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Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
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Diskotheken. Das war früher nicht selbstverständlich. Nicht selten wurde mir der Zutritt in die Lokale verweigert. Selbst heute schauen mich oft noch diejenigen, die mich nicht sofort erkennen, erst einmal komisch an und sind dann erst wirklich freundlich, wenn ihnen jemand zuflüstert: »Das ist doch der Asamoah!« Es ist schon öfters vorgekommen, dass ich mich mit farbigen Freunden verabredet habe und ich auf sie warten musste – bis ich erfuhr, warum: Sie mussten draußen bleiben. Erst als ich einschritt und sagte, dass sie zu mir gehörten, war der Einlass plötzlich kein Problem mehr. Das ist leider immer noch die Realität. Heute noch kann es passieren, dass meine Frau mit den Kindern nicht bedient wird, wenn sie auf die Cranger Kirmes in Herne geht. Das Argument: Sie könne sich das doch nicht leisten. Deshalb weiß ich, wie schwer es für viele ist, sich durchzusetzen. Und dass es unbedingt sein muss, couragiert aufzutreten. Auch und gerade, wenn man ein Feindbild ist.
    Mein Freund Otto Addo hat mir oft erzählt, mit welchen Schikanen er konfrontiert wurde. Manchmal waren es nur Kleinigkeiten, aber die Stoßrichtung war klar. So wurde er auf dem Weg zur ersten Klasse in der Bahn als Einziger kontrolliert, in einem Kaufhaus schon mal grundlos von einem Ladendetektiv durchsucht oder bei Verkehrskontrollen ständig herausgewinkt – einmal sogar viermal an nur einem Tag. Bis heute hat er das Gefühl, dass eine andere Hautfarbe eine andere Behandlung nach sich zieht. Oder wie es einmal George Weah, Weltfußballer des Jahres 1995 und gebürtiger Liberianer, treffend ausdrückte: »Sitzt ein Weißer in einem Mercedes, ist er Geschäftsmann. Setzen Sie einen Schwarzen in dasselbe Auto, wird er sofort als Drogendealer angesehen.«
    Otto Addo stimmt mit mir überein: Rassismus muss man und kann man auch bekämpfen, indem man sich behauptet. Wenn man Respekt erzeugt, verändert sich auch das Ansehen. Deshalb ziehe ich den Hut vor den schwarzen Spielern, die sich schon vor Jahren durchgebissen und so dafür gesorgt haben, dass es überhaupt einen schwarzen Nationalspieler für Deutschland geben konnte.
    Â»Du bist nicht Deutschland, Gerald!«
    Einen negativen Höhepunkt in Sachen Diskriminierung meiner Person durch die rechte Szene gab es bereits vor der WM 2006. Sie erinnern sich wahrscheinlich an die Kampagne »Du bist Deutschland«, die ich im Vorfeld der Weltmeisterschaft unterstützt habe. Zur Kinomusik von Forrest Gump wurden Werbespots und Anzeigen geschaltet, die für eine Art Initialzündung für mehr Zuversicht und Eigeninitiative in Deutschland sorgen sollte. Es gab auch Kritiker, aber ich hatte bei der Kampagne ein gutes Gefühl, weil ich schließlich Deutscher geworden war und dem Land etwas zu verdanken hatte. Das war meine Chance, etwas zurückzugeben. Mitreißend und begeisterungsfähig war ich ja schon immer. Außerdem konnte ich mich mit dem Manifest dieser Kampagne identifizieren: »Ein Schmetterling kann einen Taifun auslösen … Deine Tat kann wirken … Dein Wille ist wie Feuer unterm Hintern … Einmal haben wir schon eine Mauer eingerissen … Deutschland hat genug Hände, um sie einander zu reichen und anzupacken … Du bist 82 Millionen … Behandle dein Land wie einen guten Freund … Du bist Deutschland.«
    So gab ich mein Gesicht her, in der Hoffnung, etwas zu bewirken, und das sollte auf keinen Fall Intoleranz und Fremdenhass sein. Aber die rechtsextremistische Vereinigung »Schutzbund Deutschland« nahm daraufhin mein Bild, um es mit dem Anti­slogan zu versehen: »Nein, Gerald, Du bist nicht Deutschland. Du bist BRD!« Was nichts anderes sagen sollte, als dass diese Leute mich in ihrem Deutschland, das sie sich wünschten, nicht gerne sehen würden. Oder einfacher gesagt: Ausländer raus! Der Antislogan wurde auf Plakate und Aufkleber gedruckt, die über das Internet angeboten wurden. Mit meinem Foto! Erst war ich natürlich perplex, denn diese Form der Anfeindung war mir neu, weshalb ich mir anfangs unsicher war, wie ich reagieren sollte. Einerseits konnte und wollte ich ja nicht so tun, als ob nichts passiert wäre. Andererseits wollte ich denjenigen, die diese Aktion gestartet hatten, durch mein Eingreifen nicht unnötig Aufmerksamkeit verschaffen. Das ist nämlich genau das, was diese Organisationen damit bezwecken.
    Jedenfalls

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