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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Rodeo-Bocksprünge erfordern. Cal Pickford schlüpft hinzu, um Robinsons Arm zu packen und ihm die Pistole zu entwinden.
    »Aufhören mit diesem Unfug!« ruft Bischof Marlin. »Sofort aufhören mit diesem Unfug!« Seine machtvolle Stimme verwirrt einige der Wütenden, und als er noch einmal brüllt, verstummen sogar die unversöhnlichsten unter ihnen.
    Vear, der auf seinen Stuhl gestiegen ist, beobachtet, wie Bischof Marlin Nixon zum Podium zurückdreht und mit einem angewiderten Schubs losläßt. Dann drängt der Bischof den Präsidenten vor dem Mikrophon beiseite, befiehlt dem streitsüchtigen Dozer-Jockey, Schikin und Nemow aufzuhelfen, und tadelt jedermann im Saal für diesen ›puerilen Barbarismus‹.
    »Das kommt davon, daß wir unsere Versammlung ohne ein ordentliches Gebet begonnen haben«, erklärt er.
    Nixon, sieht Vear, steht zur Rechten des Bischofs und hat sich wieder mehr oder minder gefaßt. Seine Augen aber haben einen verschleierten Blick, und seine Kinnbacken erscheinen blauer und schärfer hervorzuragen als bei seinem Eintreten.
    »Und nun«, sagt Bischof Marlin, »schließen wir mit einem Segen.« Und er segnet die betretene Menge. »Begrabt eure Feindseligkeiten und gehet hin in Frieden.«
    Der Präsident rückt mit einem roboterhaften Schulterheben seine Manschetten zurecht, macht auf dem Absatz kehrt und verläßt den Raum durch die Küche. Commander Logan und die beiden Geheimdienstmänner folgen ihm hinaus.
    »Gratuliere«, sagt Dolly zu Vear.
    »Wofür?«
    »Dafür, daß sie dich für die Mars-Mission ausgesucht haben. Das ist eine hohe Ehre.«
    »Es ist ein Alptraum. Ein Alptraum, den ich schon gehabt habe.«
    Die Pflanzengirlanden im Saal schwanken im spürbaren Wind der vergangenen Unruhe. Vear und Dolly, die vor fünfunddreißig oder vierzig anderen hinausgegangen sind, kehren nachdenklich in die C-Kuppel zurück.
     
    Cal lag im Netz der Nieder-g-Hängematte, die er im Quartier des Kaplans aufgehängt hatte, weil Marlin ihn gebeten hatte, den Raum mit ihm zu teilen; die beiden Männer sinnierten über das Verhalten des Präsidenten.
    »Er hat sie nicht mehr alle, nicht wahr, Sir?«
    »Manche sagen, er hätte sie noch nie alle gehabt. Tatsache aber ist, daß es seit den ’80er Wahlen rapide mit ihm bergab geht.«
    Cal versuchte, sich in der Hängematte aufzurichten; Marlins Antwort war die erste despektierliche Bemerkung über den Präsidenten, die er von diesem Mann je gehört hatte.
    »Was meinen Sie mit ›rapide‹?«
    »Die imperiale Präsidentschaft gelangte schon in seiner ersten Amtsperiode zu voller Blüte, und er hatte ohne Zweifel schon vor dem Sieg in Vietnam jede klarsichtige Selbsteinschätzung verloren. Aber erst in den letzten zwei Jahren hat er seine Seele dem Bösen übereignet, dem er, ohne es zu wissen – doch nicht ohne es zu wollen –, so lange als Werkzeug gedient hat.«
    »Dem Bösen? Was meinen Sie? Ich verstehe Sie nicht.«
    Bischof Marlin saß am Schreibtisch des alten Kaplans, neben sich eine Bibel und ein offenes Gebetbuch. Er schrieb in Druckbuchstaben ein paar Worte auf ein Blatt Papier und gab es Cal; der nahm es und las die folgende Botschaft: ER IST VON DÄMONEN BESESSEN. VIELLEICHT VON SATAN SELBST.
    Cal blickte sich um. Offensichtlich fürchtete der Bischof, das Tortenstück in der B-Kuppel sei verwanzt. Marlin schrieb noch ein paar Worte auf seinen Block, riß das Blatt ab und reichte es ebenfalls Cal. BELEIDIGT DIE SOWJETS UND SCHLÄGT EINEN. DAS IST ÜBERGESCHNAPPTES VERHALTEN.
    Cal zappelt, bis es ihm gelingt, die Beine aus der unbequemen Hängematte zu befreien. »Ich stimme mit Ihnen überein, Sir, aber …«
    Noch ein Blatt: NICHT NUR INDIZIEN. BERTHELOT HAT MIR ETWAS GESAGT, DAS ES BEWEIST.
    »Was beweist, daß er«, besessen ist, wollte Cal sagen, aber der Bischof schüttelte den Kopf und reichte ihm die in Blockbuchstaben geschriebene Mitteilung: PRÄSIDENT PLANT VORBEUGENDEN ATOMSCHLAG GEGEN SOWJETUNION & SATELLITENGESTÜTZTEN LASERANGRIFF.
    »Wann?« platzte Cal heraus.
    INNERHALB DER NÄCHSTEN ZWEI WOCHEN.
    »Warum?«
    ANGEBLICH WEGEN SCHLECHTEN BENEHMENS DER SOWJETS IN MITTELAMERIKA, AFGHANISTAN, POLEN. ER GLAUBT ES SOGAR SELBST. IN WAHRHEIT ABER, WEIL ER IN DER GEWALT VON DÄMONEN IST, WELCHE DIE GANZE MENSCHHEIT VERFÜHREN & ARMAGGEDON HERBEIFÜHREN WOLLEN.
    Moment mal, dachte Cal. Der Bursche ist verrückt. Ich habe guten Grund, unseren zum vierten Mal amtierenden Präsidenten für das übelste Schwein diesseits von Nazideutschland

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