Dieser Mann macht mich verrückt
wehte eine sanfte Brise hinweg, Riley war auf der Decke eingeschlafen.
»Vor einer Weile habe ich den Manager ihres Vaters erreicht«, berichtete April, »und vorhin rief er zurück. Er versprach, heute Abend würde jemand hierherkommen und sie abholen.«
Unglaublich, dachte Blue. Da saß sie tatsächlich neben jemandem, der wusste, wie man Jack Patriots Manager erreichte.
April streckte einen Fuß aus, um mit der Spitze ihrer Raffiabast-Sandale einen Löwenzahn zu berühren. »Haben Sie schon einen Hochzeitstermin festgesetzt?«
Obwohl Blue dieses Lügenmärchen nicht aufrechterhalten wollte, widerstrebte es ihr, ein Geständnis abzulegen. Das war Deans Sache. »Darüber haben wir noch gar gesprochen.«
»So viel ich weiß, sind Sie die erste Frau, der er einen Heiratsantrag gemacht hat.«
»Oh, er fühlt sich nur zu mir hingezogen, weil ich anders bin. Sobald der Reiz des Neuen verblasst, wird er aus meinem Leben verschwinden.«
»Glauben Sie das?«
»Allzu viel weiß ich nicht über ihn«, entgegnete Blue wahrheitsgemäß. »Bis heute wusste ich nicht einmal, wer sein Vater ist.«
»Nun, er hasst es, über seine Kindheit zu reden - zumindest über den Teil, der Jack und mich betrifft. Das nehme ich ihm nicht übel. Früher habe ich mich furchtbar verantwortungslos benommen.«
Riley seufzte im Schlaf, und Blue legte ihren Kopf schief. »War es wirklich so schlimm?«
»O ja. Ich hielt mich nicht für ein Groupie, weil ich‘s nicht mit allen trieb. Aber mit zu vielen. Man verkraftet nur eine gewisse Anzahl von Rockern, bevor man die Kontrolle verliert.«
Blue hätte gern gefragt, wer diese Rocker gewesen waren. Zum Glück besaß sie immer noch eine gewisse Diskretion. Aber Aprils Worte irritierten sie. »Warum zeigt niemand mit dem Finger auf die Rocker, die sich mit Groupies einlassen? Wieso sind immer nur die weiblichen Fans schuld?«
»So ist es nun einmal auf dieser Welt. Manche Frauen schwelgen in ihrer Groupie-Vergangenheit. Darüber hat Pamela Des Barres ganze Bücher geschrieben. Aber für mich war‘s ganz falsch. Ich erlaubte diesen Kerlen, meinen Körper wie eine Mülltonne zu benutzen. Dazu hat mich niemand gezwungen. Ich gab meine Selbstachtung auf. Dafür schäme ich mich.« April hielt ihr Gesicht in die Sonne. »Auf diesen Lebensstil war ich ganz versessen. Die Musik, die Männer, die Drogen ... Davon ließ ich mich verführen. Ich liebte es, die ganze Nacht in einem Club zu tanzen. Am nächsten Morgen schwänzte ich meinen Model-Job und stieg in ein Privatflugzeug, flog zum anderen Ende des Kontinents und vergaß bequemerweise, dass ich versprochen hatte, meinen Sohn im Internat zu besuchen.« Sie wandte sich zu Blue. »Hätten Sie bloß Deans Gesicht gesehen, wenn ich mein Wort tatsächlich mal gehalten habe und in der Schule aufgetaucht bin! Er schleppte mich von einem Freund zum nächsten, präsentierte mich überall und redete wie ein Wasserfall, hochrot im Gesicht. Offenbar wollte er den Jungs beweisen, dass ich tatsächlich existiere. Damit hörte er auf, nachdem er dreizehn geworden war. Ein kleines Kind verzeiht seiner Mutter fast alles. Aber wenn es älter wird, hat man keine Chance mehr, solche Fehler wiedergutzumachen.«
Blue dachte an ihre eigene Mutter. »Jetzt haben Sie Ihr Leben in Ordnung gebracht, Sie müssten sich großartig fühlen.«
»Was für eine lange Reise das war ...«
»Ich glaube, Dean sollte Ihnen verzeihen. Das würde ihm guttun.«
»Nein, da irren Sie sich, Blue. Sie ahnen nicht, was ich ihm zugemutet habe.«
Doch, das konnte Blue sich vorstellen. Vielleicht nicht so, wie April es meinte. Aber sie wusste, wie es war, wenn man unter der Unzuverlässigkeit eines Elternteils litt. »Trotzdem. Irgendwann wird er erkennen, dass Sie ein anderer Mensch geworden sind. Wenigstens müsste er Ihnen eine Chance geben.«
»Halten Sie sich da raus. Gewiss, Sie möchten uns helfen. Obwohl ich Ihre edlen Absichten schätze - Deans Groll gegen mich ist zweifellos berechtigt. Hätte er nicht Mittel und Wege gefunden, sich selbst zu schützen, wäre er nicht der Mann geworden, der er jetzt ist.« April schaute auf ihre Uhr, dann erhob sie sich aus dem Liegestuhl. »Jetzt muss ich mit den Anstreichern reden.«
Blue beugte sich zu Riley hinab, die zusammengerollt auf der Decke lag. »Lassen wir sie schlafen. Ich bleibe hier.«
»Macht Ihnen das nichts aus?«
»Wenn Sie Papier für mich haben, würde ich gern ein bisschen zeichnen.«
»Sicher, das hole ich
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