Dieses heiß ersehnte Glueck
ungläubig an.
»Sie hatten aber nicht so viel vorzuzeigen wie du. Und deshalb scheint dir das wenige, das du anhast, schon zu viel.«
»Oh, Bess«, sagte Leah lachend, »ich werde dich und deine klugen Sprüche sehr vermissen.«
»Wenn es nach meinem Kopf geht und du dir deinen Mann zurückholst, kannst du auf mich verzichten«, sagte Bess streng.
»Er hat mir nie gehört, Bess.«
Bess gab keine Antwort darauf, sondern schob ihre jüngere Schwester zur Tür hinaus.
Als Leah auf dem oberen Treppenabsatz stand, konnte sie die ganze Szene überblicken. Kimberly saß in einem dezent türkisfarbenen Seidenkleid in einem Sessel; sie sah wunderhübsch darin aus, und sechs Männer standen im Kreis um sie herum.
Wesley lehnte sich gegen den kalten Kamin und bemühte sich, ein Gespräch mit zwei Männern in Gang zu halten, während er, ein wütendes Funkeln in den Augen, alle zwei Sekunden zu Kim hinübersah. Leah wußte nicht, ob sie lachen oder sich entrüsten sollte; aber irgendwo in ihrem Innern regte sich doch eine Spur von Eifersucht.
Als sie die Treppe hinunterzusteigen begann, nahm sie vergnügt zur Kenntnis, daß erst ein männliches Augenpaar, dann ein zweites zu ihr hinaufwanderte. Auf der Stanford-Plantage war sie immer mit Respekt behandelt worden; aber sie hatte sich oft gefragt, ob das nur Wesleys wegen geschah oder auch seiner Ehefrau galt.
»Darf ich?« fragte ein Mann am Fuß der Treppe und reichte ihr galant seinen Arm. Die anderen neun Männer standen regungslos da und starrten sie auf eine Weise an, daß sie ihr Selbstvertrauen rasch wiedergewann.
»Vielen Dank«, sagte sie liebenswürdig und nahm den Arm.
Da erhob sich Kim plötzlich aus ihrem Sessel und rief mit einer meisterlich dosierten Mischung aus Rührung und Drohung: »Soll ich denn ganz allein bleiben? Schenkt man denn nur noch verheirateten Frauen Beachtung?«
Rasch eilten zwei Männer an ihre Seite — doch acht blieben bei Leah.
»Das Essen ist serviert«, sagte ein Mann. »Wollen wir hineingehen?«
Leah blickte hoch und sah Wesley immer noch beim Kamin stehen, den Blick auf Kims sich entfernenden Rücken geheftet. Er schien nicht zu bemerken, daß außer ihr noch jemand zugegen war.
Leah, in der Zorn aufwallte, entschuldigte sich bei den Männern, die sie umstanden: »Vielleicht sollten Sie schon vorausgehen. Mein Mann und ich werden Ihnen folgen.«
Leah pflanzte sich vor Wesley auf. »Du machst einen Narren aus dir!« zischte sie ihm zu.
Er hörte sie zuerst gar nicht.
Aufgebracht stieß sie ihn mit dem Daumen heftig zwischen die Rippen.
»Was machst du denn da?« fragte er ärgerlich, und dann, als sich sein Blick endlich auf Leah konzentrierte, waren sein Augen einen Moment lang wie verschleiert. Dann fing er sich wieder.
»Versuchst du den Männern zu zeigen, was sie versäumt haben?« fragte er und betrachtete mit einer hochgezogenen Braue ihr Dekollete.
Sie bemühte sich sehr, nicht zu erröten. »Du schaust Kimberly nach, als wäre sie eine läufige Hündin. Wenn du ihren guten Namen zu retten gedenkst, solltest du dich ein wenig beherrschen.«
Er sah sie nachdenklich an. »Bist du immer so vernünftig?«
»Ich versuche es jedenfalls zu sein«, erwiderte sie etwas verwirrt.
»Das dachte ich mir. Komm, laß uns das sich liebende Ehepaar spielen.«
Er nahm mit der Hand ihren Oberarm und führte sie in den Speisesaal hinüber.
Sie wurden mit erhobenen Bierkrügen empfangen, und ein Trinkspruch folgte dem anderen.
»Auf Wesley, der so klug war, nach einem Juwel zu suchen, wo andere nicht einmal eine Mine vermuteten.«
»Auf Leah, die sich bereit erklärte, ihr Leben mit einem widerborstigen, störrischen Esel zu verbringen, der nur ein bißchen besser ist als Travis.«
Das Wort »Travis« löste bei den anderen ein Gelächter aus, während Wesley den Stuhl am Platz des Ehrengastes für seine Frau zurechtrückte.
Kimberly saß Leah direkt gegenüber und sah sie beleidigt an, als habe Leah einen Vertrag gebrochen. Leah wurde von einem leisen Schuldgefühl geplagt, als Kim sich abwandte, um mit ihrem Tischnachbarn zu plaudern.
Trotz ihrer Warnung betrachtete Wesley Kim immer noch mit heißen Augen.
Da beugte sich Leah über Wesleys Arm, um nach den Behältern für Pfeffer und Salz zu greifen. Ich mache das nur, um den Ruf seiner wertvollen Kimberly zu retten, dachte sie, während sie ihre Brüste gegen seinen Körper drückte.
Wes reagierte prompt. Überrascht — und interessiert — sah er seine Frau an,
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