Dieses heiß ersehnte Glueck
Richtung Stadt davon.
Leah war ziemlich nervös, als sie in Macalisters Drugstore anlangte, wo der Ball stattfinden sollte. Es schickte sich eigentlich nicht, daß sie ohne männliche Begleitung zum Tanzen kam.
»Leah!«
Justin Stark stand vor dem Laden, und nun eilte er herbei, um ihr vom Pferd herunterzuhelfen.
»Wo ist denn der Gatte geblieben, der dich ständig vor uns versteckt hält? Er hat dich doch nicht etwa aus den Augen verloren?«
»Wesley hat. . . noch etwas zu erledigen. Er kommt später nach.« Als sie das sagte, blickte sie ein wenig zur Seite.
Justin nahm ihren Arm und klemmte ihn unter den seinen. »Ich finde mich nur zu gern mit dieser Antwort ab! Es ist Wesleys Verlust und unser Gewinn. Ich habe das schönste Mädchen dieses Staates am Arm und fühle mich geehrt, wenn es auch mit mir tanzen möchte.«
Im Drugstore hatte man die Regale zur Seite geräumt, und alle Laternen der Stadt schienen für die Beleuchtung zu sorgen. Vier Fiedler spielten am anderen Ende des saalartigen Raumes, und an einer Längswand stand ein aus mehreren Tischen bestehendes, mit Speisen überladenes Büffet.
»Ich hätte etwas für das Büffet mitbringen sollen«, murmelte Leah.
»Du hast dich selbst mitgebracht. Das ist mehr als genug.«
»Leah!« rief Kimberly von der Seitenwand her. »Du bist also gekommen. Weiß Wesley . ..?«
»Würdest du mich einen Augenblick entschuldigen,
Justin?« sagte Leah und zog Kimberly in eine Ecke des Saales.
»Hast du mit Wesley gesprochen? Was hat er gesagt? War er so wütend, wie du es erwartet hast?«
»Kimberly«, sagte Leah leise und hielt sich die Nasenlöcher zu. »Hast du etwa Gin getrunken?«
»Nur ein winziges bißchen! Nicht so viel, daß es zählt. Justins Vater braut so wundervolle Sachen, die einen schon nach einem Schluck ganz lustig machen. Ich bin ja so nervös gewesen, John spricht kaum ein Wort mit mir. Findest du nicht auch, daß Justin heute abend blendend aussieht? Aber das gilt wohl für fast alle hier versammelten Männer. Sie sehen durchweg gut aus, nur mein Mann nicht.«
»Kimberly, ich möchte, daß du jetzt zum Büffet gehst und etwas ißt. Und hör endlich mit diesem Geplapper auf!« Mit sanfter Gewalt zog Leah Kim zu den mit Speisen beladenen Tischen an der Seitenwand.
»Leah!« rief Linnet Macalister und sah Leah an, als wäre sie ein Gespenst. »Ich hätte nicht geglaubt, daß Sie zu unserem Ball kommen.«
»Und was für ein hübsches Kleid Sie anhaben«, sagte Agnes Emerson. »Ist das ein Bildnis Ihrer Mutter?« fragte sie, auf das Medaillon an Leahs Brust deutend.
»Das hat mir eine Freundin geschenkt. Könnte ich einen Teller für Kim bekommen, und würde vielleicht jemand dafür sorgen, daß sie etwas ißt? Ich muß ein paar Worte mit Doll Stark reden.«
Agnes warf einen Blick auf Kimberly und war sofort im Bilde. »Ich hoffe, Sie sagen ihm auch gleich meine Meinung dazu, Mrs. Stanford!« rief sie Leah nach.
Doll saß an gewohnter Stelle in seinem Sessel vor dem Kamin, nur daß er diesmal die Rückenlehne dem kalten Kaminrost zugedreht hatte. Lester Sawrey, die neben ihm Platz genommen hatte, stieß den alten Mann gegen den Ellenbogen, als sie Leah auf sich zukommen sah.
»Ja, Ma’am«, sagte Doll, »was kann ich für Sie tun?«
»Ich wollte Sie bitten, Kimberly Hammond nichts mehr von dem Zeug zu geben, das Sie ihr ins Glas geschüttet haben.«
»Die kleine Lady hat einen Zug am Leibe«, sagte Doll staunend. »Mit einem Glas war sie nicht zufrieden. Ich mußte ihr einen Bierkrug von dem Zeug abfüllen.«
Leah funkelte ihn wütend an.
»Wo haben Sie denn Ihren Mann gelassen?« fragte Doll. »Ich hätte nicht geglaubt, daß er Sie zu diesem Schwof gehen läßt.«
Leah gab ihm keine Antwort. Sie sah ihn nur unverwandt an.
»Also gut«, sagte Doll seufzend, »ich werde ihr nichts mehr zu trinken geben. Obwohl ich das bedaure. Die kleine Lady hat diesbezüglich beachtliche Fähigkeiten.«
»Mrs. Stanford?«
Leah drehte sich um und sah John Hammond vor sich stehen. Er war ein gutaussehender Mann mit schönen silbergrauen Haaren.
»Darf ich Sie um diesen Tanz bitten?«
Nach einem raschen Blick auf Kim, die sich gerade einen Stuhl suchte und sich ihren gefüllten Teller reichen ließ, nahm Leah Johns Arm.
Nicoles Tanzmeister hatte sie nicht auf diese lebhaften ländlichen Polkas vorbereitet; und als der Tanz zu Ende war, fächelte sie sich mit der Hand Kühlung zu.
»Wie wäre es, wenn wir ein bißchen an die frische Luft
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