Dieser Mann macht mich verrückt
gezankt? Und die hat dir die Polizei auf den Hals gehetzt?«
»Dieser Xanthippe bist du noch nicht begegnet. Nita Garrison ist hundsgemein, und in dieser Stadt tanzen alle nach ihrer Pfeife.«
»Und du bist eine wandelnde Katastrophe. Seit ich dich von der Straße aufgelesen habe ...«
»Nun bausch es nicht so auf! Du bist ein Football-Profi, du hast doch sicher auch schon mal im Knast gesessen.«
»Noch nie!«, protestierte er entrüstet.
»Quatsch. Die NFL würde dich gar nicht aufs Spielfeld lassen, wenn du nicht mindestens zweimal wegen tätlicher Angriffe hinter Gittern gesessen hättest. Und wenn du eine Ehefrau oder Freundin verprügelst, kriegst du doppelt so viele Pluspunkte.«
»Das finde ich nicht besonders amüsant.«
Wahrscheinlich war‘s das auch gar nicht. Aber es baute ihr Selbstwertgefühl auf.
»Fang noch mal von vorn an«, forderte er, »und erzähl mir ganz genau, was mit der alten Lady passiert ist.«
Blue schilderte die Begegnung in allen Einzelheiten. Danach schwieg er eine Weile.
»Gewiss, Nita Garrison hat sich unmöglich benommen«, gab er schließlich zu. »Aber hättest du nicht etwas diplomatischer reagieren können?«
»Nein!«, fauchte sie. »Nur wenige Leute setzen sich für Riley ein. Eigentlich niemand. Es war an der Zeit, ein Exempel zu statuieren.«
Sie erwartete, er würde ihr vorbehaltlos zustimmen. Stattdessen verwandelte er sich in einen enthusiastischen Stadthistoriker. »Ich habe mit den Anstreichern über den geplanten Verkauf von Garrison gesprochen, und jetzt kenne ich die ganze Geschichte.«
Vor ein paar Stunden wäre sie ganz versessen auf diese Story gewesen. Aber jetzt nicht, nicht bevor er ihr Recht gab.
Dean sauste an einem Dodge Neon vorbei, der sich unklugerweise direkt vor ihnen in den Verkehr einordnen wollte.
»Nach dem Sezessionskrieg kaufte ein Abenteurer namens Hiram Garrison ein paar tausend Morgen in dieser Gegend und baute eine Fabrik. Die vergrößerte sein Sohn - dieses leer stehende Ziegelgebäude, das wir auf dem Highway passiert haben - und gründete die Stadt, ohne einen einzigen Morgen zu verscherbeln. Wenn die Leute Häuser kaufen oder ein Geschäft gründen wollten, mussten sie das Land pachten, sogar die Kirchen. Schließlich vererbte er alles seinem Sohn Marshall, dem Ehemann deiner Mrs Garrison.«
»Armer Kerl ...«
»Vor ein paar Jahrzehnten lernte er sie bei einer Reise nach New York kennen. Er war damals fünfzig. Und sie anscheinend ziemlich sexy.«
»Glaub mir, diese Tage sind vorbei.« Die geschichtliche Lektion erregte ihr Misstrauen. Versuchte er Zeit zu gewinnen? Wenn ja, warum?
»Marshall teilte die Abneigung seiner Ahnen, auch nur einen einzigen viertel Morgen zu veräußern. Da das Ehepaar keine Kinder bekam, war Nita die Alleinerbin. Das Land, auf dem die Stadt gebaut wurde, gehört ihr. Ebenso die meisten Unternehmen.«
»Dann ist diese niederträchtige Person viel zu einflussreich.« Blue zog ihren Pferdeschwanz auseinander, damit das Gummiband etwas fester saß. »Hast du rausgefunden, wie viel sie für die Stadt verlangt?«
»Zwanzig Millionen.«
»Also kommt‘s für mich nicht in Frage.« Sie warf ihm einen Seitenblick zu. »Könntest du dir das leisten?«
»Nur wenn ich meine Baseballkarten-Sammlung verkaufe.«
Wenn sie auch nicht erwartet hatte, er würde sie über sein Vermögen informieren - dieser Sarkasmus war überflüssig.
Als sie eine gerade Strecke erreichten, beschleunigte er das Tempo. Blitzschnell glitt eine Molkerei vorbei. »East Tennessee befindet sich im Aufschwung. Sehr beliebt bei den Rentnern. Ein paar Geschäftsleute aus Memphis bieten Mrs Garrison fünfzehn Millionen an. Das lehnt sie ab. Die Leute glauben, in Wirklichkeit will sie die Stadt gar nicht verkaufen.« Beinahe schlitterte der Aston, als Dean in die Callaway Road bog. »Ohne landesweit vertretene Franchises ist Garrison dem Untergang geweiht - pittoresk, aber heruntergekommen. Die ortsansässigen Geschäftsleute wollen vom malerischen Ambiente profitieren, die alten Häuser ein bisschen herausputzen und Touristen anlocken. Aber Nita weigert sich, mit ihnen zusammenzuarbeiten.«
Als er an der Straße vorbeiraste, die zur Farm führte, richtete Blue sich auf. »He, wohin fährst du?«
»Zu einem abgeschiedenen Plätzchen.« Nun folgte er einer Sandstraße. »Wo wir in Ruhe reden können.«
Ihr Puls beschleunigte sich. »Moment mal, wir unterhalten uns ohnehin. Noch länger will ich nicht reden.«
»Zu spät.« Die
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