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Dieser Mann macht mich verrückt

Dieser Mann macht mich verrückt

Titel: Dieser Mann macht mich verrückt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Stift nachgezogen, aber keine Zurückhaltung geübt, was die schwarze Wimperntusche und den grellblauen Lidschatten betraf. Vielleicht hatte das kleine Muttermal neben ihren rosa Lippen einmal verführerisch gewirkt. Ihr einziges Zugeständnis an das Alter waren braune orthopädische Schuhe, die geschwollene Knöchel stützten.
    Ihre Ankunft schien keinen der Gäste zu beglücken. Aber Blue beobachtete sie interessiert. Die Frau schaute sich in dem überfüllten Lokal um.
    Verächtlich schweifte ihr Blick über die Leute hinweg und blieb an Blue und Riley hängen. Mehrere Sekunden verstrichen, während sie die beiden ungeniert anstarrte. Schließlich humpelte sie zu ihrem Tisch. Unter der wassermelonenrosa Tunika bebte ein üppiger Busen, von einem erstklassigen BH hochgehalten. »Wer sind Sie?«
    »Blue Bailey. Und das ist meine Freundin Riley.«
    »Was machen Sie hier?« Ein schwacher Brooklyn-Akzent untermalte die Frage.
    »Nun, wir genießen unseren Lunch. Und Sie?«
    »Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, ich habe eine problematische Hüfte. Wollten Sie mich bitten, Platz zu nehmen?«
    Belustigt über die gebieterische Attitüde der alten Frau, lächelte Blue. »Ja, sicher.«
    Wie Rileys verängstigte Miene bezeugte, fürchtete sie die Nähe der Frau, und so rutschte Blue auf ihrer Bank beiseite. Aber die dicke Lady stieß das Kind an. »Rück hinüber.« Sie legte eine große Strohtasche auf den Tisch. Dann ließ sie sich umständlich nieder.
    Die Kellnerin erschien mit Besteck und einem Glas Eistee. »Gleich serviere ich Ihnen das Übliche.«
    Ohne sie zu beachten, konzentrierte sich die Frau auf Blue. »Als ich wissen wollte, was Sie hier machen, meinte ich diese Stadt.«
    »Wir sind nur zu Besuch hier.«
    »Woher kommen Sie?«
    »Genau genommen bin ich eine Kosmopolitin. Und Riley stammt aus Nashville.« Blue legte den Kopf schief.
    »Nachdem wir uns vorgestellt haben, sollten Sie auch unsere Neugier befriedigen.«
    »Hier kennt mich jeder.«
    »Wir nicht«, erwiderte Blue, obwohl sie bereits einen gewissen Verdacht geschöpft hatte.
    »Natürlich bin ich Nita Garrison, die Besitzerin dieser Stadt.«
    »Oh, großartig! Danach wollte ich mich schon erkundigen.«
    Die Kellnerin stellte einen Teller mit Hüttenkäse, einer geviertelten Dosenbirne und klein geschnittenem Eisbergsalat auf den Tisch. »Darf ich Ihnen sonst noch was bringen, Mrs Garrison?«, gurrte sie in honigsüßem Ton, den die Abneigung in ihren Augen Lügen strafte.
    »Einen zwanzigjährigen Körper«, fauchte die alte Frau.
    »Ja, Ma‘am«, murmelte die Kellnerin und flüchtete.
    Mrs Garrison inspizierte ihre Gabel und stocherte zwischen den Birnenstücken herum, als würde sie einen Wurm darunter suchen.
    »Wie kann man eine Stadt besitzen?«, fragte Blue.
    »Die habe ich von meinem Mann geerbt. Irgendwie sehen Sie seltsam aus.«
    »Das fasse ich als Kompliment auf.«
    »Tanzen Sie?«
    »Wann immer sich eine Gelegenheit bietet.«
    »Ich war früher eine ausgezeichnete Tänzerin. Während der fünfziger Jahre habe ich Unterricht im Arthur Murray Studio in Manhattan gegeben. Einmal bin ich Mr Murray sogar begegnet. Er trat in einer TV-Show auf. Daran werden Sie sich nicht erinnern.« Mit einer arroganten Geste deutete Mrs Garrison an, das müsste an Blues Dummheit liegen, nicht an ihrem Alter.
    »Nein, Ma‘am«, bestätigte Blue. »Als Sie Garrison von Ihrem Ehemann erbten - erbten Sie die ganze Stadt?«
    »Alle nennenswerten Teile«, antwortete die alte Dame und stach die Gabel in den Käse. »Sie wohnen bei diesem blöden Footballspieler, nicht wahr? Der die Callaway Farm gekauft hat.«
    »Er ist nicht blöd«, protestierte Riley, »sondern der beste Quarterback in den Vereinigten Staaten.«
    »Mit dir habe ich nicht geredet«, zischte Mrs Garrison. »Sei nicht so unhöflich!«
    Riley sank beklommen in sich zusammen.
    Jetzt fand Blue die Überheblichkeit der alten Frau nicht mehr amüsant. »Riley ist sehr gut erzogen. Und sie hat Recht. Dean mag seine Fehler haben. Aber er ist nicht dumm.«
    Wie Rileys sichtliche Verblüffung verriet, war sie es nicht gewöhnt, dass jemand ihre Partei ergriff, das bedrückte Blue. Alle anderen Gäste vergaßen ihre Mahlzeit und lauschten unverhohlen, was ihr nicht entging.
    Statt klein beizugeben, plusterte sich Mrs Garrison wie ein empörtes Huhn auf. »Also gehören Sie zu den Leuten, die Kindern alles zugestehen, nicht wahr? Die dürfen sich benehmen, wie es ihnen passt, und sagen, was sie wollen.

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