Dieses heiß ersehnte Glueck
dir leid, daß du nicht die Schwäche einer Frau ausnützen kannst, die zu diesen Simmons-Huren gehört?«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagte er und langte nach seinem Hemd. »Du bist meine Frau und . . .«
»Ich und deine Frau? Ich, die dich den ganzen Abend lang gebeten hat, du solltest deiner göttlichen Miss Shaw nicht nachhecheln wie einer läufigen Hündin?«
»Ich würde dir raten, deine Zunge ein wenig zu zügeln.«
»Meine Zunge!« keuchte sie. »Weißt du nicht, daß wir
Simmons-Mädchen eine bessere Verwendung für unsere Zunge haben, als hübsche Worte damit zu drechseln? Das hegt uns nun einmal im Blut, nicht wahr?«
Gelassen streifte sich Wesley sein Hemd über den Kopf.
»Hör zu! Ich weiß wirklich nicht, warum du dich so ereiferst. Du bist es doch gewesen, die mich gebeten hat, als meine Kusine nach Kentucky mitfahren zu dürfen. Du hast schon immer gewußt, was ich für Kim empfinde. Und ich habe immer versucht, fair und gerecht zu sein.«
»Gerecht? Du warst dabei, mich in diesem Zimmer zu überfallen! Das nennst du fair?«
Wesley sagte, ein Lächeln unterdrückend: »Du hast alles getan, was in deiner Macht stand, um mich heute abend zu betören. Und dein Kleid trägt auch nicht gerade dazu bei, einen Mann zu beruhigen.«
»Ich trage es nicht für dich«, sagte sie leise, während sie sich abwandte, um ihm nicht zu zeigen, wie gedemütigt sie sich fühlte.
Wesley lächelte ihrem Rücken zu. »Leah, ich fühle mich wirklich geschmeichelt, daß du dir so viel Mühe gegeben hast, mich in dein Bett zu locken. Es hat mir gutgetan, daß du versucht hast, mich zu verführen, obwohl du beim Tanzen auch anderen Männern schöne Augen gemacht hast. Ich bin sicher, dein Vorhaben wäre dir gelungen, wenn Steven uns nicht gestört hätte. Doch ich glaube, wir sollten uns jetzt strikt an unsere Vereinbarung halten. Kim hat ein Anrecht darauf, daß ich mich bemühe, deinen beträchtlichen Reizen zu widerstehen.«
»Du wirst — was?« fragte sie atemlos und drehte sich ihm wieder zu.
»Ich bin es dieser Frau, die ich liebe, schuldig. Und sie braucht mich, sie braucht mich ganz; sie ist auf meinen Beistand angewiesen. Daher werde ich in Zukunft versuchen, standhaft zu bleiben, wenn du mich verführen willst.«
»Ist es damals auch so gewesen?« flüsterte sie. »Daß du
trotz deiner guten Vorsätze meinen Verführungskünsten nicht widerstehen konntest?«
»Ich muß jetzt wirklich gehen. Vielleicht können wir ein andermal darüber reden. Ja, natürlich — du hast dich mir schon einmal an den Hals geworfen.«
»Dir an den Hals geworfen? So wie heute abend?«
»Leah«, begann er und kam wieder einen Schritt näher. »Ich fürchte, ich habe deine Gefühle verletzt.«
»Gefühle!« keuchte sie. »Frauen wie ich haben doch keine Gefühle! Hast du das nicht gewußt? Frauen meines Standes, die nicht in seidenen Kleidern aufgewachsen sind, können Männer nur verlocken und verführen. Wenn wir nach Kentucky kommen, werde ich keine Weberei eröffnen. Nein, ich werde nur .. . meine Beine breit machen!«
Wesleys Gesicht wurde hart. »Du hast jedes Wort, das ich dir sagte, mißverstanden. Ich wollte mich nur bei dir für das Kompliment bedanken, daß du mir deinen Körper angeboten hast.«
»Ich werde mich hüten, das noch einmal zu tun«, fauchte sie. »Wenn ich ihn das nächstemal anbiete, dann einem anderen Mann.«
»Nicht, solange du meine Frau bist!« brauste er auf.
Sie zeigte ihm ein böses kleines Lächeln. »Solltest du jetzt nicht zu deiner Kimberly gehen? Wenn du sie zu lange warten läßt, werden ihre hübschen Augen ganz rot. Wie verführt sie dich denn? Lockt sie dich mit ihren Tränen ins Bett?«
»Kimberly ist noch Jungfrau«, sagte er mit gepreßter Stimme und sah sie dabei mit schmalen Augen an.
Leah warf die Hände in die Höhe. »Eine Hure und eine Jungfrau streiten sich um dich! Armer Wesley, das muß dir ja schlaflose Nächte bereiten. Geh zu ihr!«
»Leah, ich habe nie behauptet, daß du eine Hure bist. . .«, begann er.
»Verschwinde sofort aus diesem Zimmer!« schrie sie.
»Wenn du mich brauchst. . .«
»Dich brauchen!« fauchte sie ihn an. »Du bist der letzte Mensch, den ich rufen würde, wenn ich etwas brauche! Ich wünschte, ich könnte allein nach Kentucky reisen und brauchte dich nicht wiederzusehen. Nun geh zu deiner teuren Kimberly. Sie braucht dich!«
Wesley schien noch etwas sagen zu wollen, doch dann drehte er sich um und verließ wortlos das
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