Dieses heiß ersehnte Glueck
gingen?« meinte John augenzwinkernd.
»Ja, frische Luft könnte ich jetzt gut gebrauchen.«
Draußen blinkten die Sterne am klaren Himmel, und die kühle, mit dem Duft blühender Sträucher gesättigte Luft tat ihr gut. Leah war froh, daß sie zu diesem Ball gegangen war. Und wenn sie daran dachte, daß Wesley ihr so ein harmloses Vergnügen nicht gönnen wollte, hätte sie ihn am liebsten . . .
»Ein Vermögen für Ihre Gedanken!«
Sie lächelte ihm zu. »Ich habe nur daran gedacht, wie froh ich bin, daß ich diesen Ball nicht versäumt habe.«
»Auch ich bin froh, daß Sie gekommen sind«, sagte John ernst. »Ich habe mir schon lange gewünscht, einmal mit Ihnen reden zu können, eigentlich wollte ich bei Ihnen Rat suchen. Ich weiß, daß Kimberly sehr unglücklich ist; doch ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich sie glücklich machen kann. Ich habe, weiß Gott, große Geduld mit ihr gehabt, und verlange auch nicht viel von ihr. Aber wenn ich abends nach Hause komme, hat sie kein Abendbrot zubereitet, und es hat Wochen gedauert, bis ich ihr beibringen konnte, wie sie die Eier zum Frühstück braten soll. Ich habe Langmut gezeigt und darauf Rücksicht genommen, daß sie nicht daran gewöhnt war, viel zu arbeiten; doch was ich auch anstelle — sie scheint mir nur Abneigung entgegenzubringen. Und Sie dürfen mir glauben, Mrs. Stanford: Ich hebe meine Frau! Und wenn ich mir Angestellte leisten könnte, würde ich sofort jemand engagieren, der ihr bei der Hausarbeit hilft. Ich weiß, daß Sie mit Kim befreundet sind, und ich dachte, vielleicht hat sie mit Ihnen über ihre Probleme gesprochen? Könnten Sie mir vielleicht helfen?«
Leah war sich nicht sicher; aber sie glaubte, Tränen in seinen Augen blinken zu sehen. Zum Kuckuck mit dir, Kimberly, dachte sie erbittert; mußt du mit deiner Faulheit diesen guten Mann so unglücklich machen?
»Sie hat kaum mit mir über ihre Ehe gesprochen«, wich Leah aus.
»Aber vielleicht hat sie Ihnen gegenüber eine Andeutung gemacht, die mir weiterhelfen könnte«, sagte John verzweifelt. »Mit mir will sie ja nicht reden, und wenn ich nur wüßte, worüber sie sich beschwert hat, könnte ich das vielleicht abstellen. Ich möchte Kim wirklich glücklich machen.«
»Ich glaube, die Ehe als solche ist für sie ein Problem«, sagte Leah behutsam. »Sie ist nicht unbedingt in die Arbeit verliebt.«
John lächelte. »Wie taktvoll Sie sich ausdrücken, Mrs. Stanford! Aber hat sie Ihnen denn nichts . .. Konkreteres genannt, das sie an unserem Zusammenleben stört?«
»John«, sagte Leah und legte ihm die Hand auf den Arm, »ich wünschte mir wirklich, ich könnte Ihnen helfen. Kimberly ist meine Freundin; aber ich kann mir vorstellen, daß das Leben mit ihr nicht einfach ist. Ich werde mit ihr reden und mich bemühen, von ihr eine Antwort auf die Fragen zu erhalten, die Sie quälen. Ich will ja, daß Sie beide glücklich leben.«
»Bitte, versuchen Sie sie davon zu überzeugen, daß ich sie liebe«, bat John im flehenden Ton.
»Ich verspreche es Ihnen. Wollen wir jetzt wieder hineingehen?«
Mit einem verlegenen Lächeln bot John ihr seinen Arm. »Sie müssen das heute abend zwar schon ein dutzend Mal gehört haben; aber Sie sehen ganz reizend aus! Das grüne Kleid paßt hervorragend zu Ihren Augen. Und das Medaillon, das Sie tragen — ist das etwa eine Miniatur von Ihrer Mutter?«
Leah lächelte traurig bei dem Gedanken, daß ihre Mutter sich in ihrem ganzen Leben kein Seidenkleid hatte leisten können. »Denken Sie nur, Kimberly hat mir dieses Medaillon geschenkt. Vielleicht stellt es eine Verwandte von ihr dar?«
»Ach ja, kann sein, daß ich das Medaillon schon einmal bei ihr gesehen habe und mir das nur inzwischen wieder entfallen ist. Es war nett von ihr, Ihnen so ein Geschenk zu machen, nicht wahr? Vielleicht erzählt sie Ihnen die Geschichte der abgebildeten Dame, und Sie erzählen sie mir dann weiter, ja? Leider werde ich wohl alles, was meine Frau betrifft, nur auf Umwegen erfahren können.«
Leah spürte, wie sich ihr Herz für diesen Mann erwärmte, und sie hätte Kimberly am liebsten geohrfeigt, daß sie diesen sympathischen Mann so ungezogen behandelte. »Entschuldigen Sie mich«, sagte sie, sobald sie in den Ballsaal zurückkamen, und ging direkt auf Kim zu.
»Du hast mit John geredet«, empfing Kim sie vorwurfsvoll, ehe Leah noch einen Ton sagen konnte. »Hat er mit dir über mich gesprochen?«
»Ja! Der arme Mann bemüht sich sehr, dich glücklich
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