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Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
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mich gehört zu einer gelungenen Integration, dass die Sprache des Landes, in dem man lebt, beherrscht wird. Und das hat nichts damit zu tun, dass man seine Herkunft verleugnet und seine eigene Kultur vergisst. Im Gegenteil: Es ist ein Schritt auf die anderen zu. Nur wer Interesse an der jeweils anderen Kultur hat, kann erwarten, dass auch auf der anderen Seite Interesse aufkommt.
    Mich wundert es ein bisschen, wenn Spieler nicht zum Deutschunterricht gehen und lieber über Jahre hinweg mithilfe von Dolmetschern mit Trainer und Mitspielern kommunizieren. Klar funktioniert Fußball auch ohne große Worte, intuitiv, aber es führt dazu, dass die intensive Auseinandersetzung fehlt. Auf Schalke hat man beispielsweise eine Zeit lang gedacht, man wäre in Südamerika. In der Kabine wurde nur noch Portugiesisch gesprochen, sodass man sich manchmal richtig ausgeschlossen vorkam. Man weiß ja tatsächlich nicht: Sprechen die vielleicht gerade über mich? Das erzeugt kein gutes Gefühl, ist für die Gemeinschaft nicht gut und führt zwangsläufig zu Grüppchenbildung. Solange der Erfolg da ist, ist das meist kein Problem, aber wehe, es hakt irgendwo, dann kann die Ursache nicht so richtig herausgearbeitet werden.
    Ich hatte einmal einen Trainer, der, als es schlecht lief, befahl, ab jetzt werde in der Kabine nur noch Deutsch gesprochen. Wie bitte soll das dann gehen? Keine perfekte Maßnahme, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Apropos Kind: Meine Kinder wachsen dreisprachig auf. Ich spreche zu Hause Deutsch, meine Frau auch Englisch und meine Schwiegermutter Twi. Ich möchte, dass sie die wichtigsten Sprachen meiner Familie beherrschen, um sich auch nach Jahren in Deutschland überall verständigen zu können.
    Deutschland oder Ghana
    Bevor es so weit kam, dass ich 43 Länderspiele für Deutschland machen konnte, musste ich mich natürlich irgendwann entscheiden, wie ich mit meinem Heimatland Ghana und meiner neuen Heimat Deutschland umgehen sollte. Schließlich hatte ich in Hannover nach dem Aufstieg in die zweite Liga mit meinen Leistungen für Interesse gesorgt. Das galt für den DFB genauso wie für den ghanaischen Fußballverband. Und beide schickten mir im Jahre 1998 Einladungen. Für Ghana sollte ich ein Länderspiel machen, für den DFB lud mich Hannes Löhr, der damalige Trainer der U21-Junioren, zu einem Länderspiel ein. Zwei Herzen schlugen in meiner Brust.
    Als junger Spieler fühlt man sich natürlich geehrt über so viel Aufmerksamkeit. Deshalb habe ich auch nicht darüber nachgedacht, dass ich mit einem Spiel für eines der beiden Teams die Tür der anderen Nation zuschlagen könnte. Ich entschied mich, im Januar 1998 nach Ghana zu fliegen – einer der wenigen Besuche des Landes, seit ich von dort aus in ein neues Leben gestartet war. Dort aber merkte ich, dass mir einiges im Verband nicht gefiel und ich mich in der Mannschaft nicht so richtig wohlfühlte. Offiziell war ich zwar eingeladen, aber zum Kader gehörte ich nicht wirklich, genauso wenig wie Otto Addo, der mit mir nach Ghana gekommen war. Nach dem Spiel, das Ghana 1:0 gegen Mosambik gewann, waren alle anderen Spieler sofort weg. Jeder ging seiner Wege. Ich wusste gar nicht so recht, was ich machen sollte. Da meine Mutter zu dieser Zeit auch in Ghana war, habe ich sie angerufen. Sie hat mich dann am Stadion in Accra abgeholt. Wie soll man das beschreiben? Fremder im eigenen Land? Vielleicht stimmt das ein bisschen. Schließlich hatte ich inzwischen schon genauso viele Jahre in Deutschland verbracht wie in Ghana.
    Auf eine besondere Art und Weise wurde mir die Entscheidung für das eine oder andere Nationalteam noch offengelassen. Denn gespielt habe ich an jenem Tag für Ghana nicht. Der italienische Nationaltrainer hatte mich nämlich nicht eingesetzt. Später ist er extra nach Deutschland geflogen, um sich dafür zu entschuldigen. Dabei müsste ich ihm eigentlich dafür dankbar sein, dass er mich nicht berücksichtigt hat. Für mich bedeutete diese göttliche Fügung Aufschub für eine der wichtigsten Entscheidungen in meinem Leben.
    Man muss aber noch einmal dazu sagen: Die Vorstellung, als erster schwarzer Afrikaner für Deutschland zu spielen, machte mir auch ein bisschen Angst. Ich war schon damals nach außen hin eine echt coole Socke, aber das war nun wirklich ein extrem bewegender Gedanke. Was wäre, wenn mich

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