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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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wenn
Goldring mir nur gesagt hätte, wo ich dich finde.«
    »Du hast versucht, von Rudy zu
erfahren, wo ich bin? Woher wußtest du überhaupt von ihm?«
    Der Mann antwortete nicht; er mußte
seinen Fehler erkannt haben. Wie ich. Und vielleicht auch Irene.
    Sie sagte: »Vergiß es — ich kann es mir
schon denken. Du hattest kein Recht... Wann bist du bei ihm gewesen?«
    »Vor einiger Zeit schon.« Seine Antwort
kam zu schnell.
    »Das glaube ich nicht. Du warst es, der
ihn letzte Woche aufgesucht hat. Wie hättest du sonst wissen können, wo er
starb?«
    » Du hast gesagt, daß du nicht in die Küche
kommen könntest. Außerdem sind hier die Kreidemarkierungen...«
    »Ich habe gesagt, daß ich es nicht
ertragen könne, nach hinten zu gehen. Ich habe nichts von der Küche gesagt.«
    Wieder Schweigen. Dann: »Alles ist
deine Schuld. Alles, verdammt.«
    Sie schrie wieder. Ich hatte einmal
einen Hund so schreien hören, als er von einem Laster überfahren wurde. Aber
dieses vorsätzliche Quälen eines Menschen war noch schlimmer.
    Ich betrachtete die Küchentür; sie war
mit einem Riegel gesichert. Das Fenster war zu und vermutlich auch
verschlossen.
    Dann folgte ein dumpfer Schlag, und
Irene fing an, hysterisch zu weinen.
    Ich stand auf und löste die Sicherung
der .38er. Mit der linken Hand schnappte ich mir einen der schweren Weinkrüge.
Ich trat einen Schritt zurück und schwang das Gefäß gegen die Tür. Die untere
Scheibe zerbarst. Ich ließ den Behälter fallen und hielt den Revolver mit
beiden Händen durch die Öffnung.
    »Stehenbleiben!« schrie ich.
    Irene konnte ich nicht sehen. Der Mann
stand mit dem Rücken zu mir und wirbelte herum.
    »Stehenbleiben!« schrie ich nochmals.
    Er hechtete zur Seite weg. In dem
Sekundenbruchteil bevor ich abdrückte, erkannte ich ihn.
    Hal Johnstone.
     
     
     

25
     
    Mein Schuß verfehlte Johnstone. Er
hechtete zum Fenster. Ich trat zurück und drückte noch mal ab. Die Kugel bohrte
sich in den Fensterrahmen. Johnstone lehnte sich über das Fensterbrett und
packte meine Hände in einem Karategriff. Schmerz schoß durch meine Handgelenke.
Ich ließ den Revolver fallen. Als er auf die Veranda heraussprang, wich ich ihm
schnell aus.
    Der Revolver war nirgends zu sehen. Ich
sprang hinter einen Stapel Zeitungen. Stieß sie ihm in den Weg.
    Sie trafen ihn an den Schenkeln; er
stolperte. Er keuchte, aus einem Schnitt in seiner rechten Wange tropfte Blut.
Ich ging rückwärts in Richtung Treppe und warf eine Tüte um. Dosen rollten über
den Boden. Meinen Revolver konnte ich immer noch nicht entdecken.
    Johnstone richtete sich auf und schob
die Zeitungen zur Seite. Ich wirbelte herum. Meine Schultertasche verfing sich
am Endpfosten des Geländers; ich riß mir den Riemen vom Arm und lief weiter.
    Johnstone war dicht hinter mir. Seine
Hände schlugen gegen meinen Rücken. Ich fiel die Treppe hinunter.
    Ich hob die Hände, um den Sturz
abzufangen; doch ich griff in die Luft. Meine Knie schlugen auf der unteren
Stufe auf, und ich fiel vornüber, und mein Kopf donnerte gegen die Wand auf dem
Treppenabsatz.
    Die Stufen schwankten unter Johnstones
Gewicht. Er sprang über mich hinweg. Ich hörte Rumpeln und Poltern und ein
krachendes Geräusch aus dem unteren Stockwerk.
    Dann spürte ich nichts mehr als
Schmerzen — in den Beinen und im Kopf. Mir wurde schwarz vor Augen; ich krümmte
mich zusammen und versuchte meinen Kopf und meine Knie gleichzeitig zu
umklammern. Die Schmerzwellen trafen sich in der Mitte; Galle stieg mir im
Rachen hoch. Ich legte die Arme an den Bauch und versuchte, die Übelkeit zu
bezwingen.
    Wieder hörte ich Schritte — diesmal
vorsichtige — die Treppe herunterkommen.
    Ich sagte: »Hm?«
    Irene beugte sich über mich,
Haarsträhnen hatten sich aus ihrer Zopffrisur gelöst. »Sind Sie in Ordnung?«
    Ich ließ meinen Bauch los. Der Schmerz
ebbte ab, aber viel zu langsam. Ich versuchte, mich aufzusetzen, und fiel
wieder auf den Boden zurück.
    Irene packte mich am Arm und lehnte
mich an die Wand. In meinem Rücken tobte ein stechender Schmerz.
    Als ich sprechen konnte, fragte ich:
»Wo ist Johnstone?«
    Sie kauerte sich neben mich. »Als ich
oben an der Treppe ankam, war er schon weg. Dann hörte ich die Vordertür, die
zu den Büros führt, zufallen, und ein paar Sekunden später fuhr sein Auto weg.«
    Ich hatte es auf der Straße nicht
bemerkt. »Sind Sie sicher, daß es seines war?«
    »Ja, ich kenne den Klang dieses
Porsche.«
    Als ich seufzte, schmerzten

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