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Dieses heiß ersehnte Glueck

Titel: Dieses heiß ersehnte Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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anblicken.
    »Gib mir dein Gepäck«, sagte er.
    »Ich kann es selbst tragen«, antwortete sie und bewegte sich auf die Felswand zu.
    Wesley faßte nach dem Bündel auf ihrem Rücken und nahm es ihr fast gewaltsam ab. »Wenn ich sagte, daß du mir dein Gepäck geben sollst, dann habe ich es auch so gemeint. Wenn du dich noch einmal meinen Anweisungen widersetzt, werfe ich dich über die Schulter und trage dich dort hinauf!«
    Da gab sie ihm die Gurte, an denen das Bündel befestigt war. Es war ein mühsamer Aufstieg, weil ihr langer Rock sie beim Klettern behinderte, aber sobald sie irgendwo hängenzubleiben drohte, war Wes bei ihr und löste mit einer Hand den Stoff von der Felskante, während er sie mit der anderen Hand an der Hüfte stützte. Einmal schob er auch von hinten nach.
    Als sie das obere Ende der Wand erreicht hatten, bedankte sie sich nicht bei ihm, sondern drückte sich gegen den Fels und starrte in die dunkle Mündung der Höhle hinein. »Glaubst du, daß hier Bären wohnen?« fragte sie mit flüsternder Stimme.
    »Vielleicht«, sagte Wesley, während er ihr Gepäck auf den Boden stellte. »Ich kann mich ja mal in der Höhle umsehen, wenn du es genauer wissen willst.«
    »Sei vorsichtig«, murmelte sie.
    »Du machst dir meinetwegen Sorgen?«
    Sie sah ihm diesmal in die Augen. »Ich will doch nicht allein in dieser Wildnis Zurückbleiben.«
    »Wer dumm fragt, bekommt dumme Antworten«, murmelte er, während er ein großes Messer aus der Lederscheide an seinem Gürtel zog und eine Kerze aus seinem Gepäck holte.
    »Solltest du nicht lieber das Gewehr mitnehmen?« fragte sie betroffen.
    »Gewehre sind für den Nahkampf ungeeignet. Wie wäre es mit einem Kuß, ehe ich hineingehe?«
    »Soll ich dich dafür belohnen, daß du mich in die Wildnis verschleppst und vor der Höhle eines Bären stehenläßt? Vielleicht lebt eine ganze Bärenfamilie in diesem Berg, die uns beide zerfleischen wird.«
    Er sah sie mit einem Augenzwinkern an. »Für einen Kuß von dir sterbe ich gern.« »Mach zu! Bringe es hinter dich!«
    Wesleys Gesicht wurde wieder ernst, als er sich in die Höhle hineintastete. »Sie ist größer, als ich dachte«, hörte sie seine Stimme aus der Tiefe kommen. »Da sind ein paar Wandzeichnungen, die offensichtlich von Indianern stammen, und Reste eines Lagerfeuers.«
    Ein paar Minuten lang sagte er nichts, und Leahs Verkrampfung lockerte sich. Sie rückte sogar ein paar Schritte näher an den Eingang der Höhle heran. Nun konnte sie den schwachen Schimmer seiner Kerze sehen und hin und wieder seine Schritte hören.
    »Keine Gefahr?« rief sie.
    »Nein«, rief er zurück, »so sicher wie in einem Kaninchenbau.«
    In den nächsten Sekunden passierte alles auf einmal.
    Wesley schrie: »Oh, ah!«, und dann brüllte er: »Renne, Leah! Verstecke dich!«
    Sofort erstarrte Leah zur Salzsäule — mitten im Eingang der Höhle.
    Wie der Blitz kam Wesley in seiner fransenbesetzten Lederkluft aus der Höhle herausgeschossen - verfolgt von einem großen, alten schwarzen Bären, dessen Fettwülste sich wie Muskeln unter seinem Fell bewegten, als er Wesley im Galopp einzuholen suchte.
    Der Bär kam so dicht dann an Leah vorbei, daß sie seinen heißen Atem an der Wange spürte. Aber sie vermochte sich genausowenig von der Stelle zu rühren wie die Felswand hinter ihr.
    Der Bär schien sie gar nicht bemerkt zu haben, als er hinter Wes herjagte.
    Sie konnte nur die Augen bewegen und Wes nachsehen, der in rasender Eile den Abhang hinunterturnte.
    »Steige auf einen Baum, Leah!« rief er ihr über die Schulter zu.
    Einen Baum, dachte Leah. Was ist das, ein Baum? Wie sieht der aus?
    Sie war noch mit dieser Überlegung beschäftigt, als sie ein lautes Planschen zu ihrer Linken hörte.
    »Bewege dich, Leah«, hörte sie einen Befehl, den sie sich selbst gab. Nichts geschah. »Bewege dich!«
    Als sie ihrem Befehl endlich gehorchte, geschah das blitzschnell. Sie ignorierte Wesleys Anweisung, auf einen Baum zu klettern, und rannte in die Richtung, wo sie das Planschen gehört hatte. Sie hielt mit wogender Brust bei einem kleinen Teich an, der von Felsen umgeben war.
    Hier herrschte jedoch absolute Stille. Nichts war von Wesley oder dem Bären zu sehen und zu hören. Nur die Vögel zwitscherten in der späten Nachmittagssonne.
    Im nächsten Moment packte sie etwas an den Knöcheln und zog sie nach unten. Instinktiv begann sie sich dagegen zu wehren.
    »Hör auf, mich zu treten!« hörte sie Wesleys zischelnde Stimme —

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