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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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muß ihm auf der Seele liegen. Wahrscheinlich sein Gewissen.«
    Leck mich im Arsch! dachte Cal. Aber er sagte: »Ich mag die Gestapo nicht, Jeff, und mir ist egal, welche Farbe ihre Mützen haben.«
    »Gestapo?« wiederholte der Fahrer. »Sie meinen Deutsche?«
    »Geheimdienstleute sind keine Klopfnichts«, erwiderte Jeff. »Sie sind nicht mal besonders geheim. Sie tragen die Baretts, um uns zu zeigen, daß sie völlig offen arbeiten.«
    »Um uns einzuschüchtern, meinst du wohl.«
    »Cal, du bist wirklich paranoid.«
    »Ich möchte eines Tages auch so ein Barett tragen«, sagte Martin.
    »Du würdest blöd aussehen damit«, stellte Carina fest, eine körperlose Stimme vom Vordersitz.
    Suzi hinderte Marty an einer Antwort. Der Fahrer schaute in den Rückspiegel. »Die haben die nächsten drei Autos hinter uns, Leute. Wenn es einen von Ihnen zapplig macht, daß sie dabei sind – na, dann können Sie auch bei der Feier zapplig sein. Hoffentlich gibt’s genug zu essen.«
    Cal drehte sich um. Der nächste Wagen in der Prozession war Grace Rineharts korduanbrauner [5] Cadillac. Heute aber saßen zwei barrettragende Agenten darin. Miss Rinehart und Hiram Berthelot saßen auf dem Rücksitz des nachfolgenden Wagens. Dahinter, sichtbar nur, als die Bestatterlimousine in eine Landstraße einbog, folgte ein dritter gepanzerter Luxuswagen. Dutzende andere Autos sämtlicher Größen, Formen und Marken fuhren hinterdrein.
    Das ist keine Beerdigungsprozession, dachte Cal. Das ist ein gottverdammter Konvoi.
    »Ich habe Grace eingeladen«, sagte Lia. »Ich habe sie gestern angerufen und ihr gesagt, sie sei willkommen. Minister Berthelot ebenfalls. War das in Ordnung?« Sie schaute an Cal vorbei Suzi an und wartete auf ein Ja oder Nein.
    »Natürlich«, sagte Suzi. »Unser Haus ist dein Haus, Lia. Das weißt du. Du kannst einladen, wen du willst.«
    Tiglath-pileser den Dritten, dachte Cal. Attila den Hunnenkönig. Adolf den Hitler. Wen du willst.
     
    Das Gestüt, die Brown Thrasher Barony, lag hingeduckt etwa sechs Meilen nordwestlich von Pine Mountain. Es bestand aus sechzig Morgen Land, einem Dutzend nervöser Vollblüter, vielleicht zwanzig Warmblütern und einem Stall, der unermeßlich viel größer war als das Haus, in dem die Bonners wohnten.
    Denzil Wiedenhoedt war zwar kein Geizkragen, aber er fand doch, daß der größte Teil des auf dem Gut ausgegebenen Geldes für die Wartung der Zäune und des Grundes und für Futter und Pflege der Pferde verwendet werden solle. Als er indessen von Miss Emilys Tod erfahren hatte, da hatte er den Bonners telegraphisch tausend Dollar überwiesen, damit sie vor ihrem Haus (einem schlecht getarnten doppelbreiten Wohnwagen) ein riesiges Sonnensegel aufspannen und Klapptische auf dem Rasen aufstellen lassen konnten, um all die Leute, die an dem Beerdigungsempfang teilnahmen – ihn selbst eingeschlossen –, unterzubringen. Er hatte auch transportable Toiletten, Parkplatzwärter und eine mit ebenholzschwarzen Girlanden geschmückte Musikbox besorgt.
    Diese Musikbox spielte fromme Musik von der Art, die Cal Zahnschmerzen verursachte. Bis in die Wurzeln.
    Unter dem hohen, fransengezierten Sonnensegel wurde Lia von zehn Leuten zugleich getröstet; der Landwirtschaftsminister unterhielt sich mit Wiedenhoedt, und Miss Grace stand an einem der Tische, lehnte Autogrammwünsche höflich ab und lud jedem, der mit einem Designer-Pappteller vorüberkam, Gemüse auf: Felderbsen, kandierte Jamwurzeln und Gemüse (Rüben, Senfsprossen oder Kohl). Wahrscheinlich hält sie sich für Jesus, der den Aposteln die Füße wäscht, dachte Cal.
    Zwei Geheimdienstmänner lungerten um Liberty Belle herum, und vier Agenten bewachten Berthelot und Wiedenhoedt; sie musterten die Menge wie Knastbullen, die beim Hofgang nach Unruhestiftern Ausschau halten.
    Cal hatte den Eindruck, daß jeder, der in Pine Mountain wohnte – plus einhundert andere –, anwesend war. Mr. Kemmings war da, und Cal brachte ihm einen Teller zu einem Tisch neben dem doppelbreiten Wohnwagen und unterhielt sich ein paar Minuten lang mit ihm. Dann erblickte er Shawanda Bledsoe mit einigen Freunden und Angehörigen und winkte sie zu den Serviertischen, damit sie später damit angeben könnten, daß Grace Rinehart – jawohl, die Grace Rinehart – ihnen auf ’ner weißen Beerdigungssause tatsächlich Süßkartoffeln und Gemüse aufgeschaufelt hatte.
    Ein paarmal versuchte er, Lia ein Zeichen zu geben, aber es hatte keinen Sinn – sie war belagert

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