Dieser Sonntag hat's in sich
befand sich eine
Bar, vor der bequeme Stühle aufgereiht waren. Während ich zu einer Tür neben
der Bar hinüberging, sah ich mein eigenes zaghaftes Lächeln.
Hinter der Tür lag eine
Lieferantenhalle, in der sich Kartons stapelten; laut ihrer Beschriftung
handelte es sich um Versandkartons. Es gab eine Treppe in den ersten Stock,
aber die Kartons versperrten mir den Weg. Ich versuchte einen der Stapel
beiseite zu schieben, mußte aber feststellen, daß sie zu schwer waren.
Schließlich legte ich meine Kanone und die Lampe ab und trug einen nach dem
anderen beiseite.
Bevor ich die Treppe hinaufstieg,
schaltete ich die Taschenlampe aus und stopfte sie in meine Tasche. Den
Revolver behielt ich in der Hand. Langsam tastete ich mich nach oben. Splitter
vom Holzgeländer bohrten sich in meine Finger. Die Treppe endete auf einem
Absatz und führte dann wieder in die Ausgangsrichtung zurück; als ich die Kurve
erreichte, sah ich ein erleuchtetes Rechteck über der oberen Veranda.
Ich schlich nach oben und schaute mich
um. Das Licht kam aus dem Küchenfenster, das zur Veranda hinausging. Ich blieb,
wo ich war, und lauschte. Zuerst hörte ich nichts, aber dann vernahm ich lauter
werdende Stimmen. Es klang, als ob jemand über den Flur in die Küche kam.
Eine der Stimmen klang wie die Irenes.
Die andere gehörte einem Mann und kam mir irgendwie bekannt vor, aber ich
konnte nicht sagen, woher. Und ich konnte auch nicht verstehen, was sie sprachen.
Die Veranda war mit Stapeln gebündelter
Zeitungen, Flaschen und Weinbehältern, Tüten und Kartons mit Aluminiumdosen
vollgestopft. Rudy war offensichtlich ein Recycler gewesen. Ich duckte mich und
ging durch das Gerümpel auf das Fenster zu, wobei ich den Lichtflecken vermied.
Die Stimmen waren jetzt klarer — nicht
die Worte, aber der Klang. Irenes Stimme klang hoch und ging ständig auf und
nieder. Die Stimme des Mannes klang tief und wütend. Ich duckte mich direkt
unterhalb des Fensters und lehnte mich gegen die Wand.
Zuerst verstand ich die Worte des
Mannes — aber seine Stimme war so gedämpft, daß ich sie nicht erkannte, »...das
wäre alles nicht passiert, wenn du nicht diese Karte an Jane geschickt hättest.
Wilkonson hätte nicht angefangen, sich so über das Kind aufzuregen, das er nie
gesehen hat...«
Sie unterbrach ihn, aber ich konnte
ihre Worte nicht verstehen.
»Erzähl mir doch nichts! Du wußtest,
daß sie sie ihm zeigen würde. Es ist fast, als wolltest du, daß dies passiert.
Und wenn deine Vermutung über den Mörder von Wilkonson stimmt...«
Wieder verzerrten sich die Worte.
»Nein, wir gehen nicht ins Wohnzimmer
zurück. Ich will, daß du erkennst, was dein Egoismus angerichtet hat. Schau
dich um, Irene, hier ist dein Freund Goldring gestorben. Schau sie dir genau
an, die Kreidemarkierungen und die Blutflecken.«
Sie muß sich dann zum Fenster gewandt
haben, denn ihre Stimme wurde lauter. »Ich habe dir gesagt, daß ich es nicht
ertragen kann, hierher zurückzukommen!«
»Die arme empfindsame Irene kann es
nicht ertragen, in dem Raum zu sein, wo Rudy starb. Konnte es nicht ertragen,
ihr geliebtes Kind an einen Ort zu bringen, an dem ein Mord begangen wurde. Sie
mußte es zu Freunden abschieben.«
Das überraschte mich. Vielleicht hatte
Gerry Cushman gelogen, als er sagte, daß Irene Susan mitgenommen habe, aber ich
glaubte das eigentlich nicht. Er hatte keinen Grund dafür. Außerdem zeigte die
Eintragung bei dem Taxiunternehmen, daß zwei Fahrgäste bei den Schlössern
abgeholt und hier abgeliefert worden waren; es waren keine zusätzlichen Stopps
erwähnt. Wenn der zweite Fahrgast nicht das Kind gewesen war, wer war es dann?
Und wo war Susan?
Der Mann fuhr fort: »Du bist schon
immer so ein Opferlamm gewesen. Und nie übernimmst du für irgend etwas die
Verantwortung, stimmt’s?«
» Ich soll Verantwortung übernehmen? Wenn
du...«
Irenes Worte endeten in einem
Schmerzensschrei.
Meine Hand umspannte den Revolver
fester.
Schweigen. Dann hörte ich sie
schluchzen.
»Ja, heul nur.«
Wenn ich nur diese Stimme einordnen
könnte!
»Ich weiß nicht, was das soll«, sagte
sie mit tränenerstickter Stimme. »Wir müssen etwas tun.«
»Was?«
Keine Antwort.
Dann sagte er: »Es wird nun alles ans
Licht kommen. Wenn du nur nicht diese Karte geschrieben hättest. Wenn Wilkonson
nicht angefangen hätte, wie ein Verrückter in der Gegend herumzulaufen. Selbst
dann hättest du, oder auch ich, das Schlimmste noch abwenden können —
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