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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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schüttelte. Er wälzte sich herum und sah, wie Dolly, sein Tortenstückpartner, mit den Lippen etwas Dringliches formte.
    »… Besuch«, kam es endlich hörbar aus seinem Munde. »Wir haben Besuch, Gordon.«
    Aber ich habe schon mit dem Präsidenten gesprochen, dachte Vear und versuchte, Peter Dahlquists Hand wegzuschieben. Ich hätte ihn beinahe mit einer deiner geklauten Spulen umgebracht. Aber sein Leibwächter hat mich erwürgt, ich bin aufgewacht, und nichts von all dem ist wirklich passiert …
    Guter Gott, kommt jetzt noch eine von diesen Episoden? fragte Vear sich.
    In Panik schwang er die Beine auf den Boden, wobei er Dolly fast in die Weichteile getreten hätte, und stellte erleichtert fest, daß er in seinem Zimmer war, nachdem Commander Logan ihn vor so-und-so-vielen Tagen mit Arrest belegt hatte (von Shuttleflug-Einsätzen und gelegentlichen Ausflügen in den Speisesaal abgesehen). Eine noch weitaus größere Erleichterung war es, zu sehen, daß der Besuch nicht King Richard, sondern Von Braunvilles stationäre Psychotherapeutin war, Dr. Erica Zola.
    Eine Frau? In seinem und Dollys Tortenstück? Verstieß das nicht gegen die Stützpunktvorschriften?
    »Verzeihen Sie«, sagte sie, »daß ich Sie so überfalle. Ich weiß, wie sehr Sie es schätzen, ungestört zu sein. Aber etwas Unmögliches hat sich ereignet, und ich habe die Anweisung, Sie und Peter an einen Ort zu bringen, wo wir gefahrlos kommunizieren können.«
    »Gefahrlos kommunizieren?«
    »Die Worte dessen, der mich geschickt hat. Wörtlich zitiert.«
    »Commander Logan hat Sie angewiesen, meinen Kollegen und mich irgendwo hinzubringen, wo wir … ›gefahrlos kommunizieren‹ können?«
    »Sie redet nicht von Commander Logan«, sagte Dolly.
    Was, zum Teufel, ist hier los? dachte Vear. Sein Commander wollte, daß er in seiner Wohnkuppel unter einer Art selbstbeaufsichtigtem Hausarrest blieb, aber Dolly und diese Frau drängten ihn, mit ihnen zu einem Stelldichein mit einem mysteriösen Erteiler von Anweisungen zu gehen, der anscheinend nicht der Commander des Stützpunktes war.
    »Sie sprechen doch nicht vom Präsidenten, oder?« fragte Vear.
    »Gordon, ich hatte auch eine Nanophanie.«
    »Eine Nanophanie?« fragte Dolly Erica.
    »Eine Zwergenerscheinung«, sagte sie. »Eine unmögliche Zwergenerscheinung.«
    Vear, in Overall und barfuß, packte sie bei den Schultern und schaute hinunter in ihr hübsches, aber irgendwie wölfisches Gesicht. »Sie meinen, Sie haben denselben Zwerg gesehen wie ich? Aber das beweist doch, daß ich keinen Sprung in der Schüssel habe, oder?«
    »Ich weiß nicht, was es beweist. Vielleicht nur, daß ich auch einen Sprung in der Schüssel habe.«
    »Sie haben mit ihm gesprochen?«
    »Er wartet auf uns, Gordon. Auf uns alle drei.«
    »Aber ich habe doch noch nie einen Zwerg gesehen, der draußen ohne Anzug herumtobte«, wandte Dolly ein. »Was, zum Teufel, will er denn von mir?«
    »Vielleicht wird er es Ihnen sagen, Peter. Kommen Sie!«
    »Moment«, sagte Vear. Er wurde mißtrauisch. Das war ein Witz. Franciscus und Stanfield hatten Erica dafür gewonnen, ihnen dabei zu helfen, ihn vor allen, die in Von Braunville Dienst taten, wie einen Idioten aussehen zu lassen. Sie würde ihn – und den verschlagen heuchelnden Dolly – in einen ›leeren‹ Schutzraum in der Nachbarkuppel führen, und wenn sie dort wären und den Raum betreten hätten, würden Franciscus und alle anderen herumspringen, gekleidet wie die sieben Zwerge. Sie würden Schilder mit ihren Namen um den Hals tragen: Grumpy, Doc, Bashful, Dopey etc. Vielleicht hatte sich einer sogar das Gesicht geschwärzt, und der nannte sich dann (hi ho, ha ha) Darky.
    »Was haben Sie?« fragte Erica.
    »Ich bin enttäuscht von Ihnen, das ist alles.« Erbost umriß Vear seinen Verdacht. Er marschierte auf und ab, schäumend vor Wut. Es sei nicht überraschend, daß das Personal in der Mondbasis der Langeweile anheimfalle; aber diese zu vertreiben, indem man jemanden, der am Rande eines Kraters eine verstörende Halluzination erlitten habe, grausam zum Gespött machte – nun, das war ein Benehmen, wie es schwachsinnigen Fünftkläßlern entspräche, nicht aber Profis, die auf ihren Professionalismus stolz waren.
    »Und wenn es nun etwas mit Roland Nyby zu tun hat?« konterte die Frau. »Würden Sie es immer noch als barbarische List betrachten?«
    Vear hörte auf zu marschieren, hörte auf zu schäumen. Nein, dachte er. Wenn das irgend etwas mit Nyby zu tun hat,

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