Dieser Mann ist leider tot
Reaktion. Kann dieser verkniffene Arsch keinen Spaß vertragen?
Ich sterbe, denkt Murdock erstaunt; ich war blind, und jetzt sterbe ich. Kingpin, der Herr der verbrecherischen Unterwelt, hat mich im Kampf Mann gegen Mann besiegt.
Und im letzten Fenster seines Bewußtseins – im letzten Bild eines Comic-Abenteuers mit üblem Ausgang – sieht Murdock die Gesichter einer trauernden Frau und zwei verzweifelter kleiner Mädchen. Die Gesichter, bemerkt er, sind asiatisch und daher verwirrend fremdartig …
Grif Langland, Captain der Polizei, konnte nicht glauben, was Hiram Berthelot ihm gerade gesagt hatte. Wie sollte er auch? Der Geheimdienstmann, der dem Landwirtschaftsminister zugeteilt war, widersprach seinem Chef unablässig und behauptete, er, Jared Twitchell, habe Le Boi Loan umgebracht, nicht der hartnäckige Hiram Berthelot.
»Twitchell, halten Sie jetzt das Maul und lassen mich gestehen?«
»Nein, Sir. Ich werde nicht erlauben, daß Sie die Verantwortung übernehmen für etwas, das ich getan habe. Außerdem bin ich dazu autorisiert, so etwas zu tun.«
»Niemand ist dazu autorisiert, einen Mord zu begehen, Twitchell. Zumindest sollte es niemand sein.« Er sah Langland an. »Ich habe mir angemaßt, das Gesetz zu brechen, und jetzt stelle ich mich.«
»Hören Sie auf Agent Twitchell«, sagte Langland; er konnte sich nicht erinnern, daß ihm je so unbehaglich zumute gewesen war. Er wollte nicht den berühmtesten Georgianer der nationalen Politik seit Jimmy Carter verhaften. Jedermann von Atlanta bis Waycross würde nach seinem Skalp schreien, und mit King Richards Hilfe würden sie ihn vielleicht kriegen.
»Ich habe einen Mord begangen, Captain Langland.«
»Nennen Sie es ›potentiell gerechtfertigten Totschlag‹. Sie hatten Ihre Gründe.«
»Er war’s nicht«, sagte Twitchell. »Ich war’s.«
»Es geschah nicht mit Vorbedacht«, sagte Berthelot. »Rein impulsiv. Ich habe meine Frau geliebt. Sie werden niemals wissen, wie sehr. Aber ein impulsiver Mord ist immer noch ein Mord, und nicht einmal ein Mitglied des Kabinetts des Präsidenten steht über den Gesetzen. Verhaften Sie mich! Ich verlange, daß Sie mich verhaften!«
Denk nach, ermahnte Langland sich. Denk nach! »Sir«, sagte er, »es gibt überhaupt keinen Grund, weshalb irgend etwas herauskommen sollte.«
»Verdammt! Glauben Sie, ich wünsche, daß die Sache vertuscht wird? Kein Berthelot hat sich je vor der Verantwortung für seine Taten gedrückt, und diese Regierung duldet keine Vertuschungen!«
Langland war froh, als er Twitchell sagen hörte: »Schauen Sie, Sir – daß Sie die Verantwortung für diesen … diesen Unfall übernehmen, wäre nicht im nationalen Interesse.«
»Das ist Mumpitz«, versetzte Berthelot.
»Präsident Nixon ist nicht im Lande – ja, er ist nicht mal auf dem gottverdammten Planeten –, und diese beschissene Nachricht rauszugeben, während er weg ist, das wäre … impatriotisch. Sie belasten die Regierung mit einem schrecklichen Skandal, wenn sie es am wenigsten gebrauchen kann.«
»Er hat recht, Sir«, warf Langland ein, dankbar dafür, daß ein Schrank wie Twitchell in der Lage war, überzeugende Gründe für … na, für die Vertuschung eines durch ein Kabinettsmitglied begangenen Mordes vorzubringen. Wider Willen schien Berthelot den Appell des Geheimdienstmannes an seinen Patriotismus zu bedenken. »Sie können eine solche Bombe nicht platzen lassen, wenn der Präsident sich auf einer historischen Reise zum Mond befindet.«
Der Minister sackte niedergeschlagen in einem Sessel zusammen. Er schloß die Augen, rieb sich die Schläfen und zog eine Grimasse.
»Sie sollten Präsident Nixon um seinen Rat bitten«, sagte Langland.
»Richtig«, sagte Twitchell. »Aber Sie würden ihn in heillose Besorgnis stürzen, wenn Sie ihn fragten, während er unterwegs nach Von Braunville ist.«
»Ich habe einen Menschen getötet!«
Darauf Twitchell gleichmütig: »Ich habe viele Menschen getötet.«
»Vergessen Sie die Sache einfach, bis der Präsident wieder da ist«, schlug Langland vor. »Dann sprechen Sie mit ihm. Einstweilen wird meine Abteilung sich um alles kümmern, was uns in Verlegenheit bringen könnte.«
Berthelot stöhnte. Aber Langland sah, daß sie ihm den Boden unter den Füßen weggezogen hatten. Er war ein ehrenhafter Mann, aber er war auch ein Patriot, und sein Patriotismus erforderte, daß er King Richard um seine Genehmigung für ein Geständnis ersuchte, ehe er damit in die
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