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"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

Titel: "Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Großmann , Gerald Asamoah
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mitbekommen, dass eine meiner wirklichen Leidenschaften das Essen ist. Und da war ich an Weihnachten bei einer afrikanischen Familie wirklich gut aufgehoben. Denn an diesen Tagen hatten mein Vater und meine Schwestern das Regiment am Herd übernommen. Es gab Truthahn und die Spezialität meines Vaters, chicken wings mit Kartoffeln! Das ist übrigens so etwas wie ein genetisch vererbtes Familienessen geblieben. Denn wo immer ich chicken wings sehe, schlage ich zu. Alle, die mich näher kennen, können davon ein Lied singen. Ach ja, und etwas geschenkt bekam ich an diesem ersten Weihnachten in Deutschland 1990 auch: einen Kassetten-Walkman! Mit diesem Präsent trafen meine Eltern voll ins Schwarze, denn Musik höre ich für mein Leben gerne. Schon damals nahm ich mit dem Radiorekorder Lieder auf und ärgerte mich, wenn die Moderatoren wieder mal in meinen Lieblingssong hineinquatschten. Was waren das für Songs? Ich kann mich an MC Hammer mit »Can’t touch this« erinnern, an die Fantastischen Vier mit »Die da« und an Culture Beat mit »Mr. Vain«. Dazu habe ich nicht nur an Weihnachten richtig abgetanzt.
    Organisation ist alles
    Fußball spielte bei uns zu Hause anfangs keine große Rolle. Meine Eltern hatten kaum Zeit. Mein Vater arbeitete bei Continental, meine Mutter ging putzen. Sie wollten uns allen ein einigermaßen gesichertes Leben in Deutschland bieten. Ich war also ziemlich alleine mit meiner Leidenschaft. Meine Mutter war sogar gegen diese Sportart eingestellt, hauptsächlich deshalb, weil ich immer so zerschunden nach Hause kam. Ich weiß gar nicht, warum sie damit solche Probleme hatte, körperbetont zu spielen war eben meine Art, schon als Kind.
    Mein erster Verein hieß BV Werder Hannover. Dass ich mich dort anmelden konnte, war einem Trick geschuldet. Ich hatte mir nämlich zum 13. Geburtstag Fußballschuhe gewünscht. Und wenn ich schon mal Schuhe habe, so sagte ich mir, dann muss ich auch in einen Verein. So einfach hatte ich mir das in meiner kindlichen Fantasie vorgestellt. Die Schuhe habe ich auch tatsächlich bekommen, aber für die Anmeldung musste ich schon selbst sorgen. Das Geld für den ersten Jahresbeitrag bekam ich nämlich nicht von meinen Eltern, sondern habe es bei meinen Tanten gesammelt. Die hatten immerhin ein bisschen Verständnis für meine Leidenschaft. Damals konnte ich meine Eltern absolut nicht verstehen. Wie konnten sie nur so hartherzig sein? Heute weiß ich, worum es ihnen ging. Für sie war es wichtig, dass zu Hause alles funktionierte. Sie wollten sich nicht die Blöße geben, dass bei einer afrikanischen Großfamilie in Deutschland irgendetwas nicht klappte, das Leben dort scheiterte. Ihr großes Ziel war, dass wir ordentlich lernten. Für eine Zukunft in Deutschland. Ich aber hatte in ihren Augen Flausen im Kopf, wollte nur Fußball spielen. Und für diesen Traum musste ich von Anfang an mehr geben als manch anderer in meinem Alter.
    Wir hatten eine große Wohnung mit sechs Zimmern, in der nicht nur wir, sondern auch eine Schwester meiner Mutter und eine Tante wohnten. Da wurden die Miete und die Pflichten geteilt. Ich selbst hatte die Aufgabe zu putzen, das hieß staubsaugen und wischen, und war außerdem für meinen Bruder verantwortlich. Meine Schwestern mussten die Toilette sauber machen und mit den anderen Frauen kochen.
    Mein Tagesablauf war unter diesen Umständen sehr ungewöhnlich für einen jungen Heranwachsenden. Ich stand um vier Uhr morgens auf und bin konsequent joggen gegangen, weil ich im Verein beim Laufen immer zu den Letzten gehörte. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Das war eine Stunde am Morgen, die alleine mir gehörte. Auf den Straßen war fast nie jemand unterwegs. Die wenigen, die mich gesehen haben, haben vermutlich den Kopf geschüttelt über den schwarzen Jungen, der rockymäßig seine Runden um den Block drehte. Ich machte mir über die Wirkung jedenfalls keine Gedanken, denn ich hatte keine andere Wahl. Wenn ich besser werden wollte, musste ich etwas tun. Da spielte die Uhrzeit keine Rolle. Sobald ich dann wieder zu Hause war, habe ich geputzt, meinen Bruder geweckt und für die Schule fertig gemacht, seine Brote geschmiert. Dann erst habe ich selbst gefrühstückt und mich für meinen Tag gerüstet: Brote geschmiert, Tasche gepackt und ab zur Schule. Eigenartigerweise war ich in der Schule nie müde oder bin eingeschlafen. Ich hatte viel Power, weil ich wusste, nur so kannst du dir deinen Lebenstraum erfüllen: Fußballer

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