Dieses heiß ersehnte Glueck
Zimmer.
Da fiel Leah auf die Knie, während ihr Körper von einem wilden Schluchzen geschüttelt wurde. Sie brauchte ihn, hatte er zu ihr gesagt. Nein, sie brauchte ihn nicht, aber sie sehnte sich nach ihm. Sie sehnte sich nach einem Mann, der sie so gern hatte, daß er ihr beistehen würde, wenn ihr eine Träne über die Wange liefe. Nach einem Mann, der ihre Familie nicht gekannt hatte und sie nicht schon für eine Hure hielt, ehe er sie kennenlernte . . .
Irgendwann in der Nacht zog Leah ihr Kleid aus und schlüpfte in ihr Nachthemd. Sie weinte, bis ihre Tränen ausgeweint waren und zurück eine gewaltige Leere blieb. Ein Gefühl, daß sich nichts in ihrem Leben ändern würde. Sie war im Sumpf geboren, und ihre Herkunft würde ihr immer als Schandfleck anhaften. Hübsche Kleider konnten niemals den Makel verdecken, mit dem sie auf die Welt gekommen war.
Am frühen Morgen, als Leah immer noch wach im Bett lag, schlüpfte Wesley ins Zimmer. Er wollte vermeiden, dachte Leah, daß einem seiner Freunde Zweifel kamen, ob er wirklich die ganze Nacht bei seiner Frau verbracht habe.
»Du bist wach?« fragte er im frühen Licht der Dämmerung. »Leah, was den gestrigen Abend betrifft. ..«
Sie rollte sich auf die Seite, stieg aus dem Bett und ging durch das kleine Zimmer zu dem Koffer, der an der Wand stand und ihre Kleider enthielt. Sie kam sich vor wie ein wandelnder Leichnam. Ohne sich etwas dabei zu denken, zog sie ihr Nachthemd aus und begann, sich anzukleiden.
Wesley sah sie nackt vor ihrem Koffer stehen. »Du gibst wohl niemals auf, wie?« explodierte er sofort.
Leah hielt es nicht für nötig, sich umzudrehen. Erst als sie fertig angezogen war, blickte sie Wesley an. »Ich bin reisefertig und kann jederzeit aufbrechen. Deine Freunde werden nicht erfahren, wo du diese Nacht gewesen bist.«
Stirnrunzelnd legte er die rechte Hand auf ihren Arm. »Leah, es war bestimmt nicht meine Absicht, dich zu verletzen.«
Sie blickte von seiner Hand auf sein Gesicht. »Fasse mich nie mehr an. Hast du mich verstanden? Ich verbiete dir das! Ich dulde nicht, daß du mich noch einmal anrührst!«
Damit öffnete sie die Tür und wartete vor dem Zimmer. Gemeinsam gingen sie die Treppe hinunter und boten der Welt das Bild eines Ehepaares, das die Nacht miteinander verbracht hatte.
Dann verabschiedete sich Leah stumm von ihrer Schwester Bessi und ebenso stumm stieg sie neben Wesley auf den Wagen. Er wollte ihr die Hand geben, um ihr hinaufzuhelfen, doch als Leah ihm einen vernichtenden Blick zuwarf, zog er rasch die Hand zurück.
Mittags sammelte Leah Holz, zündete ein Feuer an und kochte für alle eine einfache Mahlzeit, während Kimberly ihr Gesicht badete, Steven sich verdrückte und Wes sich um die Tiere bemühte. Beim Essen plauderte Kimberly angeregt über die letzte Party, die sie mit Wes in Virginia besucht hatte, und sagte zu Leah, sie hätte dieses Ereignis nicht versäumen dürfen. Leah brachte Kim mit der Bemerkung zum Verstummen, sie sei damals hoch in Umständen gewesen und habe zudem keine Zeit gehabt, eine Party zu besuchen.
Während Leah nach dem Essen aufräumte und das Geschirr abspülte, erklärte Kim, es wäre nun an der Zeit, daß Leah mit Steven auf dem anderen Wagen führe und sie von nun an als Wesleys Verlobte und Leah als Wesleys Kusine zu gelten habe. Sie schien offenbar einen Protest zu erwarten, der jedoch nicht erfolgte.
Leah kletterte auf Stevens Wagen und setzte sich neben ihn auf den Kutschbock. Er machte eine Bemerkung, daß er gern den Platz mit Wes tauschen würde, falls sie nach ihm verlangen würde; doch als er keine Antwort von Leah bekam, nahm er die Zügel auf und hielt fortan seinen Mund.
Abends, während Leah das Abendessen zubereitete, ritt Wes zu einem Gasthof, der sich in der Nähe befand. Er kam jedoch mit der Nachricht zurück, das Haus wäre zu schmutzig, sie sollten lieber die Nacht in den Prärieschonern verbringen.
Kim zog die Nase kraus und verkündete, sie brauche dringend ein Bad. Sofort schleppte Wes eimerweise Wasser herbei, erhitzte es, zog ein paar Decken über ein Gestell aus Stangen und bereitete ein Bad für Kim vor. Dann zündete sie eine Lampe hinter der Decke an, damit jeder die badende Kim als Silhouette bewundern konnte.
»Kein Eifersuchtsgezeter?« fragte Steven Leah mit leiser Stimme, während Wesley das Schattenspiel offenbar hingerissen verfolgte.
Leah gab ihm keine Antwort, sondern fuhr fort, Teller und Bestecke abzuwaschen.
Der nächste Morgen
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