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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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noch nicht, aber geschehen wird es wegen eines geisthaften Zwerges; wegen der Entschlossenheit von Erica Zola; wegen Dahlquists und seiner ratlosen Komplizenschaft; und wegen der Hilfe der Neuankömmlinge, die dort vorn sitzen und den Auftritt des Präsidenten erwarten. Vor allem wegen des Bischofs.
    »Ich möchte hinten sitzen«, sagt Vear zu Dahlquist.
    »Entspanne dich«, flüstert Dolly. »Das wird die Pro-forma-›Ich freue mich, hier zu sein‹-Rede werden, die jeder Politiker auf Wahlkampfreisen hält.«
    »Er ist nicht im Wahlkampf.«
    »Träumer. Er ist immer im Wahlkampf.«
    Vear schiebt seinen Zimmergenossen mit dem Ellbogen zu einem Sitz in der hinteren Reihe, und der Saal füllt sich weiter. Gemurmel allenthalben. Ein greifbarer Strom der Erregung in der refiltrierten Luft.
    Und das alles für eine Pro-forma-›Ich freue mich, hier zu sein‹-Rede? Nein, Sir. Nicht sehr wahrscheinlich. Der Präsident ist zum Mond gekommen, um sich von ihnen bejubeln zu lassen, und Vear erinnert sich an die Fugue, die ihm am inneren Kraterrand widerfahren ist.
    Er erinnert sich auch an das Andockmanöver im Lunarorbit, wo das T-Schiff Checkers und das Shuttle Daisy Duck zusammentrafen, um Fracht und Passagiere auszutauschen. Das Docken hat ewig gedauert. Warum? Weil man nicht in einer knappen Viertelstunde das T-Schiff auftanken und die vielen guten Sachen, die es mitgebracht hatte, durch die Dockschleusen ins Shuttle schaffen kann. Sie haben es auch nicht getan. Es hat fast eine Stunde gedauert, entsinnt sich Vear. Und in diesen mühseligen sechzig Minuten haben nur der Präsident und der Geheimdienstmann Griegs es abgelehnt, bei der Arbeit zu helfen. Statt dessen ist Nixon an Vear vorbei in die Luftschleuse der Daisy Duck gepaddelt, sobald die Instrumente erkennen ließen, daß dort eine atembare Mischung von Sauerstoff und Stickstoff vorhanden war.
    Wie bei seiner lunaren Halluzination nahm der Major Haltung an und salutierte vor dem Präsidenten. Aber Nixon schwebte weiter. Sein Gesichtsausdruck entsprach in gespenstischer Vollkommenheit dem, den er zur Schau getragen hatte, als er Ingham in der Halluzination mit einem Kopfnicken in Vears Tortenecke hatte treten lassen. Aber Ingham existierte nirgendwo außerhalb der Fugue – Robinson und Griegs hießen die Männer auf dieser Reise, einer unbestreitbar realen Reise –, und dort, in der beengten Luftschleuse des T-Schiffs, wußte Vear, daß er wieder im Begriff war, es zu verlieren.
    Sprich mit dem Mann, ermunterte er sich. Du kannst den Präsidenten der Vereinigten Staaten nicht vorbeiziehen lassen, ohne ihn zur Kenntnis zu nehmen.
    Und so kläffte er: »Gut, Sie wiederzusehen, Sir. Wir hoffen, Sie hatten alle eine gute Überfahrt.«
    Griegs quetschte sich neben Vear in die Schleuse und sagte: »Yeah, war prima.«
    Nixon drehte sich fächelnd herum und musterte Vear kurz. »Was soll das heißen, mich ›wiederzusehen‹? Wir sind uns noch nicht begegnet, oder, Major?«
    »Nein, Sir. Ich hätte sagen sollen, ›leibhaftig‹. Ich habe Sie schon so oft im Fernsehen gesehen, daß es mir vorkam wie ein Wiedersehen.«
    Die Miene des Präsidenten verhärtete sich; seine Hängebacken bebten, als erwäge er eine Antwort. Statt dessen bedachte, ja züchtigte er Vear mit einem Stirnrunzeln von so roher Eindringlichkeit, daß der Major fühlte, wie sein eigenes Gesicht puterrot anlief. Dann schob Griegs ihn beiseite, und der Präsident und sein Bodyguard schnallten sich auf den Sitzen im Shuttle an.
    Danach beaufsichtigte Vear, nicht wenig erschüttert, das Umsteigen aller anderen Passagiere und den Transfer der Ladung von Bord der Checkers in den Kropf unter der Daisy Duck. Meerschweinchen. Pflanzen. Cowboy. Und ein protestantischer Episkopal-Bischof.
    Und bestimmt, denkt Vear, als über die Lautsprecher das Lied ›Hail to the Chief‹ erklingt, wird Bischof Marlin für uns sehr viel wichtiger sein als Breschnew-Bären, importiertes Grünzeug oder dieser bang dreinblickende Pickford.
    Ja, Pickford sieht ebenso nervös aus, wie Vear sich fühlt, und man kann es ihm leicht nachfühlen. Bei den wenigen Worten, die der Major und der Meerschweinchen-Wärter – Gott, was für ein Job! – auf dem Flug herunter gewechselt haben, schien Pickford ganz okay zu sein. Als die Daisy Duck über die Mascon im Mare Crisium hinwegsauste (›Massive Concentration‹ – ein uralter Meteorit, dessen tief vergrabene Masse das Shuttle beschleunigte und es unter der Wirkung von

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