Dieses heiß ersehnte Glueck
welchen von den beiden hat sie sich deiner Meinung nach verliebt?« fragte er dann in verhaltenem Ton.
Mit einem Seufzer sah Linnet zu ihrem Laden hinüber. »Ich hoffe, ich täusche mich, doch es sah ganz danach aus, als wollte sie alle beide.«
Ehe Mac etwas darauf erwidern konnte, schlug Wesley ihn kräftig auf die Schulter. »Herzlichen Glückwunsch, Mac! Zwei Schwiegersöhne auf einmal. Und glaube mir, du darfst froh sein, daß du einen eigenen Lebensmittelladen hast; sonst bekommst du die beiden nie satt.«
Mac warf Wes einen bösen Blick zu. »Keine von meinen Töchtern wird . ..«, begann er, schüttelte dann aber den Kopf, ohne den Satz zu beenden. »Frauen!« schnaubte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Komm, Lynna, wir wollen lieber mal nachsehen, was sie jetzt wieder anstellt!«
Er faßte seine Frau unter den Arm und ging mit düsterer Miene auf seinen Laden zu.
Leah drehte sich um und blickte lächelnd zu Wesley auf. »Ich weiß nicht, ob das eine Lösung oder der Anfang neuer Probleme ist. Bud und Cal scheinen ja sehr von Miranda angetan zu sein, nicht wahr?«
»Eifersüchtig?« fragte er halb scherzhaft, halb ernst.
»Anscheinend bist du nicht mehr die einzige Frau im jungen Leben der beiden.«
Mit der Sonne auf dem Gesicht, die Augen von der breiten Krempe seines Hutes beschattet, sah er sehr verführerisch aus. Ihr Blick hing an seinen Lippen.
»Leah«, sagte er rauh, »du versengst mir noch die Augenbrauen!«
Sogleich blickte sie verlegen von ihm fort.
Eine Menschenmenge hatte sich auf der Hauptstraße angesammelt, als Miranda die Pferde durchgegangen waren, und die meisten hatten sich das Schauspiel nicht entgehen lassen, wie Miranda ihre Lebensretter belohnte. Doch nun lief die Menge wieder auseinander.
»Das ist sie!« rief plötzlich eine stämmige Frau und deutete auf Leah.
Diese hielt mitten im Schritt an. Das Gesicht dieser Frau würde sie nie mehr vergessen können. Als Revis ihren Mann erschoß, war der haßerfüllte Blick dieser Frau Leah mitten durchs Herz gegangen.
»Sie hat meinen Mann getötet«, rief die Frau mit lauter Stimme. Im nächsten Moment lief sie auf Leah zu, die Finger zu Krallen gespreizt.
»Mörderin!« schrie die Frau. »Mörderin!«
Leah rührte sich nicht von der Stelle. Sie wartete, als hätte sie es fast verdient, was diese Frau mit ihr vorhatte.
Wesley schob sich zwischen Leah und die aufgebrachte Frau. »Lassen Sie das sein«, sagte er sanft.
»Sie hat ihn umgebracht!« kreischte die Frau. »Er war alles, was ich auf der Welt hatte. Wir wollten zusammen eine Farm aufbauen. Sie hat ihn und mein Leben zerstört!«
Und dann begann sie, immer noch kreischend, Wesley mit den Füßen zu treten und mit beiden Fäusten auf ihn einzuschlagen.
»Steig in den Wagen, Leah«, sagte Wesley mit gelassener Stimme. »Steig ein! Sofort!« befahl er, als sie sich immer noch nicht vom Fleck rühren wollte.
Leah versuchte, ihr Kinn hoch zu halten; aber das war gar nicht so einfach, weil sie spürte, daß die Blicke der ganzen Stadt auf ihr ruhten. Steif kletterte sie auf den Wagen, den Blick geradeaus gerichtet.
Ein paar Sekunden später saß Wesley neben ihr. Ohne ein Wort zu ihr zu sagen, gab er den Pferden mit schnalzender Zunge das Zeichen zum Antraben.
Leah nahm es ihm nicht übel, daß er nicht mit ihr reden wollte. Und sie hatte sich gerade mit dem Gedanken angefreundet, daß sie in Sweetbriar vielleicht doch Sicherheit und Geborgenheit finden könne! Das bißchen Sicherheit, das sie dort gefunden hatte, war nun dahin — und zugleich die Chance, die Liebe ihres Mannes zu gewinnen. Kein Stanford konnte eine Frau lieben, die man auf offener Straße des Mordes beschuldigte.
Kapitel 27
Mit hängenden Schultern und den Händen in den Hosentaschen, stand Wesley in Macalisters Laden und bestellte mit lustloser Stimme eine Reihe von Waren, die er auf der Farm benötigte.
»Glauben Sie, es gibt eine Überschwemmung?« fragte Doll.
»Ich weiß es nicht«, gab Wes verdrossen zur Antwort.
»Nun, Sonnenschein bringen Sie ja leider nicht in diese Hütte mit«, klagte Doll. »Was ist denn mit Ihrer Frau passiert?« Doll blickte zu Mac hinüber. »Ich habe sie seit Wochen nicht mehr in der Stadt gesehen.«
Mac hob den Kopf über den Ladentisch. »Sie kocht für diese zwei Bären«, sagte er verdrossen. »Das heißt, wenn meine Tochter nicht für sie kocht. Wes, ich sollte dir eigentlich den Hals umdrehen, weil du damals nicht einen von den zweien zu Hause
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