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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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zu halten, aber nicht einen Augenblick lang glaube ich, daß ich seinen verräterischen Größenwahn – ein Wort, das Lia sogar auf mich angewandt hat – auf Dämonenbesessenheit zurückzuführen habe.
    Sie besprachen sich auf diese Weise – Cal wachsam laut, Bischof Marlin auf seinen Notizblock kritzelnd – noch ein paar Minuten lang, und Cal erfuhr, daß Nixon nicht nur zur Hebung der Moral etc. auf den Mond gekommen war, sondern auch, um seine eigene Sicherheit zu gewährleisten, wenn die vorbeugenden Atomschläge durch SAC-Bomber und silogestützte Interkontinentalraketen und der Angriff durch experimentelle Satellitenlaser den Planeten Erde in die Gefahr regelrechter, totaler Vernichtung brachten. Weitere Anzeichen für die irreversible Verkommenheit des Präsidenten waren die Tatsache, daß er seine Familie völlig im Stich gelassen hatte, und sein Verlangen, die vier sowjetischen Kosmonauten rechtzeitig zu diesem vernichtenden Feuerwerk wieder nach Hause zu schaffen.
    Es klopfte an der Tür des Kaplanzimmers.
    Die beiden Männer schraken auf. Haben wir uns schon verraten? fragte Cal sich. Sie rafften die inkriminierenden Zettel des Bischofs zusammen und zerknüllten sie zu kleinen Kugeln.
    »Komme schon«, rief Marlin. »Nur einen Augenblick.«
    »Warum haben Sie mir das nicht schon früher gesagt?« wollte Cal wissen.
    »Wo denn? In der NASA-Anlage in Houston? Sie wären nicht mitgekommen. An Bord der Clemency, der Checkers oder der Daisy Duck? Auch das war unmöglich. Der Präsident saß ja praktisch die ganze Zeit auf unserem Schoß.«
    Wieder klopfte es hartnäckig.
    »Komme schon!« rief der Bischof noch einmal. Er drückte auf den Knopf, der die Tür öffnete, und Cal erblickte im Korridor der B-Kuppel (1) den Shuttle-Piloten, der sie aus dem Lunar-Orbit heruntergeflogen hatte, (2) einen großen blonden Mann mit knabenhaft perplexem Stirnrunzeln und (3) eine Frau mit großen Augen und verfärbten Zähnen, die ihm bekannt vorkam. »Major Vear«, sagte Bischof Marlin. »Bitte treten Sie ein.«
    Das Trio trat ein. Vear stellte die beiden anderen hastig vor, und unversehens lag Cal sich mit Erica Zola, der Stützpunkt-Psychologin, in den Armen – nicht aus eigener Initiative, sondern weil sie ihn angesprungen hatte wie eine lange verschwundene Schwester. Sie brauchten ein paar Augenblicke, um die Einzelheiten ihrer früheren Bekanntschaft zu ermitteln, aber als sie schließlich alles aufgeklärt hatten, erwiderte Cal ihre Umarmung und dachte dabei: Das ist es, das ist der Anfang …
    Erica trat zurück und wandte sich an Bischof Marlin. »Sie sind hier, um uns zu helfen, unsere unterdrückte Freiheit abzureagieren, nicht wahr?«
    Selbst wenn das Kaplanszimmer mit Wanzen ausgestattet war, dachte Cal, würde niemand, der diese Bemerkung gehört hatte, daraus viel schließen können. Er wußte natürlich, was ›abreagieren‹ bedeutete, aber es schien doch nicht unmittelbar auf diese gefährliche Situation anwendbar zu sein: Eine Verschwörung von fünf bunt zusammengewürfelten, äußerst nervösen Menschen im Kaplansquartier einer US-Mondbasis.
    Gleichwohl verteilten sie sich in der Tortenecke: Erica setzte sich auf das Sofa, Martins Schreibtisch gegenüber, Peter Dahlquist auf einen Stuhl, Cal wieder in die Hängematte und Vear auf den Sitz des Beichtstuhls, den Easson, der letzte Kaplan, nicht hatte benutzen wollen.
    Bischof Marlin verteilte Schreibzeug – ›Magic Markers‹ und Notizblöcke –, damit sie ›sprechen‹ konnten, ohne daß Big Brother auf ihre Pläne aufmerksam wurde.
    »Jetzt fehlt nur noch eins«, sagte Dahlquist laut und betrachtete seinen ›Magic Marker‹. »Unser wiederauferstandener Boss, Kai.«
    »Wer?« rief Cal. »Was haben Sie gesagt?«
    »Sschh«, mahnte Bischof Marlin. »Benutzen Sie Ihre Notizblöcke. Die Wände enthalten verstärkte telemetrische Abhöreinrichtungen, und wenn wir scheitern, kann es sein, daß unsere gesamte terrestrische Ökosphäre stirbt.«
    Die Erinnerung daran hat uns gerade noch gefehlt, dachte Cal, damit wir ruhig und zuversichtlich auf unser Ziel hinarbeiten.
    »Eigentlich«, sagte Dahlquist, »überprüfe ich ja regelmäßig das Kaplanszimmer und Dr. Zolas Sprechzimmer, um sicherzugehen, daß sie nicht abgehört werden. Aber wir benutzen Ihre albernen Magic Markers, wenn Sie es wünschen, Sir.«
    »Oh«, sagte Marlin und wußte nicht weiter; danach führten sie ihr Komplott laut weiter. Cal aber schob unterdessen die Hand in die Tasche seines

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