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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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sagen.«
    »Ja, das könnte sie.«
    »Sie hätte doch anrufen und mir sagen können, dass sie nicht kommt.«
    »So ist das mit anderen Menschen«, versuchte mir Lars zu erklären, »weil sie mit sich selbst nicht zufrieden sind, machen sie manchmal blöde Sachen und merken gar nicht, wie sie damit anderen wehtun. Ich bin mir sicher, dass sie sich gemeldet hätte, wenn sie gewusst hätte, wie traurig du jetzt bist. Aber sie ist wahrscheinlich gerade mit sich selbst beschäftigt.«
    »Mit sich selbst beschäftigt?«, wiederholte ich und musste grinsen. »LARS, was denkst du denn für ekelhafte Sachen?«
    »Hahaha.«
    »Nein, war nur ein Scherz«, sagte ich schnell, nahm einen Zug von meiner Kaugummizigarette und pustete den unsichtbaren Rauch aus.
    »Was wollen wir denn machen am Mittwoch, wenn ich komme?«
    Ich überlegte kurz und lächelte: »Du kommst erst mal mit in die Schule.«
    »Am Mittwoch hast du keine Schule.«
    »Doch.«
    »Nee, da sind wir im Krankenhaus.«
    »Häh?«
    »Du hast wieder irgendeine Untersuchung. Ich komme mit. Am Donnerstag hast du Schule.«
    »Kommst du dann am Donnerstag mit in die Schule?«
    »Ich weiß noch nicht. Kommt drauf an, was wir später noch vorhaben.«
    »Ich darf ja nicht schwänzen. Hat Mama mir verboten.«
    »Na ja, der Sinn des Schwänzens ist, dass man es einfach macht, ohne um Erlaubnis zu fragen.«
    Ich schrieb eine SMS an Vanessa. Das ist eine Krankenschwester aus dem Hospiz, und ich war deswegen etwas abgelenkt. Das war aber gut, denn so musste ich nicht an Janine denken und dass sie mich im Stich gelassen hatte. Nach einer kurzen Pause, sagte Lars: »Anna hat sich gemeldet.«
    Ich hörte sofort auf in mein Handy zu tippen, hob meinen Kopf und guckte wieder in den Bildschirm.
    »Welche Anna?«
    »Na, Anna, das Model«, sagte Lars.
    »Ach so, und was will die doofe Kuh?«
    »Ach, total blöd. Die spricht in Rätseln. Ich verstehe kein Wort.«
    Ich musste grinsen. »Erzähl mal! Was für Rätsel?« Lars saß in seinem Stuhl, starrte die Wand an und sagte kein Wort. »Jetzt bist du erst mal sprachlos, was?«
    »Das bin ich wirklich«, sagte er nach einigen Sekunden. »Ach, die spielt irgendwelche behinderten Spielchen.«
    Ich dachte wieder an schweinische Sachen, wollte schon fast etwas sagen, aber konnte mich gerade noch beherrschen. Lars fand das lustig und fragte, woran ich denken würde, aber ich drehte mich schnell weg und giggelte: »Nichts, nichts.«
    »Du weißt doch, die Erwachsenen müssen immer cool sein und alles kompliziert machen.«
    Ich sagte: »Ja.«
    »Das ist nicht so wie bei dir. Du gehst einfach zu einem Mädel hin, checkst alles ab, bekommst die Telefonnummer, rufst an …«
    »Was du nie gelernt hast«, unterbrach ich ihn.
    »Ganz genau, was ich nie gelernt habe. Deswegen brauche ich dich, damit du mir das beibringst.«

    Als ich am nächsten Tag aus der Schule und dem Hospiz nach Hause kam, war ich ganz aufgedreht, weil ich nur noch an mein Praktikum denken konnte. Ich hatte mir während des Tages so meine Gedanken gemacht und kam zu folgendem Entschluss: Wenn ich mir ganz schnell eine Stelle suche, dann kann ich vorher auf keinen Fall sterben, selbst wenn das Praktikum erst in zwei Jahren beginnt. Der liebe Gott würde nämlich sehen, dass ich mein Leben bis 2014 geplant hätte, sich das in einem dicken Buch notieren und mich in der Zeit noch nicht zu sich holen. Ich schrieb Lars eine SMS, ob wir nach Berlin – Tag & Nacht skypen könnten, und er antwortete zehn Sekunden später: »Ist doch klar wie Kloßbrühe.«
    Das bedeutete ja.
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte ich, als er online war.
    »Schieß los!«
    »Es geht um die Praktikumsplätze. Ein paar habe ich schon gefunden und die Telefonnummern rausgeschrieben: vom Kindergarten, dem Café, von Rewe und der Fahrschule. Jetzt brauche ich nur noch die Nummer von Edeka.«
    »Du willst doch nur zu Edeka, damit du heimlich alle Süßigkeiten aufessen kannst.«
    »Nein, ich will da wirklich arbeiten.«
    »Na, wenn du meinst.«
    »Kann ich nicht bei dir ein Praktikum machen?«
    Lars begann zu lachen und sagte: »Hatten wir das Thema nicht schon?«
    »Weiß nicht.«
    »Guck mal, du musst am Ende bestimmt einen Praktikumsbericht schreiben.«
    »Ja, und?«, fragte ich und begann die Telefonnummer von Edeka in mein Hausaufgabenheft zu schreiben, die ich mittlerweile gefunden hatte.
    »Würdest du bei mir ein Praktikum machen, dann stünden am Ende der Woche lauter lustige Dinge in deinem Bericht. Weiß

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