Dieses heiß ersehnte Glueck
auf das Dach trommelte.
»Ich mochte diese Haynesleute noch nie«, sagte Doll leise.
Mac sah ihn verdutzt an, dann sagte er: »Glaubst du, die Frau wird dafür bezahlt, daß sie bei ihrer Geschichte bleibt, Leah habe ihren Mann ermordet?«
»Bezahlung für eine Lüge? Aber warum?« fragte Wesley bestürzt. »Wer könnte schon davon profitieren, daß sie die Stadt in dem Glauben läßt, Leah sei eine Mörderin?«
Mac kam hinter seinem Ladentisch hervor. »Ich weiß, was du den Hiesigen von Revis erzählt hast. Und ich weiß auch, daß du es nur getan hast, um Leah vor einer Anklage zu schützen; aber ich denke, du hast ihnen nicht die ganze Geschichte erzählt.«
Wesley schob das Kinn vor. »Vielleicht solltest du mir sagen, was ich weggelassen habe.«
»Vielleicht hast du auch noch nichts davon gehört«, fuhr Mac fort, »daß eine Reihe von uns Männern vor ungefähr vier Jahren in die Wälder zog und das Räubernest aushob. Das Unternehmen war sehr erfolgreich; nur mußten wir zwei Tote im Wald zurücklassen — Lyttle Tucker und Ottis Waters. Es dauerte nicht lange, und das Räubernest war wieder gefüllt, nur daß diesmal die Frauen von Sweetbriar in meinen Laden marschierten und sagten, sie würden uns Männer verlassen, wenn wir noch einmal gegen die Räuber in die Wälder zögen.« Mac schlug mit der Hand auf den Ladentisch. »Manchmal benehmen sich die Frauen in dieser Stadt nicht so, wie es sich für Frauen gehört!«
»Mir gefiel meine Frau besser, als sie mir noch nicht gehorchen wollte«, sagte Wesley mit düsterer Stimme. »Wenn ich mir eine gehorsame Frau gewünscht hätte, hätte ich Kimberly geheiratet.«
»Linnet weiß nicht einmal, daß es so ein Wort wie Gehorsam gibt«, gab Mac gereizt zurück. »Manchmal glaube ich, sie bleibt nachts wach, um sich zu überlegen, wie sie etwas tun kann, was ich ihr am Tag zuvor verboten habe.«
»Leah war genauso wie deine Frau; aber jetzt. . . «
»Ehe ihr beiden euch so über eure Frauen erhitzt, daß ihr nach Hause rennen und mit ihnen ins Bett gehen müßt, sollten wir lieber weiter über diese Haynes reden, die Mrs. Wesley verleumdet.«
Mac ignorierte die erste Hälfte von Dolls Bemerkung und kam auf die zweite zu sprechen: »Die Haynes sind noch nicht lange in dieser Gegend, und wir hatten einige Probleme mit ihnen — Ladendiebstähle und so. Diese Frau, die deine Leah beschuldigt, ist eine geborene Haynes; und seit sie Witwe ist, wohnt sie wieder bei ihnen.«
Mac legte eine kurze Pause ein und fuhr dann fort: »Ein paar von uns Männern haben sich gefragt, woher es kommt, daß dieses Räubernest immer gefüllt bleibt und sie alle paar Jahre einen neuen Anführer bekommen. Selbst wenn du den Anführer abknallst, wächst rasch wieder ein neuer nach. Seit dieser Revis tot ist, haben die Überfälle aufgehört; aber ich warte jeden Tag auf die Nachricht, daß dieses Unwesen wieder begonnen hat.«
Wesley fragte vorsichtig: »Wie erklärst du dir, daß immer wieder neue Anführer nachwachsen?«
»Es muß einen Drahtzieher hinter diesen Räubern geben — jemand, der alle Raubzüge organisiert; aber nicht bei den Räubern in den Wäldern wohnt.«
»Und wer sollte das sein?« fragte Wesley behutsam. »Woher, zum Teufel, soll ich denn das wissen?« gab Mac gereizt zurück. »Glaubst du, er liefe frei herum, wenn ich ihn kennen würde?«
Doll drehte sich in seinem Sessel um und blickte Wesley an. »Mac«, sagte er bedächtig, »der Junge weiß mehr, als er dir verraten will.« Damit wandte Doll sich wieder dem leeren Kamin zu.
Mac sah Wesley scharf an. »Ist das wahr? Bist du nur hierhergekommen, um uns auszuhorchen?«
Wesley erwiderte gereizt: »Bisher habe ich noch kein Wort davon gehört, daß die Männer von Sweetbriar Räubernester ausgeräuchert hätten.«
»So? Glaubst du, wir hören uns das Elend anderer Leute an und bleiben ruhig auf unserem Hintern sitzen? Glaubst du, du bist der einzige in dieser Gegend, der ein bißchen Mumm in den Knochen hätte? Ich habe damals bei der Schießerei in den Wäldern Lyttle Tucker verloren, und er war ein Freund von mir — vielleicht der beste, den ich je hatte!«
Doll kam aus seinem Sessel hoch. »Zum Henker mit dir, Macalister! Ich dachte, seit du graue Haare bekommst, würdest du ein bißchen ruhiger werden! Aber das scheint mir nicht der Fall zu sein. Du bist immer noch der gleiche Hitzkopf wie früher. Ich verstehe gar nicht, wie diese süße kleine Lynna es so lange bei dir aushalten
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