Dieser Weg wird kein leichter sein
ist und deshalb beobachtet werden könnte. Bei gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung ist das beispielsweise der Fall. Gerald Asamoah aber konnte sein Anderssein nicht verbergen. Und wollte es auch nicht. Er hat immer Mut bewiesen, indem er offen mit den Dingen umgegangen ist.
Ich habe ihn bewusst wahrgenommen, als er 2001, als ich noch Schatzmeister beim DFB war, Nationalspieler wurde. Sportlich war und ist er immer noch ein Spieler, den ich besonders gerne sehe. Ein groÃartiger Stürmer mit einer tollen Wendigkeit trotz seines kräftigen Körpers. Und natürlich bemerkte ich auch sofort die afrikanische Ausgelassenheit und Fröhlichkeit, die er ausstrahlte und sein Markenzeichen wurde. Zu dieser Zeit habe ich allerdings auch viele Briefe aus der nationalistischen Ecke bekommen, die sich gegen Asamoah richteten.
Das ist heute anders. Gerald Asamoah hat einen groÃen Beitrag dazu geleistet, dass das Problem, das der versteckte und offen gezeigte Rassismus darstellt, zurückgedrängt worden ist. Durch seinen Charakter, seine Leistung und seinen Mut.
2001 hat der DFB seine Satzung in Bezug auf Diskriminierung deutlich verschärft und diesbezüglich eine Strukturreform durchgeführt. Deshalb war ich bei Gerald Asamoahs Problemen mit der rechten Szene und den Kampagnen gegen ihn immer an seiner Seite und habe ihn auch rechtlich unterstützt.
Zu näheren Begegnungen mit ihm ist es dann im Vorfeld der WM 2006 gekommen. Da gab es einige Podiumsdiskussionen im Rahmen des »FuÃballglobus«. Dort hab ich seine erfrischende Art, seinen Mut und seine Offenheit sehr zu schätzen gelernt. Auch weil er zeigte, dass er ein Mensch ist wie jeder andere auch, der an seiner Leistung gemessen werden will. Er wollte kritisiert werden, aber nicht mit seiner Hautfarbe als Argument.
Ich habe seine kühne Entschlossenheit bewundert, auch Ungerechtigkeiten auf dem Platz sofort zu benennen. In diesem Zusammenhang hat er den Fair-Play-Preis 2011 natürlich verdient, was auch zeigt, dass er einen tollen stolzen Charakter hat, sich als Deutscher wohlfühlt und auch als solcher wahrgenommen werden will.
Das hat er bei der WM 2006 zur Genüge unter Beweis gestellt. Ich habe ihn dort während des Sommermärchens erlebt, als ich Teil des Organisationsteams war und somit auch das Mannschaftsquartier besuchen durfte. Er war immer präsent, aufgeschlossen, gut gelaunt. Mit seiner musikalischen Ader hat er auch die Stimmung der Mannschaft geprägt. Man braucht einfach solche Spieler im Team.
Der DFB sollte unbedingt mit ihm, dem ehemaligen Nationalspieler, als Botschafter weiter gegen Rassismus kämpfen. Gerald Asamoah hat einen reichen Erfahrungsschatz, den er weitergeben kann. Gerade weil er nicht in Deutschland geboren ist. Mit der Frage »Diskriminierung und Rassismus« müssen wir uns ständig weiter beschäftigen, sie wird auch künftig noch viel Aufklärungsarbeit verlangen. Da darf uns der vorbildhafte Mensch Gerald Asamoah nicht verloren gehen!
»Ich bin von allen deutschen Nationalspielern bisher am schwärzesten«
Das war ein Satz, den ich in meiner Euphorie, für Deutschland zu spielen, immer wieder gesagt habe. Auch mein »Ich denke deutsch, ich sehe nur ein bisschen anders aus« kann man heute noch finden, wenn man nach lustigen Zitaten von FuÃballern googelt. Zwar habe ich das in meiner positiven Art auch lustig gemeint, aber oft genug blieb mir das Lachen im Nachhinein im Halse stecken. Denn natürlich kann man vieles einfach wegÂlachen, aber einige Dinge, die ich in Deutschland erlebt habe, haben mich entsetzt und auch verletzt.
Vor allem als Kind ist man extrem verunsichert, wenn nur die Hautfarbe reicht, um zum Ziel von Beschimpfungen zu werden. So zum Beispiel in der StraÃenbahn auf der Fahrt zur Schule. Ich sehe die ältere Frau noch genau vor mir, wie sie mich mit hasserfülltem Blick plötzlich aus dem Nichts anschrie: »Geh doch zurück in dein Land!« Ich habe damals nicht reagiert, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte. Dennoch habe ich gemerkt, dass ich und damit auch viele meiner Landsleute, ginge es nach einigen Menschen, hierzulande nicht wirklich willkommen sind.
Warum nur, so habe ich mich als Kind gefragt. Ich konnte das einfach nicht verstehen und habe mich meist damit getröstet, dass wenigstens meine Freunde anders sind. Das hat mir in den nachdenklichen Momenten sehr geholfen. Aber
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