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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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aus der Portokasse bei General Dynamics geklaut. Ich habe den gespenstischen Verdacht, daß es sich um … na ja … um karmisches Geld handelt. Daß es das ist, was ich in einer vollkommenen Welt kassiert hätte, wenn Gott oder irgendein anderer wirklich gerechter Beobachter meine geistigen Bemühungen in … in was? … in klingende Münze verwandelt hätte. Aber es sind keine Münzen, nicht? Nur das geräuschlose Zeugs.« Er lachte.
    Lia legte seine Brieftasche hin und wischte sich die Hände am Rock ab. Was ist hier los? Was, zum Teufel, geht heute morgen hier in meinem Büro vor?
    »Na?« fragte der Mann.
    »Na – was?«
    »Meinen Sie, es ist genug, um eine Tasse Kaffee zu bezahlen? Auch wenn es kastrierter ist – entkoffeinierter, meine ich –, hat er sich doch anscheinend zur Trinkbarkeit durchgetröpfelt.« Er lachte wieder; es war ein gespanntes, beinahe manisches Glucksen.
    »Es ist reichlich«, sagte Lia. »Ich nehme Sie mit Vergnügen.«

 
    3 »Machen Sie doch den letzten Käfig sauber und gönnen Sie sich eine frühe Mittagspause«, sagte Mr. Kemmings, als Cal wieder hereinkam.
    Es war schon halb zwölf. Cal brauchte ungefähr zwanzig Minuten für ein Aquarium, wenn er es gründlich ausschrubbte, die ›Bären‹ in warmer Seifenlauge badete und die Biester trockenfönte. Gott sei Dank benötigten sie diese Behandlung nur einmal in der Woche. Trotzdem, die ›frühe‹ Mittagspause heute würde ihm netto nur zehn Minuten zusätzlich einbringen. Himmelarsch, Mr. Kemmings Großzügigkeit war atemberaubend.
    Aber Mr. K. wußte, wie spät es war. »Nehmen Sie sich eine volle Stunde«, sagte er. »Sie haben es verdient. Sie sind mit der Lady fertig geworden, Pickford. Ich habe sie Ihnen angehängt, wissen Sie. Sie hatte so etwas an sich, daß ich mich nicht getraut habe, sie zu bedienen. Aber Sie haben sie angenommen und einen hübschen Abschluß zustandegebracht. Einen sehr hübschen Abschluß.«
    »Ja, Sir. Dabei dachte ich, ich könnte schon von viel Glück sagen, wenn ich Ihr ein paar weiße Mäuse verkaufe.«
    »Weiße Mäuse?«
    »Ja. Ich hatte den Eindruck, sie würde sie mit nach Hause nehmen und auffressen wie ›Mein bester Quetscher‹.«
    Mr. Kemmings lachte. ›Mein bester Quetscher‹ nannte er die Boa constrictor des ›Happy Puppy Pet Emporium‹. Mit Genugtuung hörte man, wie Mr. K. ein echtes Kichern entwich. Er war nicht übel, der alte Knacker – nur eben ein eingefleischter Calvinist, wie Cal, seinem Namen zum Trotz, es niemals werden würde. Protestantische Arbeitsethik in jeder Hinsicht, das war Mr. K. Für guten Schweiß gab’s guten Preis.
    »Was hat Sie denn nervös gemacht?« wollte Cal wissen. »Wissen Sie, wer sie ist?«
    »Ihren Namen kenne ich nicht, aber sie kam mir irgendwie bekannt vor. Ich glaube, deshalb war ich beunruhigt.«
    »Jedenfalls hatte sie irgendwie Geld, Mr. Kemmings. Sie hätten mal den Wagen sehen sollen.« Bei sich fügte er hinzu: Von dem Witzbold, der vor ihr da war, ganz zu schweigen.
    »Haben Sie einen Blick auf das Kennzeichen werfen können?«
    »Nein, ich war zu …« Cal brach ab. Hatte er nicht einen Zehn-Pfund-Sack Zedernspäne in den Kofferraum des Caddie gewuchtet? Natürlich. Langsam erschien es vor seinem geistigen Auge, das Nummernschild am Wagen der Frau. »Es war eine Bundesnummer«, sagte er, die Vision interpretierend. »Nicht aus Georgia, sondern ein Kennzeichen mit … äh … irgendeinem hohen U.S.-Regierungssiegel oder Emblem.« Seine Angst kehrte zurück, intensiver als vorher, potenziert durch die Tatsache, daß er und Mr. K. eine empirische Basis für ihr »Miss«-Behagen gefunden hatten.
    »Glauben Sie, sie war vom FBI?« fragte Cal. »Von der Nixon’schen Klopfnicht-Brigade?«
    »Agenten hängen sich kein Schild ans Auto. Sie wären dumm, wenn sie sich zu erkennen gäben.«
    »Was dann?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht die Frau von irgendeinem hohen Bonzen. Vielleicht hatte sie etwas mit Fort Benning unten in Columbus zu tun. Auch die hohen Bonzen und ihre Familien haben ein Leben zu leben. Manchmal gehen sie wahrscheinlich einkaufen wie normale Leute. Es muß nicht unbedingt ein Besuch sein, bei dem unsereins in Angst und Schrecken geraten muß.«
    »Es ist aber auch nicht unbedingt kein solcher Besuch. Weshalb ist uns die Sache denn so verdammt unheimlich?«
    »Vielleicht kam sie von irgendeiner Bundesbehörde. Vielleicht war es eine getarnte Inspektion – um zu kontrollieren, ob wir den Bundesvorschriften zur

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