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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Overalls und fand Lias Fischbrosche: Sie war ein bißchen warm. Ein beruhigender Talisman.
     
    Lia erschien auf der Brown Thrasher Barony in Bluejeans und einem von Cals Westernhemden. Das Hemd hatte Perlmutt-Druckknöpfe und ein blaues Schulterstück. Der Himmel über der Pferdefarm war klar, die Luft frisch, der Boden leicht sumpfig vom letzten Regen. Ein guter Nachmittag zum Reiten.
    Jeff Bonner sagte: »Keine Neuigkeiten von Cal, seit er zum Mond geflogen ist?«
    Die ganze Familie Bonner wanderte vom Wohnwagen zu den Stallungen. Die Azaleen längs des Zaunes waren bereits verblichen, aber Wildblumen – Primeln und Veilchen hauptsächlich – übertupften immer noch die Wiesen, pastellfarbene Korken auf einem weiten, smaragdgrünen See. Ein Stück weiter unten an der Straße hämmerte ein rotbemützter Buntspecht auf einen Zaunpfahl ein.
    »Es wäre ein ziemlich teures Ferngespräch, Jeff.«
    »Yeah, aber …«
    »›Yeah, aber‹, ›Yeah, aber‹, ›Yeah, aber‹«, äffte Suzie ihn nach. »Paß mal auf, Jeff. Wir haben Lia hier draußen, um sie von diesem Zeug abzulenken, nicht um sie darüber auszufragen.«
    Sei gesegnet, dachte Lia. Nur der oberste Angestellte der Vereinigten Staaten kann von Censorinus nach Hause telephonieren und die Gebühren dem amerikanischen Steuerzahler aufbrummen. Und vielleicht wißt ihr es ja nicht, aber es ist leicht möglich, daß keiner von uns je wieder etwas von meinem Herrn Gemahl hört – zumindest nicht in diesem historischen Kontinuum. Und welche Chancen wir haben, einander in der abreagierten Realität zu begegnen – tja, das weiß ich ehrlich nicht.
    Abreagierte Realität? Woher hast du denn das? fragte Lia sich. Der Ausdruck hatte einen merkwürdigen, beinahe ominösen Klang, und doch wußte sie intellektuell, daß Cal nach Von Braunville gefahren war, um Bischof Joshua Marlin und vermutlich einigen nicht weiter spezifizierten anderen zu helfen, ›die Erlösungsschaltung zuwege zu bringen‹. Daß King Richard sich ebenfalls dort aufhielt, war von ominöser Bedeutsamkeit, denn wenngleich Cal Kais ›Linse‹ war, ein Glas, welches die Stereographie des toten Schriftstellers fokussieren würde, so war der Präsident doch der Zunder, den dieses läuternde Brennglas entzünden und aus dem Dasein hinausbrennen mußte, um Platz zu machen für die bessere, lange unterdrückte Realität, die sie mit ihrem Bemühen … nun, eben ›abreagieren‹ würden.
    »Hey, Suzi«, sagte Jeff, »ich treibe doch nur brüderliche Konversation.«
    »Du stichelst und stichelst und stichelst wie immer. Bitte hör auf!«
    »Himmel. Verzeih, daß ich atme.«
    Martin und Carina, die vor den drei Erwachsenen herrannten, verschwanden im Stallgebäude.
    »Reitet ihr eigentlich je auf den Vollblütern?« fragte Lia. Wie mochte es wohl sein, auf einem dieser prachtvollen Tiere zu sitzen? Die meisten Leute, die auf der Brown Thrasher Barony ritten, bekamen Warmblüter. Die Vollblutpferde, die Horsy Stout für private Rennbahnen in Florida, Alabama und Kentucky trainierte, waren für Amateure VERBOTEN, und zwar wegen der gewaltigen Summen, die man in sie investiert hatte – nicht so sehr um der Börsen willen, die sie in Wiedenhoedts Träumen beim Rennen gewannen, sondern wegen der Steuerabschreibung, die sie bereits darstellten. Ja, Lia hatte den Eindruck, daß Divine Intervention, Radioactive und die anderen Vollblüter vom Segen des Landes lebten. Sie wurden gestriegelt, gefüttert und gehätschelt, und sie taten – über ihre Existenz hinaus – buchstäblich nichts, um den Aufwand für Stall und Futter zu rechtfertigen.
    »Nicht oft«, sagte Suzi. »Es sind heikle Geschöpfe. Wir wollen eigentlich nicht, daß die Kinder sie reiten.«
    »Und wenn ich ein Vollblut reite? Ich würd’s gern mal tun.«
    »Lia …«, begann Jeff, sichtlich verärgert.
    Sie betraten das hohe Stallgebäude. Bourbongoldene Lichtstrahlen fielen schräg durch die Oberlichter, und Suzi sagte: »Komm, Jeffrey, laß sie doch. Für das Pferd wäre es gut, und Lia würde es Spaß machen.«
    »Sie bricht sich den Hals.«
    »Na, dann wärst du mich doch los, oder?«
    »Bei meinem Glück würden deine Anwälte mir sechsunddreißig Klagen anhängen.«
    Aber Suzi setzte sich gegen Jeff durch, und Lia bekam eines der nervösen Pferde; Horsy kam aus seiner Dachkammer herunter, um Carina und Martin beim Satteln zu helfen. Wieder fühlte sich Lia durch die verkrüppelt erscheinende, aber unverblümt kraftvolle Gestalt des Zwerges

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