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"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

Titel: "Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Großmann , Gerald Asamoah
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werden!

    Mein Schicksal heißt Gerald
    von Fabian Ernst
    (Ex-Fußballnationalspieler und Bundesligaprofi u. a. beim Hamburger SV und bei Schalke 04)
    Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als Gerald in unsere Klasse kam. Sein Outfit war gewöhnungsbedürftig, aber man sah sofort: Dieser Junge war ein Rapper. MC-Hammer-Hose, Lederjacke, ein cooler Typ, dem man vom Outfit her gar nicht ansah, dass er gerade erst aus Ghana nach Deutschland gekommen war. Und wie es das Schicksal so wollte, war neben mir noch ein Platz frei. So kam es, dass Gerald für das nächste halbe Jahr mein Banknachbar wurde. Unsere damalige Lehrerin bat die Klasse, dass wir uns gut um ihn kümmern sollten. Das war aber leichter gesagt als getan. Denn die meisten von uns konnten noch nicht gut Englisch und Gerald sprach fast kein Wort Deutsch. Heute mag das vielleicht eine brisante Situation sein, aber wir waren damals einfach nur stolz, dass er in unserer Klasse war. Unser Gerald! Der Junge aus dem fernen Afrika bei uns auf der Schule, ein echtes Highlight!
    Für ihn muss das alles aber trotz seiner nach außen zur Schau getragenen Lockerheit ein echter Kulturschock gewesen sein. Denn er hatte schulisch viel aufzuholen, neue Klassenkameraden kennenzulernen und bekam viel Einzelunterricht, damit seine Lücken geschlossen werden konnten. Trotzdem blieb er nur ein dreiviertel Jahr bei uns, dann trennten sich unsere schulischen Wege. Er ging auf eine Hauptschule, ich dann später aufs Gymnasium. Meine schulische Laufbahn fand dann irgendwann ein Ende. Nach der zwölften Klasse ging ich vom Gymnasium ab. Ich wollte mich voll und ganz auf den Fußball konzentrieren.
    Das hat auch Gerald schon früh versucht. Und wenn man mal ganz ehrlich ist: Die wahre Integration findet in den Pausen auf dem Schulhof statt. Da waren wir eine Clique und spielten Fußball. Auch Gerald war oft mit dabei, wobei seine fußballerischen Künste sich damals echt in Grenzen hielten. Aber dass er ein zäher Bursche war, fiel schon damals auf. Zwei Jungs hatten es ständig auf ihn abgesehen und suchten fast immer in den Pausen Streit mit ihm. Aber Gerald konnte sich gegen beide gut durchsetzen. Vielleicht weil er schon damals wohlgenährt und stark war. Ich erinnere mich an seine legendären Sandwichs mit fünf Spiegeleiern. Das war für uns als Pausenbrot etwas ungewohnt, ihm schien es aber die nötige Kraft verliehen zu haben.
    Wenn ich das Wort »Schicksal« als Überschrift gewählt habe, meine ich natürlich den absolut geheimnisvollen Effekt, dass sich Lebenswege immer wieder überschneiden, ohne dass man dies so geplant hätte. Für Gerald und mich gilt das in jedem Fall. Denn wir trafen uns dann tatsächlich in einer Fußballerkabine wieder. Ich war schon länger bei Hannover 96, spielte B-Jugend und wunderte mich schon, dass der auf dem Schulhof etwas ungelenk auftretende Gerald plötzlich fußballerisch einen riesigen Satz nach vorne gemacht hatte. Oder besser ausgedrückt: Er hatte sich mordsmäßig schnell entwickelt. Mein Einfluss als Banknachbar schien also etwas genützt zu haben (damit habe ich ihn damals immer aufgezogen!). Das freute mich ebenso wie die Tatsache, dass ich ihn wiedertreffen durfte. Denn ab diesem Zeitpunkt verbrachten wir jede Menge Zeit miteinander. Er war oft bei mir zu Hause und ich noch öfter bei ihm. Wir chillten die meiste Zeit, würde man heute sagen. Bei mir hörten wir Musik, wir waren beide Hip-Hop-Fans. Sein Lieblingslied von damals ist mir heute immer noch im Ohr. »Mr. Musicman«, der Song einer afrikanischen Band mit englischem Text war sozusagen der Soundtrack unserer Jugendzeit. Während es bei mir daheim etwas ruhiger zuging, war bei ihm zu Hause immer etwas mehr los. Open door bei den Asamoahs habe ich immer genossen. Seine Schwestern haben gekocht, es lief coole afrikanische Musik und obwohl sein Vater ziemlich streng war, brauchte ich nicht zu fragen, ob ich zu Besuch kommen konnte. Aber auch bei meinen Eltern kam Gerald gut an. Er war immer freundlich und gut gelaunt, sodass sie ihn gleichsam adoptiert hatten. Außerdem spielten sein wie auch mein Bruder zusammen Fußball und waren gute Freunde. Feste Familienbande waren also gewoben.
    Als ich Hannover 1998, ein Jahr vor seinem Wechsel nach Schalke, Richtung Hamburg verließ, trennten sich unsere Wege kurz. Im Nationalteam sahen wir uns dann wieder und später auch auf Schalke. Als ich in das Ruhrgebiet wechselte, war er schon eine Legende in seinem Verein. Und

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