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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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weil ihr immer noch die Tränen kullerten.
    Wir blieben noch ein paar Minuten sitzen, freuten uns und tranken unsere Getränke aus. Auf dem Weg nach unten in den großen Supermarkt blieb ich plötzlich stehen.
    »Mama«, sagte ich ganz leise. »Ich kann nicht mehr. Ich muss mich schnell setzen.«
    Zum Glück gibt es im ELBE überall Bänke.
    »Daniel!«, sagte Mama besorgt. »Du bist schon wieder ganz blau im Gesicht und deine Lippen – lila. Geh bitte sofort auf Sauerstoff.«
    »Mama, ich kann nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ist mir zu peinlich«, flüsterte ich.
    Lars ging vor mir in die Hocke und nahm meine Hand, aber ich zog sie weg. Ich brauchte sie, um sie gegen meinen Bauch zu drücken. Eigentlich war das Quatsch, weil mein Oberkörper durch das Korsett ja völlig steif war, aber trotzdem hielt ich meine Hände davor.
    »Dir geht es aber nicht gut«, sagte Mama mit nervöser Stimme. »Du brauchst den Sauerstoff.«
    Ich versuchte mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Alles, nur keine Panik bekommen, hoffte ich. Überall, aber nicht hier.
    »Aber was sollen die Mädchen denken?«, sagte ich.
    »Die denken gar nichts«, sagte Lars. »Aber ich denke, dein Körper brauchst jetzt frischen Sauerstoff.«
    »Nein, Lars, nein! Ich will nicht. Das ist so peinlich. Es gucken schon alle.«
    Mama sagte: »Ach, niemand guckt.«
    Ich sagte: »Alle gucken.«
    Lars fragte: »Wo denn?«
    Ich sagte: »Überall. Spätestens wenn ich mir die Maske vors Gesicht halte.«
    Lars grinste mich an und sagte: »Michael Jackson ist mit einem viel bekloppteren Mundschutz durch die Gegend gerannt und ihn hat auch niemand ausgelacht.«
    »Aber Michael Jackson konnte ein bisschen singen und tanzen. Ich kann nichts, verstehst du: Nichts! Ich hab nur dieses bescheuerte Herz!«
    Mama fing wieder an zu weinen. Lars lehnte sich zu mir, nahm meine Hand – dieses Mal ließ ich ihn – und sprach mit Flüsterstimme: »Daniel, ich weiß, das ist gerade alles megaätzend. Es ist nur so: Wenn du jetzt keinen Sauerstoff nimmst, müssen wir in ein paar Minuten den Notarzt rufen. Darauf hat niemand Bock und du am wenigsten. Du müsstest im Krankenhaus übernachten, die behinderten Ärzte würden dir wieder einen Zugang legen, und, und, und.«
    »Die können mich mal am Arsch lecken, die Arschlöcher«, wurde ich sauer, aber Lars unterbrach mich sofort wieder.
    »Bevor wir über die Arschlöcher herziehen, müssen wir jetzt ganz schnell diese Situation klären, okay? Du hast zwei Möglichkeiten: Entweder wir ziehen uns beide zusammen eine Portion Sauerstoff rein, hier vor allen Leuten. Ich stelle mich dabei auch gerne auf die Bank und mache den Hampelmann für dich, oder wir gehen da drüben auf die Toilette, schließen uns in einer Kabine ein, wo uns niemand sieht, und ziehen gemütlich einen durch. Also, was sagst du?«
    »Klo«, sagte ich leise, und Lars nahm mich an die Hand.
    »Wir sind gleich wieder da«, sagte er zu Mama, die uns ratlos zunickte und sich rückwärts gegen die Bank plumpsen ließ.
    »Ist fast wie in den Clubs, wenn man mit seinen Kumpels zusammen aufs Klo geht, um verbotene Sachen zu machen«, lachte Lars, als er die Tür hinter uns zusperrte. Er ging mit mir ins Behinderten-WC, weil dort mehr Platz war und weil ich ja wirklich behindert bin. Ich setzte mich auf den Klodeckel, Lars holte das Sauerstoffgerät aus der Tasche, aber weil er keine Ahnung hatte, wie alles funktionierte, musste ich ihm genaue Anweisungen geben. Dann spürte ich den Sauerstoff in meinen Lungen. Sofort ging es mir besser.
    Ich lächelte wieder, und reichte Lars meine Atemmaske. Der inhalierte kräftig und blies unsichtbare Rauchzeichen in die Luft. Meine Herzstiche waren zwar noch da, aber meine Lippen nahmen langsam wieder eine normale Farbe an. Nach ein paar Minuten fühlte mich stark genug, um mich einigermaßen auf den Beinen zu halten. Bevor wir zurück zu Mama gingen, rief ich noch schnell bei Aenne an, um sie zu fragen, ob wir uns später treffen könnten. Während ich mit ihr telefonierte, sah mich Lars ungläubig an und hielt sich die Hände vor den Mund, um sich das Lachen zu verkneifen.
    »Alter, was war das denn?«, sagte er, nachdem ich aufgelegt hatte. »Eben noch ein Häufchen Elend und jetzt schon wieder der große Checker!«
    »Mann, lass mich doch«, grinste ich. »Also, um 18 Uhr haben wir ein Date. Aenne bringt noch eine Freundin für dich mit.«
    »Komm Casanova, wir gehen erst mal wieder zu deiner Mutter. Sie macht sich bestimmt schon

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