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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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selbst auf die Schulter. »Wenn ich das Mama erzähle«, strahlte ich Lars an, »dann ist sie bestimmt stolz auf mich.«
    »Und ich bin stolz auf dich, wenn du deine Tabletten nimmst!«
    »Wann?«
    »Jetzt!«
    »Ja, ja«, meckerte ich leise vor mich hin, setzte mich neben Muh und öffnete meine Tablettendose. Ich freute mich schon auf den Tag, an dem sie keine Rolle mehr in meinem Leben spielten. Dann kam Mella wie ein Engel durchs Zimmer geflogen, und ich schluckte meine Pillen hinunter. Ohne zu murren. Dafür war ich immer noch viel zu verliebt.
    In einem Souvenirshop am Boxhagener Platz durfte ich mir ein I-Love-Berlin-T-Shirt aussuchen. Und einen Magneten für den Kühlschrank, auf dem »Berlin-Kreuzberg« stand, bekam ich auch noch. Der Verkäufer, ein alter Mann, redete auf Berlinerisch mit mir, und ich verstand kein einziges Wort. Er lachte aber freundlich, weswegen ich mir keine Sorgen machte. Ich schwebte ohnehin im Siebten Himmel und bekam fast nichts mit, was um mich herum passierte. Ich nickte einfach immer mit dem Kopf. Zum Glück hat der liebe Gott die Welt so gemacht, dass man auch mit offenen Augen träumen kann. Wir hatten noch ein bisschen Zeit, und Lars schlug vor, ein zweites Frühstück zu uns zu nehmen. Ich war zwar satt, hatte aber nichts dagegen.
    »Wir treffen dort Melli.«
    »Wer ist Melli?«, fragte ich.
    »Eine Freundin.«
    Ich dachte wieder an Mella, weil Melli so ähnlich klang, und versuchte mich auf Lars’ Worte zu konzentrieren.
    »Warum war sie gestern nicht bei Tamtam?«
    »Weil sie nicht blond ist«, lachte Lars. »Gestern waren ja nur Blondinen erlaubt.«
    »Du bist gar nicht so blöd, wie du aussiehst«, scherzte ich und tätschelte seine Schulter. »Welche Haarfarbe hat sie denn?«
    »Hmm, so braun irgendwas«, überlegte Lars, aber ich fiel ihm gleich wieder ins Wort.
    »Wir brauchen eine Rose für sie!«
    Lars sah mich fragend an.
    »Sonst ist sie traurig, weil die anderen Mädchen ja eine bekommen haben.«
    »Das stimmt«, sagte er und wendete sein Auto. »Auf in den Blumenladen!«
    Ich hatte keine Angst, weil ich den Ort schon kannte. Die Blumenverkäuferin begrüßte mich mit einem strahlenden Lächeln: »Du schon wieder!«
    »Ja, ich«, sagte ich schüchtern.
    »Du musst mir alles erzählen«, sagte sie. »Wie lief’s gestern?«
    Ich grinste nur, weil es mir ein bisschen peinlich war.
    »Erzähl ruhig«, sagte Lars.
    »Erzähl du!«, sagte ich.
    »Ich dachte, ihr kommt, um das Geheimnis zu lüften«, sagte die Blumenverkäuferin zu Lars, und er sagte: »Die Rosen waren ein voller Erfolg, die Limousine war ein voller Erfolg, und ich glaube, du hast gestern den Abend deines Lebens gehabt, ne?«
    Lars sah mich an, aber ich schaute bloß auf den Boden und nickte.
    »Geknutscht hat er«, begann Lars auszuplaudern. Ich sah kurz zur Blumenverkäuferin, aber nur kurz, denn ich musste wieder kichern. »Er hat ganz Berlin gesehen, hat Telefonnummern bekommen, neue Facebook-Freundinnen, und verliebt ist er auch ein bisschen. Auf einer Skala von Null bis Hundert, wie war das noch?«
    Ich drehte mich weg, schaute Löcher in die Luft und sagte leise: »Hundert.«
    Die Blumenverkäuferin klatschte in die Hände, und wir lachten eine Runde, aber dann sagte ich, dass ich schon wieder eine neue Rose brauchte – für Melli. Sie sah zuerst mich an, dann Lars und sagte: »Sag mal, kann man irgendwo einen Kurs belegen, in dem man lernt, wie das geht? Ich will auch so viele Dates haben. Wie macht er das?«
    »Das bleibt ein Geheimnis«, grinste ich.

    Melli war lieb und freundlich. Ich trank ein Fresh Lime Soda und bestellte noch ein Extraglas mit frischgepresstem Zitronensaft dazu. Das Café hieß Aunt Benny und wurde von Amerikanern betrieben, weswegen an der großen Tafel alles auf Englisch stand. Ich überreichte Melli die Rose und die Karte, die ich im Blumenladen für sie geschrieben hatte (mit vielen Herzchen drauf). Sie freute sich so sehr darüber, dass sie sofort in ihre Handtasche griff und ebenfalls ein Geschenk auf den Tisch legte – eine handsignierte Autogrammkarte von Peter Maffay.
    »Das gibt’s doch gar nicht«, sagte ich so laut, dass die Bedienung sich zu mir umdrehte. Sie war auch sehr hübsch, aber sie verstand kein Deutsch. »Melli, ich habe bei Simon, also in seinem Studio, einen Song von Peter Maffay gesungen. Lars auch, aber er kann nicht gut singen.«
    Lars bestellte Espresso und Cappuccino und einen warmen Apple Crumb Pie mit Vanilleeis und ein Käsesandwich, und

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