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Dieser Weg wird kein leichter sein

Dieser Weg wird kein leichter sein

Titel: Dieser Weg wird kein leichter sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Gerald und Großmann Asamoah
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wusste erst gar nicht, was los war. Ich saß da und heulte.
    Eine ähnliche Situation gab es auch in der Familie. Sie wissen ja inzwischen, dass ich bei der Oma aufgewachsen bin. Sie hatte ein großes Herz und so gab es immer wieder neue Familienmitglieder. Eines Tages nahm sie »Sister Afia« auf. So habe ich sie jedenfalls immer genannt, obwohl sie nicht mit mir verwandt war. Afia gehörte also eines Tages zur Familie meiner Oma und begleitete mich durch meine Kindheit. Sie war ein guter Geist und immer für mich da. Ihr habe ich vertraut. Obwohl ich ein kleines dickes Kind war, wollte ich nur von ihr getragen werden. Sie hat das mit Hingabe gemeistert. So wie sie meine »Lieblingstante« war, war ich ihr Lieblingskind. Selbst wenn meine Mutter in Ghana zu Besuch war, sollte Sister Afia immer dabei sein, was meine Mama damals manchmal schon etwas eifersüchtig machte. Auch meine Frau Linda hat sie ins Herz geschlossen. Immer wenn wir in Ghana waren, hat sie bei uns gelebt, für uns gekocht. Eine gute Seele!
    Im Jahr 2001 starb sie ganz plötzlich, obwohl sie gar nicht krank war. Linda bekam den Anruf und alle Mitglieder der Familie hatten Angst, mir das mitzuteilen, weil sie wussten, wie sehr ich an ihr hing. Als meine Frau mir dann von dem Todesfall erzählte, blieb ich cool, habe gar nicht so reagiert, wie alle es von mir erwartet hatten. Erst später, als ich wieder nach Ghana fuhr, merkte ich plötzlich: Sie ist tatsächlich nicht mehr da. Sie holte uns nicht vom Flughafen ab, sie war nicht bei uns zu Hause, sie lachte nicht mit mir. Sie war und blieb verschwunden. Da weinte ich. Der Verlust war Realität geworden. Und irgendwann hat mein Herz darauf reagiert.
    Und so ähnlich war und ist das auch beim Fußball: Wenn die Anspannung nachlässt, ist manchmal ein guter Zeitpunkt, auch Dinge zuzulassen, die in einer bestimmten Situation vielleicht gerade stören oder nicht sichtbar werden können. Mit einem Schlag habe ich dann realisiert, was ich, obwohl ich viel für mich gewonnen hatte, mit Schalke verloren hatte. Trotzdem blieb ich danach weiter positiv gestimmt. Immerhin ich war nun Vizemeister und wurde sogar noch Pokalsieger. Wenn ich heute natürlich sehe, dass ich mit Schalke insgesamt vier (!) Vizemeisterschaften gewonnen habe, könnte schon Frust aufkommen. Aber auch das lässt sich nicht drehen und wenden. Sie wird noch kommen, diese ersehnte Meisterschaft. Vielleicht früher, als man denkt. Oder besser: wenn man gar nicht daran denkt!
    Rudi’s calling
    Wir bekamen nach dem letzten Bundesligaspiel drei Tage frei, auch um den Kopf mal ordentlich durchzupusten. An einem dieser Tage zwischen dem letzten Saisonspiel und dem Pokal­finale saß ich mit Linda im Auto und fuhr nach einem Besuch bei meiner Schwiegermutter zurück nach Gelsenkirchen. Wie immer lag das Handy griffbereit. Es ist ja kein Geheimnis, dass es bei mir nicht selten klingelt und ich (fast) immer drangehe. Auch im Auto. Diesmal aber zögerte ich, als es klingelte. Denn ich kannte die Nummer nicht. Normalerweise warte ich dann, ob jemand eine Nachricht hinterlässt, und rufe dann vielleicht zurück. Es soll mich ja nicht jeder ständig erreichen können, habe ich doch mit meinen Freunden und Bekannten schon genug zu tun. Ich weiß nicht, warum, aber dieses Mal ging ich dran – ja, liebe Polizei, das macht man nicht – und meldete mich mit einem etwas unterkühlten »Ja?«.
    Ich war total schockiert: Rudi Völler war dran, in Plauderlaune! Wie es mir so gehe und er hätte so gedacht, ob ich nicht Lust hätte, für Deutschland zu spielen. So einen wie mich könne er gebrauchen und er würde mich einladen! Peng!!! Da war sie also, die lang ersehnte Botschaft. Mein Traum konnte wahr werden!
    Ich tat natürlich cool und abgeklärt. Aber Sie können sich sicher vorstellen, wie es in mir drin aussah. Ich wäre am liebsten geplatzt vor Glück. Ich muss wohl die ganze Zeit, während ich mit Völler telefonierte, ziemlich debil gegrinst haben, denn meine Frau Linda schaute mich immer wieder komisch von der Seite an. Es war wirklich Rudi Völler, den ich bis dahin persönlich gar nicht kannte. Ein Star aus dem Fernsehen und auch ein Star meiner ersten Zeit in Deutschland! Denn die erste Fußball-WM, die ich bewusst wahrgenommen hatte, war die von 1990, als Deutschland mit Völler Weltmeister wurde. Keine Frage, dass er als

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