und dann war Arios ins Zimmer gestürmt, aufgekratzt nach einem erfolgreichen Schultag, und hatte sie aus einer Traumwanderung durch den Glühofen Vulkans gerissen. Sie hatte gehofft, vor dem Empfang noch ein wenig Schlaf zu finden, doch Lieutenant Ro bat um ein Gespräch, bevor Thriss entlassen werden konnte. Die Pflicht wartete auf niemanden, und das geistige Wohlbefinden richtete sich nicht nach Zeitplänen. Shathrissìa zh’Cheen war kein einfacher Fall, auch wenn die Patientin selbst nicht das Problem darstellte.
    Es beeindruckte Matthias, wie unerschrocken Ro dem Druck seitens der Andorianer begegnete. Nachdem Ratsmitglied zh’Thane erkannt hatte, dass ihr politischer Status ihr in Fragen der Stationssicherheit keine Sonderbehandlung gewährte, war sie zu Admiral Akaar gegangen, der Ro daraufhin ebenfalls kontaktierte und zu hören bekam, Thriss bleibe bis zur Gewährleistung eben dieser Sicherheit in Haft. Um dies zu beschleunigen, war Akaar in Phillipas Büro erschienen und hatte sie gebeten, das psychologische Gutachten umgehend fertigzustellen. Die Aufmerksamkeit der betroffenen Parteien solle »den Angelegenheiten der Föderation gelten, nicht persönlichen Krisen.« All die Jahre der Lobbyarbeit hatten zh’Thane offenbar nicht nur mit dem Talent gesegnet, politische Zahnräder zu schmieren, sondern sie auch zu einer Meisterin im gezielten Anderen auf die Nerven gehen werden lassen. Matthias hoffte, ihr nie zu mehr als einer Auskunft verpflichtet zu sein.
    Um sich auf die Besprechung vorzubereiten, hatte sie in der vergangenen Stunde die Föderationsdatenbank nach Informationen über andorianische Psychologie durchforstet und sogar ihren alten Professor und Mentor auf Centauri

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