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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Ich bin aus Fresno und nur hier zu Besuch bei meiner
Schwester Beth. Sie hat mich hierhergeschleppt. Sie steht dort drüben beim
Schuppen.«
    Ich dankte ihr und ging zum Schuppen
hinüber. Die andere Frau lehnte an der Wand — groß und muskulös mit kurzem
graumeliertem Haar, das sich eng an ihren Kopf schmiegte. Sie war in ein
Gespräch mit dem jungen Mann vertieft, der offenbar versucht hatte, sich an
Irene heranzumachen. Als ich näher herankam, hörte ich sie sagen: »...kannst
solche Sachen nicht machen. Sie will das nicht. Außerdem hat das auch nichts
mit dem Garten zu tun.«
    »Ich hab’ doch nur...« Er brach ab, als
er mich sah.
    »Hallo«, mischte ich mich ein. »Sind
Sie Beth?«
    »Wir sprechen nachher weiter«, sagte
der junge Mann und ging zu den Kindern hinüber, die immer noch an ihrer
Sandburg bauten.
    Beth schirmte ihre Augen gegen die
Sonne ab. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ihre Schwester sagte mir, daß Sie die
Frau und das kleine Mädchen vielleicht kennen, die gerade in dem BMW
weggefahren sind. Ich glaube, es sind alte Freunde von mir, Irene und Susan
Lasser.«
    Da war eine gewisse Abwehr zu spüren,
aber als ich den Namen »Lasser« erwähnte, entspannte sie sich. Irene mußte sich
vor etwas fürchten, das auf die Zeit zurückging, als sie noch den Namen
Johnstone trug. »Alte Freunde von wo?« fragte sie.
    »Nicht aus Hollister, wenn Sie das
meinen. Ich weiß von der Geschichte, und ich kann es Irenes Freunden nicht
verdenken, wenn sie mißtrauisch sind.«
    »Von wo dann?« Beth war zwar recht
freundlich, aber sie war immer noch ein bißchen auf der Hut.
    Mir fiel ein, daß Irenes Scheidungsdokumente
von einer Kanzlei in Los Angeles kamen. »L.A.«, sagte ich.
    »Ah. Dann müssen Sie zu den Leuten
gehören, die Irene halfen, bevor Susan auf die Welt kam.«
    »Ja.«
    »Es tut mir leid, daß ich so
mißtrauisch war, aber wir müssen vorsichtig sein.«
    »Warum? Wegen Harlan Johnstone?«
    »O nein, nicht seinetwegen. Er hat
schon lange keine Schwierigkeiten mehr gemacht. Nein, wegen Susans Vater. Irene
hat schreckliche Angst vor ihm.«
    »Wer ist Susans Vater?«
    »Hat Ihnen Irene das nicht gesagt?«
    »Sie wollte nie davon sprechen.«
    »Mit uns will sie auch nie darüber
sprechen.« Das klang so enttäuscht, daß ich ihr glaubte.
    Bevor sie mich weiter über meine
angebliche Freundschaft mit Irene ausfragen konnte, sagte ich: »Hat Irene
diesen Garten geplant? Sie ist in dieser Beziehung so begabt.«
    Beth nickte. »Ja, das war ihre Idee.
Vicky Cushman, für die sie arbeitet, hat einen Freund überredet, das Land zur
Verfügung zu stellen. Irene ist sehr engagiert in der Bewegung zur Förderung
von Gemeinschaftsgärten in der Stadt.«
    »Tatsächlich! Mir ist auch aufgefallen,
daß es in letzter Zeit immer mehr Gärten gibt, aber ich wußte nicht, daß
dahinter eine richtige Bewegung steht.«
    »Das ist keine straff organisierte
Bewegung, aber die Liga der Gärtner von San Francisco hat vor kurzem eine
Umfrage durchgeführt und festgestellt, daß es inzwischen mindestens sechzig
Gemeinschaftsgemüsegärten in etwa zwanzig verschiedenen Stadtteilen gibt. Die
meisten sind natürlich nicht so progressiv wie unserer, aber die werden ja auch
nicht von Irenes Ideen getragen.«
    »Was für Ideen?«
    »Für Irene sind die Gärten ein Beitrag
zur Ernährung der Welt. Sie sagt, wir könnten ein Beispiel setzen, wie Städte
landwirtschaftlich produktiver werden können. Städteplaner denken meist nicht
daran, aber es gibt viel Land, das förmlich danach schreit, genutzt zu werden —
Dächer, Parks, Pflanzkästen, die Grasflächen zwischen den Bürgersteigen und den
Straßen, sogar die Grünstreifen auf Autobahnen. Stellen Sie sich vor, welche
Auswirkungen solche Planungen in Städten wie Bombay oder Nairobi für die
Ernährung der dritten Welt hätten! Und dann sind da noch die sekundären
Vorteile: ein einziger Baum kann den Schadstoffausstoß von zwanzig Autos
filtern...«
    »Dieser Garten ist also eine Art
ökologisches Experiment...«
    »Nicht so eine Art! Er ist ein
ökologisches Experiment. Sehen Sie hier irgendwelche ungenutzten Flächen? Land,
das brachliegt?« Beth deutete auf die Gemüsebeete und die frisch gepflügte
Erde.
    »Nein.«
    »Mit Vicky Cushmans Hilfe will Irene
überall in der Stadt solche Gärten anlegen. Sie arbeitet an ihrer beruflichen
Karriere, während sie gleichzeitig dazu beiträgt, den Hunger in der Welt zu
lindern. Sie berät Organisationen wie die Liga der

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