Dieser Sonntag hat's in sich
selbst fühlte man
sich in die Vergangenheit zurückversetzt. Die Vororte wurden, wie heutzutage
fast überall, von Restaurantketten und Tankstellen beherrscht. Kipplaster, die
Obst und Gemüse in die Verpackungsfabriken der Gegend transportierten, rollten
durch die Straßen im Gewerbegebiet. Aber in der Innenstadt gab es lauter alte
Häuser mit Stein- und Ziegelfassaden, von denen eines einen hübschen
Glockenturm hatte. Durch die Wohngebiete mit ihren gepflegten Häusern und
großen Grundstücken führten schattige Alleen. Ich fuhr langsam durch die Stadt
und hielt schließlich an einer Spirituosenhandlung, um nach dem Weg zur Burning
Oak Ranch zu fragen. Der Angestellte kannte den Weg, und meine Frage schien ihn
zu überraschen. Er zeichnete mir auf einer Papiertüte in groben Zügen eine
Landkarte auf.
»Sie folgen der Bundesstraße
fünfundzwanzig durch die Stadt und an den neuen Siedlungen vorbei«, sagte er.
In seiner Stimme lag etwas Verachtung, die mir verriet, was er von den neuen
Siedlungen hielt. »Die Straße biegt an einem brandneuen Einkaufszentrum ab, und
sie fahren weiter durch Tres Pinos und Paicines, vorbei am Rummelplatz und den
Almaden-Weingärten. Von da ab sehen sie dann weidendes Vieh und dann auch bald
auf einer Kuppe oben ein Ranchhaus. Sie können es gar nicht verfehlen.«
Ich dankte ihm, kaufte eine Flasche
eiskaltes Seltzer und ging zum MG zurück. Nachmittags wurde es in diesem Tal im
Landesinneren recht heiß, vermutlich so um die dreißig Grad. Ich trank das
Wasser und prüfte den Temperaturanzeiger des Autos — der Motor lief gerne heiß.
Dann fuhr ich los.
Der Typ in der Spirituosenhandlung
hatte recht gehabt, als er von »all« den neuen Siedlungen sprach. Die Bebauung
zog sich über Kilometer hin: Wohnblöcke und Einkaufszentren von steriler
Gleichförmigkeit, in die selbst unterschiedliche Bauweisen, was Materialien und
Farben betraf, kaum Abwechslung brachten. Ich fühlte mich erleichtert, als ich
wieder freies Land vor mir hatte und auf einer zweispurigen Straße zu den
sonnenverbrannten Vorbergen hinauffuhr. Aber der Fortschritt war auch bis
hierher gekommen; ich kam an »Landgütern« und einem Golfplatz vorbei. Und dann
kündigte ein Schild das kleine Dorf (500 Einwohner) Tres Pinos an. Wären da
nicht die Autos und Laster gewesen, man hätte sich ins neunzehnte Jahrhundert
zurückversetzt fühlen können.
Das Dorf bestand aus Holz- und
Adobebauten, von denen einige verlassen waren und die anderen vom Alter
bezwungen wurden. Die zwei Restaurants und der Saloon sahen touristisch aus — und
das waren sie vermutlich auch, weil diese Straße zum Pinnacles National
Monument führte. Aber dazwischen standen normale Häuser mit Nebengebäuden, eine
hübsche Kirche mit Friedhof und ein winziges Postamt. Auf der rechten Seite der
Straße gab es einen verwitterten braunen Bau mit einer falschen Westernfassade
und einem Schild mit der Aufschrift WALTS TAVERNE. Ein dicker Mann mit der
Schürze eines Barkeepers — Walt selbst? — lehnte an einem der Pfosten, die die
durchgetretene Veranda stützten, und schaute auf die Straße. Dies war das
ländliche Pendant der Remedy Lounge, und ich beschloß, auf dem Heimweg hier ein
Bier zu trinken. Ich wurde in meinem Entschluß noch bestärkt, als der Mann mir
freundlich zuwinkte.
Ich folgte weiter der Straße, passierte
den Rummelplatz und ein noch kleineres Dorf — Paicines — , das aus einer
Kolonialwarenhandlung mit Zapfsäulen bestand. Dann verbreiterte sich das Tal.
Links verlief ein überwuchertes Flußbett. Die Hügel auf beiden Seiten hatten
die Farbe von Weizen. Vereinzelt sah ich Zwergeichen und graubraunen Beifuß.
Die höheren Gipfel im Hintergrund waren dicht bewaldet, und eine nackte
Felsenklippe ragte wie eine häßliche Narbe aus dem Grün der Bäume hervor. Ich
roch die trockene Luft und dachte an Brandgefahr; als ich um die nächste Kurve
bog, sah ich einen verkohlten Hügel mit toten Bäumen in einem rostigen Orange.
Aber dann erreichte ich die Almaden-Weinberge von Paicines. Üppig grüne
Weinstöcke bedeckten die sanften Hügel bis in die Niederungen. Nun hielt ich
Ausschau nach Rindern und dem Ranchhaus auf der Kuppe.
Rinder tauchten bald auf beiden Seiten
der Straße auf, aber ich entdeckte kein Ranchhaus. Die Hügel wurden ein bißchen
flacher, und die goldenen, buckeligen Weideflecken, wo die fetten Ochsen
grasten, erstreckten sich bis zu den fernen Gipfeln. Das Land war eingezäunt;
überall standen Schilder
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