Dieser Mann macht mich verrückt
vier beisammen gesessen und versucht hatten, ihre Geheimnisse zu enthüllen, war zwischen April und Jack kein einziges Wort gewechselt worden. Stattdessen hatten sie ihre Kommentare immer nur an Dean oder Riley gerichtet.
»April und ich streiten nicht«, widersprach Jack, ohne sich von dem Holz abzuwenden, das er tünchte.
»Doch, ich glaube schon«, beharrte Riley. »Gestern habt ihr nicht miteinander geredet. Und niemand hat getanzt.«
»Manchmal müssen wir arbeiten«, erklärte April. »Man kann nicht immer nur tanzen.«
Da kam Riley zur Sache. »Ich finde, ihr solltet endlich heiraten.«
»Riley!« Deans Mutter, die niemals in Verlegenheit geriet, lief feuerrot an. Was Jack dachte, ließ er sich nicht anmerken.
»Wenn ihr heiratet«, fuhr Riley fort, »wäre Dean kein Ba... Ihr wisst schon, was ich meine«, wisperte sie. »Kein Bastard mehr.«
»Dein Vater ist ein Bastard«, fauchte April. »Aber nicht Dean.«
»Also wirklich, das war nicht nett«, mahnte Riley und hob Puffy vom Boden auf.
»April ist sauer auf mich«, verkündete Jack und tauchte seinen Farbroller in den Eimer, der an seiner Leiter hing. »Obwohl ich nichts weiter verbrochen habe, als ihr vorzuschlagen, wir sollten uns mal treffen.«
Entschlossen verdrängte Dean seinen eigenen Kummer und schaute nach unten. »Verschwinde, Riley.«
»Nein, das will ich nicht.«
»Aber ich muss mit meinen Eltern reden. Über Dinge, die nur Erwachsene was angehen. Später erzähle ich dir alles. Das verspreche ich.«
Ein paar Sekunden lang dachte sie nach, dann ging sie mit Puffy zum Haus.
»Ich will mich nicht mit ihm treffen«, zischte April, sobald das Kind verschwunden war, »Glaub mir, Dean, das ist nur ein kaum verhohlener Versuch, mich ins Bett zu kriegen. Nicht, dass ich mich heutzutage immer noch für unwiderstehlich halte. Aber mach ihm das mal klar.«
»Bitte!«, stöhnte Dean. »Nicht vor eurem Sohn!«
April zeigte mit dem Pinsel auf Jack. An ihrem Arm rann Farbe hinab. »Du liebst Herausforderungen. Aber die werde ich dir nicht bieten. Ganz was Neues, nicht wahr?«
So sehr es Dean auch anwiderte, diese Diskussion über das Sexualleben seiner Eltern zu hören - oder über das nicht existente Sexualleben -, zwang er sich, auszuharren.
»Warum kannst du die Vergangenheit nicht abschütteln, April?«, stieß Jack hervor.
Immer neue Beleidigungen schleuderte der eine dem anderen ins Gesicht. Eifrig bestrebt, sich selbst zu schützen, merkten sie nicht, wie tief sie einander verletzten. Aber Dean spürte es deutlich genug. Er stieg die Leiter hinab. Nur weil sein eigenes Leben ein Schlamassel war, bedeutete das keineswegs, er würde nicht erkennen, was andere Menschen tun mussten. »Für mich wäre es sehr wichtig, dass ihr beide euch mögt. Aber darin liegt mein Problem. Ich weiß, ihr wollt nicht, dass ich mich wie ein Fehler fühle. Und allmählich strengt es euch zu sehr an, in meiner Nähe gute Miene zum bösen Spiel zu machen.«
Welch ein primitiver Köder, den Blue sofort durchschaut hätte. Aber sie saß wegen Diebstahls im Gefängnis, weil Nita ein Halsband in die Handtasche geschmuggelt hatte.
Abrupt verstummten seine Eltern, von heftigen Schuldgefühlen geplagt.
Dann ließ April ihren Pinsel fallen. »Ein Fehler? Hast du dich jemals wie ein Fehler gefühlt?«
Auch Jack kletterte die Leiter herab und trat an ihre Seite. Jetzt bildeten die beiden eine Einheit. »Nein, du warst ein Wunder - kein Fehler.«
»Also, ich weiß nicht so recht ...« Dean verrieb etwas Farbe auf seiner Hand. »Wenn man Eltern hat, die einander hassen ...«
»Unsinn, wir hassen uns nicht«, widersprach Jack in scharfem Ton. »Nicht einmal in unserer schlimmsten Zeit haben wir uns gehasst.«
»Das war damals. Seither sind einige Jahre vergangen. Und ich ... Schon gut, darüber rege ich mich nicht mehr auf. Ich bin zufrieden mit allem, was ich kriege. Wenn ihr meine Matches sehen wollt, schicke ich euch Tickets für Plätze, die möglichst weit auseinanderliegen.«
Jetzt hätte Blue die Augen verdreht. Aber April presste eine Hand an ihre Brust und hinterließ einen Farbfleck. »O Dean ... Das musst du nicht tun, wir können auch nebeneinander sitzen.«
»Tatsächlich?«, fragte er und mimte maßloses Staunen. »Würdest du mir das erklären? Ich bin nämlich völlig verwirrt. Habe ich eine Familie oder nicht?«
Seufzend riss sie das Tuch von ihrem Kopf. »Ich liebe deinen Vater, so verrückt das auch sein mag. Damals habe ich ihn geliebt, und
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