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"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

Titel: "Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Großmann , Gerald Asamoah
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war noch ein Überbleibsel aus der Zeit in Ghana: Immer schnell etwas essen, wenn es da ist; schließlich könnte es ja in der nächsten Zeit nichts mehr geben. Mein Pech war nur, dass ich dann oft in der Schule selbst nur noch wenig zwischen die Zähne bekam – und das bei meinem Hunger! Gott sei Dank sprangen beizeiten meine Fußballkumpels ein und teilten mit mir ihr Graubrot mit Leberwurst. Diese Art Pausenbrot konnte ich anfangs gar nicht leiden, doch das änderte sich rasch. Heute bin ich ein regelrechter Leberwurst-Fan.
    Überhaupt war das mit dem Essen so eine Sache in der ersten Zeit in Deutschland. Die erste Pizza fand ich grauenhaft. Wie kann man so etwas bloß essen, habe ich gedacht. Kein Reis, kein Fleisch und dann so ein wabbelig-zäher Boden. Vielleicht war es aber auch die Kinderfrau, die mir Pizza indirekt madig gemacht hatte. Wie? Weil mein kleiner Bruder quasi mit Pizza aufgewachsen war und sie liebte, endete unser erster gemeinsamer Ausflug in einer Pizzeria. Dort geschah es: Ich sah unsere Kinderfrau rauchen – was eigentlich nicht so schlimm war, da das auch in Ghana jede Menge Leute, auch Jugendliche, tun. Aber sie drehte die Qualmstängel selbst. Und wer so etwas in Ghana tut, das wusste ich allzu gut, der macht auch sonst verbotene Sachen, zumindest musste etwas Verbotenes Inhalt der Zigarette sein. Sie wissen, was ich meine? Mir jedenfalls war klar, das ist etwas ganz Schlimmes, mit der Frau wollte ich definitiv nirgendwo mehr hingehen. Diese Abscheu übertrug sich wohl auch auf Pizza.
    Es hat dann etwas länger gedauert, bis ich verstanden habe, dass die Dinge in Deutschland etwas anders laufen – auch beim Essen. Deshalb haben sich bestimmte Aversionen inzwischen auch komplett gelegt. Und ich bin echt froh, dass ich als Nachwuchskicker das unschlagbare Lieblingsgericht von Generationen von kleinen Fußballern kennengelernt habe, welches ich noch immer besonders schätze, obwohl das damals eigentlich nicht auf meine ghanaische Speisekarte gehörte: Ein Hoch auf die Bratwurst mit Senf!
    »Meine Frau ist noch in Ghana.
Deswegen gibt es nicht so viel zu essen.
Ich hoffe, sie bleibt noch lange.«
    Gerald Asamoah auf die Frage,
warum er so viel abgenommen habe
    Prügel im Internat
    Schule in Deutschland war völlig anders als Schule, wie ich sie aus Ghana kannte. Dort regierte meist die absolute Autorität, der Lehrer war das Maß aller Dinge. Und hatte einen Stock, mit dem geprügelt wurde, wenn man widersprochen oder sonst irgendetwas getan hatte, was dem Lehrer missfiel. Das galt für unsere Dorfschule in Mampong genauso wie für das Internat in Accra. Das lag weit außerhalb der Hauptstadt, sodass wir dort fast von der Außenwelt abgeschnitten lebten. Musste jemand zum Arzt oder ins Krankenhaus, dauerte die Fahrt ungefähr anderthalb Stunden.
    Im Internat standen wir auf eigenen Beinen. Denn dort wurde uns nichts in den Schoß gelegt. Wir mussten selbst waschen und vor dem Unterricht arbeiten. Der Besitzer des Internats hatte einen Bauernhof, den er von uns bewirtschaften ließ. Wir misteten den Stall aus, fütterten die Enten, brachten die Saat aus und die Ernte ein. Das alles war leider nicht von Vorteil für uns. Nur wenn ab und zu mal eine Ente geschlachtet werden musste, gab es zum Abendbrot für jeden ein kleines Stückchen von dem armen Tier. Die Sonntage galten bei uns so viel wie Feiertage. Denn dann durfte man Besuch bekommen und meine Tanten brachten heiß ersehntes Essen mit. Ich wage zu behaupten, ohne diese Zusatzrationen hätte ich als kleiner Vielfraß die Mischung aus Schule und Arbeiten gar nicht geschafft. Jeder von uns versteckte seine essbaren Mitbringsel im Spind und bediente sich eine Woche lang gegen den Hunger. Bis zum nächsten Wochenende, dann gab es ja wieder Nachschub. Freudiger Höhepunkt der Woche war jedoch der Samstag. Da gab es im Internat Disco. Eine Stunde lang konnte man sich den Frust, den man in der Woche angesammelt hatte, von der Seele tanzen. Und davon gab es genug. Man durfte sich nämlich nichts, rein gar nichts erlauben. Alles wurde sofort und unerbittlich mit Schlägen quittiert. Wenn man sich zum Beispiel dreckig machte, knallte es. Wenn man Widerworte gab, knallte es, oder wenn man zu spät zum Unterricht kam, knallte es. Am besten war es, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Und so komisch es klingt: Auch wenn man untereinander Twi redete, also meine Heimatsprache benutzte, gab es mächtig Ärger. Denn im Internat wurde nur

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