Dieses heiß ersehnte Glueck
Boden!« zischte Leah Wes zu, der sie auf den Armen hielt, als wäre sie so leicht wie eine Feder.
»Wir haben eine kleine Abschiedsparty geplant, und Sie sind unser Ehrengast. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns etwas von Ihrer Zeit widmen könnten.«
Der vierte Mann gaffte Leah an, als wäre sie das achte Weltwunder. »Wer hätte gedacht, daß eine von den Simmons so aussehen würde, wenn sie sich zurechtmacht!«
Einer der anderen drei funkelten ihn an und sagte: »Verzeihung, Ma’am; aber Vern hat noch nie gewußt, was sich gehört. Wir haben alles im Gasthof für Sie vorbereitet. Bess Simmons ist auch dort.«
»Klar. Wir kommen natürlich hin«, sagte Wesley.
»Dann sehen wir uns später wieder!« riefen die Männer, wendeten die Pferde und ritten davon.
»Willst du mich jetzt endlich loslassen?« fauchte Leah.
Wesley wandte sich nun seiner Frau zu, die er immer noch auf den Armen hielt, und schien sie zum erstenmal richtig anzusehen — doch schon Sekunden später wurde der Bann gebrochen.
»Oh, Wesley«, begann Kim zu weinen. »Das war so beschämend für mich. Ich hätte in deinen Armen liegen sollen. Uns hätten sie diese Abschiedsparty geben müssen.«
Wesley hätte Leah fast auf den Boden fallen lassen, so eilig hatte er es, Kim zu trösten. Während sich Leah noch am Wagen festhielt, lachte Steven über ihr hämisch. »Haben Sie noch nicht gelernt, mit den Tränen zu kämpfen? Meine Schwester ist eine Meisterin darin.«
Leah ignorierte seine Bemerkung, ging zum Wagenende und sah nach, ob die Hühner neues Futter brauchten. Dort fand Wes sie dann.
»Ich glaube, du steigst jetzt besser zu mir auf den Wagen«, sagte er spröde.
Sie funkelte ihn an. »Wenn du versuchst, meinen Ruf zu retten, kannst du dir die Mühe sparen. Ich bin überzeugt, deine Freunde sind auf alles gefaßt, sobald eine Simmons im Spiel ist.«
Sie wandte sich nun der Kuh zu, die hinten angebunden war; doch Wesley packte sie beim Arm und zwang sie, ihn anzusehen. »Mir ist es egal, was mit deinem Ruf geschieht; aber ich will mir nicht nachsagen lassen, daß Kimberly unsere Ehe zerbrochen habe. Sie ist an alledem unschuldig, und ich will nicht, daß ihr Name noch mehr beschmutzt wird.«
Sie riß sich von ihm los. »Ich hätte gleich wissen sollen, daß du nur um deine kostbare Kimberly besorgt bist. Für deine Kimberly soll ich also heute abend deine Frau spielen? Bei diesem Ansinnen bäumt sich alles in mir auf!«
Er blickte sie hart an und senkte die Stimme. »Merke dir ein für allemal, daß ich nicht dulde, wie du über sie sprichst! Sie hat deinetwegen schon genug gelitten, und wenn du ihren Namen reinhalten kannst, indem wir einen Abend gemeinsam verbringen, wirst du das tun! Und wenn ich dir vorher einen deiner kleinen Knochen brechen muß! Wir spielen heute abend ein verliebtes Ehepaar. Hast du mich verstanden?«
»Absolut«, preßte sie durch die zusammengebissenen Zähne.
Wesley drehte sich auf den Absätzen um und ließ sie stehen.
Als Leah hochblickte, sah sie Kimberly in einiger Entfernung stehen, ein zuversichtliches Lächeln auf ihrem niedlichen Gesicht, ehe sie in einem Wirbel seidener Rüschen davoneilte, während Wesley ihr nachtrottete.
»Verdammt, verdammt, verdammt«, fluchte Leah leise und rückte wütend das Halfter der Kuh zurecht.
»Meine kleine Schwester weiß, wie man sich Männer angelt«, sagte Steven hinter ihr.
Leah kämpfte tapfer die Tränen nieder und ignorierte ihn. Er fuhr mit einschmeichelnder Stimme fort:
»Aber Sie haben ja auch Ihre Methode, Männer für sich zu interessieren.« Er berührte ihren Arm. »Wesleys Freunde waren ja tief beeindruckt, daß eine Simmons so aussehen könnte wie Sie. Der alte Wes kann sich wirklich glücklich schätzen, daß Sie für eine Nacht in sein Bett gekrochen sind. Er war natürlich nicht so glücklich, als er Sie dann heiraten mußte. Männer heiraten Frauen wie meine Schwester; aber Frauen wie Sie sind nur für einen anderen Zweck erschaffen worden — für die Liebe! Ich könnte Ihnen in dieser Beziehung eine Menge bieten, wenn . . .«
Er brachte seinen Satz nicht zu Ende, weil Leah den Futterbeutel der Kuh gepackt und ihm in sein grinsendes Gesicht geschleudert hatte.
»Verdammtes Luder!« rief er und rieb sich die schmerzende Backe; aber Leah rannte bereits zum vorderen Wagen, wo Wesley auf sie wartete. Wortlos kletterte sie zu ihm auf den Kutschbock.
Zum Henker mit ihnen, dachte sie. Zum Henker mit jedem und allen von ihnen!
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