Dieses heiß ersehnte Glueck
während Leah mit einem süßen Lächeln zu ihm aufschaute.
»Wenn du mir den Pfeffer reichen würdest, müßte ich mich nicht so weit vorlehnen«, flüsterte sie.
Seine Augen suchten ihren Ausschnitt. »Meinetwegen kannst du dich so lange und so weit vorbeugen, wie du willst«, flüsterte er zurück.
»Wesley!« rief Kimberly scharf. Er sah sogleich von Leah weg. »Ich versuchte mich eben daran zu erinnern, wann wir zuletzt die Ellingtons gesehen haben. War das nicht beim Erntedankfest-Ball?«
Leah begriff sofort, daß Kim Wesley an ein intimes, vermutlich heikles Ereignis erinnern wollte.
Hatte Kim noch immer nicht verstanden, daß man ihren guten Ruf retten wollte? Leah faßte nach Wesleys Arm, lehnte sich in ihn hinein und sah durch gesenkte Wimpern zu ihm hoch. »Der Erntedankfest-Ball und die Mondscheinnächte«, murmelte sie. »Zuweilen verleitet der Mond die Menschen zu folgenschweren Taten.«
Wesley betrachtete sie mit schmalen Augen und beugte sich dann zu ihrem Ohr hinunter. »Du solltest dieses kleine Spiel nicht zu weit treiben, oder es könnte Folgen haben, die wir nicht verabredeten.«
Rasch zog Leah sich wieder von ihm zurück. Was kümmerte es sie, wenn Wes sich von seinen Freunden zum
Narren machte? Aber sie hatte auch ihren Stolz. Sie wollte sich nicht von den Leuten in Virginia nachsagen lassen, daß eine Simmons vielleicht verstünde, sich eine Mann zu angeln, nur festhalten könne sie ihn nicht. In Virginia würden sie wahrscheinlich nie von ihrer Scheidung erfahren, falls Regan oder Travis nicht aus der Schule plauderten. Es konnte also für sie nur vorteilhaft sein, wenn sie bei diesen Leuten den Eindruck hinterließ, sie sei gut genug für eine Verbindung mit einem Mitglied der mächtigen und hochfahrenden Stanford-Familie.
Doch es fehlte ihr auch wieder an Selbstvertrauen, und so konzentrierte sie sich auf ihren Teller, stocherte mit gesenktem Kopf in ihrem Essen herum und redete nur, wenn man sie etwas fragte. Sie fühlte sich plötzlich nicht mehr dazu aufgelegt, mit Kimberly zu rivalisieren, und sah teilnahmslos zu, wie sie mit einem Mann nach dem anderen flirtete.
Während die Mahlzeit ihren Fortschritt nahm, änderte sich plötzlich die Situation. Leahs Nebenmann am Tisch begann von einer neuen Baumwoll-Entkörnungsmaschine zu erzählen, und binnen Sekunden hatte Leah Kimberly vergessen. Nach der Baumwolle kam man auf die Schafzucht und die Seuchenverhütung bei Nutz- und Haustieren zu sprechen, und immer mehr Männer schalteten sich in dieses Gespräch ein.
Innerhalb von zehn Minuten, während Bess mit zwei anderen Frauen die Tafel abzuräumen begann, waren Leah, die zehn Freunde von Wesley und er selbst in eine lebhafte Diskussion über Ackerbau und Viehzucht verwickelt. Steven aß noch und interessierte sich nur für seinen Teller. Kimberly sah aus, als würde sie jede Sekunde zu heulen beginnen. Leah war so sehr in das Thema vertieft, daß sie Kims Blicke übersah.
»Mein Vater verlor fast seine Plantage, als die Preise für Tabak in den Keller fielen«, berichtete einer der Männer. »Mich bringt keiner dazu, mein ganzes Geld jetzt in Baumwollfelder zu stecken.«
»Das würde ich an Ihrer Stelle auch nicht tun«, sagte Leah. »Wir werden auch Schafe züchten; denn ich bin überzeugt, daß amerikanische Wolle eines Tages sehr gefragt sein wird.«
»Sie können doch niemals mit den Engländern konkurrieren.«
»Ich werde Spinnerinnen anstellen, die ihr Handwerk mindestens so gut verstehen wie die Engländer!« erwiderte Leah heftig.
»Kann sie spinnen, Wes?« fragte einer der Männer, lachend über den Doppelsinn.
Da wurde sich Leah plötzlich wieder bewußt, wer und wo sie war; sie blickte verlegen auf den Teller mit der unberührten Apfeltorte. »Ich fürchte, ich bin ein bißchen vorlaut gewesen«, sagte sie leise.
Zu ihrer Überraschung legte Wesley den Arm um sie. »Um ehrlich zu sein — ich bin noch nicht lange genug mit ihr verheiratet, um euch sagen zu können, ob sie spinnen kann oder nicht.«
Erstaunt sah Leah zu ihrem Mann hoch. Seine Augen glänzten, und er schien fast stolz auf sie zu sein.
»Nun geben Sie ihr schon einen Kuß, Mr. Wesley«, sagte Bess, die auf der anderen Seite der Tafel stand. »Sie sehen aus, als stürben Sie vor Sehnsucht, wenn Sie ihr keinen Kuß geben dürfen, und dabei würden wir uns alle freuen, wenn Sie uns einen kleinen Beweis Ihrer Liebe zeigten. Nicht wahr, Leute?«
Zu Leahs Ärger warf Wesley jetzt einen Blick
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