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Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
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nicht. Denn wer immer so etwas sagt, will ja nicht feststellen, dass jemand schwul oder schwarz ist, sondern dies sind immer noch Eigenschaften, die gerade im Fußballkontext als negativ definiert werden. Damit werden Schwule und Schwarze klar abgewertet und das ist meiner Meinung nach Diskriminierung und hat nichts mit dem geläufigen »Arschloch« zu tun. Ich kann inzwischen einiges einstecken, aber ich finde, dass wir verdammt aufpassen müssen, was wir sagen und was wir tun. Das gilt auch für mich und meine Geste zu den Dortmunder Fans in diesem Spiel nach meinem Tor. Keine Diskriminierung, keine Beleidigung, aber dennoch keine schöne Aktion, auch wenn sie eher eine Reaktion auf die Äußerung von Weidenfeller war. Sorry dafür! Wo aber die Unterschiede sind, wird hoffentlich auf den nächsten Seiten deutlich.
    Doch zurück zu meinem Besuch in der Schule. Ich muss sagen, das war wirklich mutig von der Schule und natürlich auch ein bisschen von mir. Der Direktor der Schule, so erfuhr ich hinterher, hatte sogar befürchtet, dass ich ausgebuht werden könnte, was wiederum den Erfolg der ganzen Aktion gefährdet hätte. Dabei war eigentlich das Ganze phänomenal gedacht: Wenn es schon um das Thema Rassismus gehen und die Dortmunder Schüler einen Schalker Spieler vorgesetzt bekommen sollten, der diese Vergangenheit hat, war das eine echte Prüfung für ihre Fähigkeit zu Toleranz und Respekt. Und ihr Verhalten würde ein Hinweis darauf sein, ob sie mit dieser Schule die Auszeichnung wirklich verdient hatten. Und das haben sie.
    Mir fiel nämlich ein Stein vom Herzen. Nicht nur, dass ich mit viel Applaus empfangen wurde, auch stellten sie mir viele Fragen, die mir klarmachten, dass sie sich mit dem Thema intensiv beschäftigt hatten. Nichts war aufgesetzt, alles schien ehrliches Interesse zu sein. Am Ende hatte ich Dortmund fast ein kleines bisschen lieb gewonnen und meine Hoffnung wurde genährt, dass Toleranz und Respekt auch in Zukunft die bestimmende Einstellung in jedem Fußballstadion sein werden. Selten habe ich in Dortmund so viele Autogramme schreiben müssen. Es waren über 400! Gut, dass das meine ehemaligen Mannschaftskameraden nicht gesehen haben.
    Somit war die Veranstaltung auch für mich ein kleines Schlüsselerlebnis, um meine eigenen Vorurteile zu überprüfen. Ganz offensichtlich sind nicht alle Dortmunder Fans über den einen Kamm zu scheren. Der Schulbesuch half mir zudem, auch meine eigenen Ängste ein wenig abzubauen, die dazu führten, dass ich schon nicht mehr nach Dortmund zum Einkaufen fuhr und am Dortmunder Bahnhof, wenn ich jemanden abholen musste, gar nicht erst aus dem Auto stieg.
    Der Schrecken saß nämlich tief. Im Jahr 2004 habe ich, vielleicht sogar etwas blauäugig, in Dortmund ein Fußballspiel besucht. Im Stadion Rote Erde spielte die zweite Mannschaft des BVB gegen die Zweitvertretung des HSV. Ein guter Freund, Charles Taki, ebenfalls ein gebürtiger Ghanaer, stand zu dieser Zeit in Hamburg unter Vertrag. Ich machte also einen Familienausflug nach Dortmund, mit Frau, Patenkind, Cousine und der Schwester meiner Frau. Doch als die Fans des BVB mich entdeckten, brach die Hölle los. Das Spiel wurde zur Nebensache und ich wurde zur Zielscheibe der BVB-Fans. Es hätte nicht viel gefehlt, da hätten die Dortmunder Anhänger den Fanblock des HSV gestürmt. Die Polizei bat mich dann, um weitere Eskala­tionen zu vermeiden, mit meiner Familie das Stadion so schnell wie möglich zu verlassen. Wir wurden unter Polizeischutz zum Auto geführt und fuhren heim. Mit zitternden Knien. Nicht auszumalen, wenn meiner Familie etwas passiert wäre. Sie aber haben den Hass der Fans voll mitbekommen und fragten sich auch, was das alles mit Fußball zu tun hat. Seither bin ich noch viel mehr als vorher der Meinung, dass Rivalität niemals in Hass umschlagen darf. Und eine Schule in Dortmund hat dafür ein gutes Beispiel gegeben.

    Asamoah ist ein Botschafter
    von Dr. Theo Zwanziger
    (ehemaliger Präsident des Deutschen Fußballbundes)
    Um es sofort zu Beginn zu schreiben: Ich habe Gerald Asamoah immer bewundert. Er, ein Fußballer, der immer seine Leistung gezeigt hat, hat auch im sozialen Bereich sein Fußballtalent genutzt, um eine Bresche gegen Diskriminierung zu schlagen.
    Es gibt ja für Minderheiten oft Situationen, in denen man lieber schweigt, weil man weiß, dass man anders

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