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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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unkompliziert. Als ich ein Eis wollte, bekam ich ein Eis, und es wurde nicht ewig diskutiert, bis ich keine Lust mehr auf Eis hatte.
    »Kinder, wie dieser kleine Junge aus meiner Geschichte oder wie du, haben keine Angst, etwas falsch zu machen«, sagte Lars jetzt weiter. Er sah dabei über mich hinweg aus dem Fenster. »Ihnen ist es nämlich völlig Banane, welche Auswirkungen ihr Handeln haben könnte. Sie haben eine Idee, und machen es einfach. Und genau deswegen haben sie auch so viel Spaß dabei. Für sie zählt nur der Moment. Keine Sorgen. Nur das Jetzt. Aber dann, wenn diese Kinder erwachsen werden, geraten sie in einen magischen Strudel der Finsternis, voller Zweifel und Ängste, und sie verlieren die Fähigkeit, die Welt mit offenen Augen zu sehen.«
    »Du hörst dich an wie ein Märchenerzähler«, grinste ich ihn an.
    »Wer weiß, vielleicht befinden wir uns ja schon mitten in einem Märchen, mit dir als kleinem Prinzen und mir als altem Zauberer, der am Krückstock geht.«
    »Hahaha.«
    »Daniel, hör mal«, sagte Lars und senkte seine Stimme und sah mir dabei tief in die Augen.
    »Der Junge, der beim Krippenspiel aus der Reihe getanzt ist, war anders als die anderen, und genau deswegen erinnert sich auch heute noch jemand an ihn. Ich glaube, du bist auch so ein besonderer Junge.«
    »Ehrlich?«, fragte ich erstaunt und dachte: Was zum Graureiher soll an mir schon besonders sein? Ich kann doch gar nichts.
    »Aber was mache ich denn?«
    »Wenn ich dich so beobachte, wie du zu anderen Menschen bist … Die Erwachsenen beklagen sich ständig über alles Mögliche, machen sich fertig wegen nichts und wieder nichts, und du wünschst dem Idioten aus dem Bus einen schönen Tag und meinst es auch noch ehrlich. Weißt du, was du bist? Ein Wunder.«
    »Nein, Lars«, protestierte ich. »Ein Wunder wäre es, wenn der liebe Gott mich gesund machen würde. Aber ich weiß ja, dass das nicht passiert. Ist nicht so wild. Gibt Schlimmeres.«
    »Ja, was denn?« Mir fiel spontan nichts ein, also musste ich überlegen, aber Lars winkte mit der Hand, was bedeutete, dass ich mir ruhig Zeit lassen sollte. Als ich etwas in meinem Kopf gefunden hatte, sagte ich: »Wenn du, also ich meine, wenn du beim Essen nichts schmecken könntest. Mein Lieblingsgericht von allen Lieblingsgerichten ist Spaghetti carbonara. Hmm, das ist so lecker, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Also, wenn ich mir jetzt vorstelle, dass jemand eine schlimme Krankheit hat, der … ich weiß nicht, wie ich das sagen soll.«
    »Du meinst, wenn jemand keinen Geschmackssinn besitzt, für den alles nach Pappe schmecken würde.«
    »Ja, genau so. Ey, das wäre ja mal richtig scheiße!«

    Wir alberten ein wenig herum, und dann nahm Lars meine Hand und sagte: »Daniel. Hör mal, deine Sorgen kann ich dir nicht nehmen, niemand kann das – außer der liebe Gott vielleicht, aber vielleicht kann ich dir helfen, ein bisschen Spaß zu haben.«
    »Okay«, sagte ich, und augenblicklich schossen mir Bilder vom Fahrradfahren im Sommer durch den Kopf. Das waren früher oft die schönsten Momente, weil ich mich dabei frei fühlte, wie die Kinder aus Vorstadtkrokodile . Ich hatte ja nie so eine Bande, die gemeinsam durch dick und dünn geht, weil ich dafür immer zu schwach war.
    »Und weil ich weiß, dass du die Sachen, die so richtig viel Spaß machen, nicht tun darfst, jedenfalls nicht alleine, bin ich ab sofort für dich da. Keine Lehrer, keine Eltern, keine Krankenschwestern. Nur wir zwei.«
    »Überhaupt keine Aufpasser?« Ich fragte lieber nach, nicht dass ich etwas falsch verstand und mich umsonst freute. Das ist mir nämlich ein paar Mal passiert und danach war ich ganz traurig.
    Lars lachte aber schon und sagte: »Nur wir zwei.«
    »Also, das wäre schön.« Meine Gedanken drehten sich und sausten wie auf einer riesigen Achterbahn durch die Luft. Auch so eine Sache, die ich wegen meinen Eisenstäben im Rücken nicht machen darf. Aber das war mir in diesem Augenblick egal – wirklich egal. Ich konnte es kaum glauben, es fühlte sich wie träumen an. Sofort überlegte ich, was wir alles erleben könnten, aber mir fiel vor lauter Aufregung keine einzige Sache ein.
    »Aber, aber, aber was wollen wir denn machen?«, fragte ich hektisch und hoffte, dass Lars schon eine erste gute Idee hatte.
    »Alles, was du willst.«
    »Echt, alles?«
    »Ja.«
    »Wie geil ist das denn?« Mein Herz schlug schneller, aber auf die gute Weise, und ich war so überwältigt, dass ich gar

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