Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)
nicht, ob deine Lehrerin das so toll fände.«
»Mir egal. Ich fände es toll. Und darauf kommt es an.«
»Das stimmt allerdings«, gab Lars mir recht.
»Was würden wir denn Lustiges machen?«, wollte ich von ihm wissen.
»Hört gerade jemand zu? Deine Mutter, sitzt die neben dir?«
Ich sagte: »Nein.«
»Dann würden wir in Clubs gehen, wo nackte Frauen tanzen«, sagte Lars leise.
»Also, meine Türe ist offen«, sagte ich, und wir fingen beide an zu lachen, weil plötzlich Mama mit einem Grinsen im Raum stand.
»Ja, ja, ja. Die Tür steht offen. Ich habe alles mitgehört, ihr Schlingel. Keine Sekunde kann man euch beide alleine lassen. Nur Unfug im Kopf.«
Mama lachte in den Bildschirm, und Lars lachte zurück. Ich mag es sehr, wenn Mama auch mit Lars skypt, weil es sich dann wie eine richtige Familie anfühlt. Ich wünschte mir, mein richtiger Bruder würde sich ab und zu bei mir melden. Er müsste auch gar nicht viel erzählen. Ich würde ihn fragen, ob es ihm gut geht und ob mein Hund noch lebt.
»Daniel, du machst dir jetzt schon zu viele Gedanken«, sagte Mama, aber sie wusste ja nicht, was in meinem Kopf vorging. Ich streckte ihr die Zunge raus. Sie sah es aber nicht mehr, weil sie schon auf dem Weg ins Wohnzimmer zu Papa war.
Ich vergewisserte mich, dass Mama nicht im Flur stand. Dann flüsterte ich ins Mikrophon: »Ich habe mit Tommy Schluss gemacht, also ich meine, er hat mit mir Schluss gemacht.«
»Wie, so schnell?«, fragte Lars.
»Ja, aber ich bin jetzt mit Michaela aus meiner Schule zusammen.«
»Was?«
»Ja, klar.«
»Wie hast du das denn gemacht?«
»Sie wollte mit mir zuerst ins Internetcafé, aber dann war die Pause um.«
»Moment mal«, sagte Lars. »Tommy macht mit dir Schluss, und du schnappst dir sofort die Nächste?«
»Nicht so laut«, sagte ich. »Meine Mutter hört doch mit.«
»Okay, pssst.«
»Ja, so ist besser«, flüsterte ich.
»Warum hat Tommy mit dir Schluss gemacht?«
»Weil er wieder mit Isabelle zusammen ist. Ich bin auch ein bisschen sauer auf sie.«
»Verständlich.«
»Sie hat mich angeschrien.«
»Wegen Tommy?«
»Nein, ich habe doch mit Mike gesprochen und ihn gefragt, ob er noch mit Isabelle zusammen ist. Und er hat »nein« gesagt. Dann habe ich ihn gefragt, ob Isabelle mit Tommy zusammen ist. Und er hat »ja« gesagt. Dann ist er gleich zu Ali gerannt, seinem besten Kumpel und hat gepetzt.«
»Oweia.«
»Ja, und dann kam sie zu mir und hat mich angemeckert. Deswegen bin ich auch auf Tommy sauer, denn Isabelle betrügt jeden Jungen dort.«
»Ehrlich?«
»Ja, jeden Jungen. Und Michaela hat sie ausgelacht und ganz laut gesungen: Du hast einen neuen Lover, neuen Lover, neuen Lover. Wie bei Ätschibalätschi.«
»Hehe, ich verstehe.«
»Ja, deswegen steht auf meinem Arm auch Michi.« Ich hielt meinen Arm vor die Webcam, damit Lars die Schrift sehen konnte. »Michi, also Michaela und ich, wir sind so.« Jetzt formte ich mit den Fingern ein Herz und Lars lachte. »Dann kam Isabelle an und hat mit ihrer Krücke ganz fest gegen Michaelas Oberschenkel geschlagen, also gegen ihre Hüfte, ich meine gegen ihre Pobacke.«
»Nicht gut«, sagte Lars.
»Dann mussten sie zur Lehrerin, und die Lehrerin sagte, wenn die beiden sich nicht vertragen würden, müssten sie gemeinsam arbeiten.«
»Und mit Michaela verstehst du dich gut?«
»Ja, wir sind jetzt beste Freunde. In jeder Pause kommt sie zu mir und sagt, dass sie mich schon gesucht hätte und so.«
»Wie alt ist sie denn?«
»Weiß ich nicht.«
»Ist sie jünger oder älter als du?«
»Keine Ahnung, eins von beiden.«
Lars lachte ganz laut, und ich wusste nicht, warum. Dann fragte er: »Freust du dich darauf, sie morgen wieder zu sehen?«
»Ja.«
»Sehr gut. Bist du auch ein bisschen verliebt in sie?«
»Also, erst mal sind wir nur befreundet. Mal sehen, was daraus wird. Es hilft mir ja nichts, wenn ich Gefühle für sie habe, sie aber nicht für mich.«
»Genau. Und manchmal ist es ja auch ganz schön, einfach nur jemanden zu haben, mit dem man seine Zeit verbringen kann, damit man nicht so alleine ist. Man muss ja nicht immer verliebt sein. Ich habe auch viele Freundinnen und bin in keine von ihnen verliebt.«
»Aha.«
»Irgendwann wird bei dem einen besonderen Menschen der Funke schon überspringen«, gähnte Lars müde wie eine Eule. Er streckte alle viere von sich und nuschelte hinterher: »Du darfst nur die Geduld nicht verlieren.«
Ich schrieb mir schnell eine Erinnerungsnotiz in
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