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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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hinüber.
    »Wie lange sind Sie schon hier?« Das
war keine höfliche Frage — er wollte eine Antwort.
    »Fünf Minuten, vielleicht ein bißchen
länger.«
    »Und es hat sich niemand gerührt?«
    »Nein.«
    »Aha.« Er ging schnell zum Tor, rammte
einen seiner Schlüssel ins Schloß und rüttelte heftig. Das Schloß blockierte.
»Scheiße!« Er rüttelte nochmals. Dieses Mal bewegte es sich. Das Tor flog auf
und schlug gegen die Einfassung eines Blumenbeetes. Er riß am Schlüssel, und
als er ihn nicht sofort aus dem Schloß herausbekam, ließ er ihn mit einer
angewiderten Bewegung los und schritt über den Vorhof zur Eingangstür. Ich
folgte ihm.
    Wir traten in eine große Halle, und der
Mann sagte: »Sie müssen mich ein paar Minuten entschuldigen. Ich mache mir
Sorgen um meinen Vater und muß nach ihm sehen. Er ist... krank und — . Warten
Sie bitte hier.«
    Am Ende des Raumes führte eine große
Treppe nach oben; er lief hinauf und verschwand. Ich hörte seine Schritte im
oberen Stockwerk.
    Ich schloß die Eingangstür und schaute
mich um. Außer einer schweren antiken Anrichte, auf der sich unwichtige Post
und ganz eindeutig auch Staub angesammelt hatten, war der Raum unmöbliert. Die
rauh verputzten Wände waren mit Indianerteppichen behängt; selbst meinem laienhaften
Auge erschienen sie wertvoll. Auf einem Regal über der Anrichte standen
indianische Keramikvasen. Ihre unterschiedlichen Formen und Farben ergaben ein
reizvolles Muster. Der Raum war offensichtlich von einem Menschen mit
beachtlichen Mitteln und gutem Geschmack eingerichtet worden; nur schade, daß
er so verschmutzt war.
    Entlang der Bodenleisten bewegten sich
Staubflusen. Die Terrakotta-Fliesen waren so verdreckt, daß man überall
Fußspuren sah. Ein Flecken in einer Ecke sah aus wie Erbrochenes von einer
Katze. Die Vorhänge über den Fenstern neben der Treppe waren zerfetzt und
ausgerissen — wahrscheinlich das Werk derselben Kreatur, die für die
Schweinerei in der Ecke verantwortlich war. Die Türen auf beiden Seiten der
Eingangshalle waren geschlossen. Das Haus machte einen unbewohnten Eindruck, in
krassem Gegensatz zu der herrlichen Umgebung.
    Ich hörte oben wieder Schritte, und
dann sprang der Mann die Treppe herunter. »Verzeihen Sie die Verzögerung«,
sagte er. »Haben Sie die ganze Zeit hier gestanden? Ich hätte Sie ins
Wohnzimmer bitten sollen.«
    »Geht es Ihrem Vater gut?«
    Seine Miene umwölkte sich. Er sagte
kurz: »Ja, danke«, öffnete eine Tür auf der linken Seite und führte mich in
einen großen Raum, der auch im indianischen Stil mit Webteppichen, einer Sammlung
Kachinapuppen und Keramiken und vielen einfachen Möbelstücken aus Holz und
Leder eingerichtet war.
    »Jemand in Ihrer Familie muß sich gut
mit Indianerkunst auskennen, Mr ?«
    »Johnstone. Hal Johnstone. Bitte,
setzen Sie sich.«
    Ich ließ mich in einen tiefen Sessel
fallen, und Johnstone setzte sich mir gegenüber auf die andere Seite des roh
behauenen Kaffeetisches. Bevor ich etwas sagen konnte, fragte er: »Ich hoffe,
es gibt nicht schon wieder ein Problem mit Frank Wilkonson?«
    » Schon wieder ein Problem?«
    Er machte eine wegwerfende Geste.
»Anfang der Woche hat es Schwierigkeiten gegeben, eine Verwechslung, aber das
hat nichts mit Ihnen zu tun. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Ich erzählte ihm die Geschichte, die
ich mir auf der Herfahrt ausgedacht hatte: Einer von »unseren«
Allstate-Versicherungsnehmern hatte letzten Sonntagnachmittag bei Cost Plus in
Fisherman’s Wharf in San Francisco geparkt. Während seiner Abwesenheit hatte
jemand sein Auto angefahren und Fahrerflucht begangen; ein Zeuge hatte an
seiner Windschutzscheibe einen Zettel hinterlassen, auf dem die Autonummer des
geflüchteten Fahrzeuges stand: SDK 080. Wir hatten das Fahrzeug durch die
Zulassungsstelle ermittelt und festgestellt, daß es auf Frank Wilkonson unter
dieser Adresse zugelassen war.
    »Wissen Sie, ob Mr. Wilkonson letzten
Sonntag in San Francisco war?« fragte ich.
    Hal Johnstone runzelte die Stirn. Er
wußte offensichtlich nicht, ob er die Wahrheit sagen sollte — die er kennen
mußte, nachdem er das andere »Problem« mit Wilkonson erwähnt hatte — oder ob er
seinen Verwalter schützen sollte. Nach kurzem Zögern sagte er: »Es tut mir
leid, ich weiß es nicht. Sonntag ist sein freier Tag, und ich kann nicht sagen,
was er mit seiner Zeit anfängt.«
    »Sonntag ist sein einziger freier Tag?«
    »Ja. Eine Rinderranch kann am
Wochenende nicht schließen. Frank

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