Dieses heiß ersehnte Glueck
zurück.
Das erste, was sie dort sah, war Justins Faust, die Wesley am Kinn traf. Rasch sprangen Oliver Stark und John Hammond herbei und hielten Wesley an den Armen fest.
»Das hättest du mir von Anfang an sagen können!« rief Justin. »Und Leah hat etwas Besseres verdient als dieses Hundeleben! Sie war deine Frau, mußte aber monatelang Zusehen, wie du diese Kimberly von hinten und vorne betätschelt hast.«
Leah blieb unter ihnen am Hang stehen und lächelte. Es tat ihr wohl, zu hören, daß jemand sie verteidigte.
»Leah«, rief Justin, als er sie erblickte. Er lief den Hang hinunter, hielt sie mit gestreckten Armen vor sich hin und sah ihr in die Augen. »Es ist wahr, wie?« flüsterte er. »Das war es also, was dich die ganze Zeit bedrückte! Du hättest es mir ruhig sagen können.«
Als er sie in seine Arme nehmen wollte, fiel Wesleys Hand auf seine Schulter. »Das ist meine Frau, die du da anfaßt, Stark! Wenn ich dir nicht das Gesicht in den Nacken drehen soll, solltest du sie rasch wieder loslassen.«
Leah trat zwischen die beiden Männer, ehe sie wieder aufeinander losgehen konnten. »Justin«, sagte sie laut, »nach dem Gesetz ist er mein Ehemann. Außerdem steht ihm das Recht zu, seine Meinung zu ändern, sooft er will. Heute will er mich, aber morgen könnte ich schon wieder eine freie Frau sein.«
»Leah«, rief Wes warnend.
»Es tut mir leid, Justin. Ich wünschte, ich hätte genügend Courage besessen, dir die Wahrheit zu sagen, ehe das passierte. Aber ich hatte Angst, du. ..« Sie sah zu Boden, unfähig, den Satz zu beenden.
»Ich verstehe dich, Leah«, antwortete Justin. »Er ist es, dem ich die Schuld dafür gebe. Du verdienst keine Frau wie sie, Stanford.«
Wesley legte die Hand besitzergreifend auf Leahs Schulter. »Ob ich sie nun verdiene oder nicht — jedenfalls gehört sie mir, und ich habe vor, sie auch zu behalten.«
Kapitel 14
Leah trottete hinter Wesley durch den stummen, lautlosen, aber doch schreienden Wald. Ihre Blicke gingen unstet hin und her. Sie versuchte, hinter Büsche und Bäume zu blicken. Bei jedem Geräusch zuckte sie zusammen. Wesley drehte sich nicht einmal um, wenn sie erschrocken zusammenfuhr.
Am Morgen hatte er sie jedesmal über die Schulter angesehen, wenn sie vor Angst leise aufschrie, zufrieden gelächelt und wieder nach vorn geblickt. Leah hatte sich geschworen, von nun an still zu sein, hatte jedoch ihren Schwur ständig gebrochen. Noch nie war sie so weit von Menschen entfernt gewesen. Sie war, von Schwestern und Brüdern umgeben, aufgewachsen; auf Wesleys Plantage hatte sie zwar für sich gelebt, aber immer in der Nähe von vielen Leuten. Auch auf der Reise nach Kentucky war sie immer in Sicht- und Hörweite einiger Menschen gewesen.
Zum erstenmal in ihrem Leben war sie jetzt allein — oder so gut wie allein. Im Augenblick hatte sie das Gefühl, daß sie
Wesley überhaupt nicht zu den menschlichen Wesen zählen konnte. Noch vor Anbruch der Dämmerung hatte sie heute morgen die Sachen für diesen Ausflug gepackt.
»Welche Pferde sollen wir dir satteln?« hatte John Hammond gefragt.
»Kein Pferd kann uns dorthin tragen, wo wir hingehen wollen«, hatte Wesley geantwortet und sich das größere Gepäck auf die Schulter geladen. Leah hatte das kleinere genommen. Sie hatte sich geschworen, daß sie ihre Angst nicht zeigen würde.
Auch Kimberly war — für sie sehr ungewöhnlich — schon um diese Zeit auf gewesen. In der Regel blieb sie im Bett, bis das Frühstück fertig war. Heute morgen schien sie nicht mehr von John Hammonds Seite weichen zu wollen. Nur war Leah sich nicht sicher gewesen, ob Kimberly von sich aus in Johns Nähe bleiben oder er sie in seiner Nähe haben wollte.
Doch Leah hatte ihre eigenen Sorgen und konnte sich nicht noch mit Kims Problemen befassen.
»Fertig, Mrs. Stanford?« hatte Wes gefragt.
Leah hatte ihn nicht einmal angesehen, aber als er sich auf den Weg machte, war sie dicht hinter ihm..
Nun waren sie bereits viele Meilen weit marschiert. Leah war müde und hatte seit Stunden mit keinem Menschen mehr gesprochen. Nur sie und der mit Rehleder bekleidete Mann vor ihr schienen auf dieser Welt zurückgeblieben zu sein.
»Kannst du dort hinaufklettern?« fragte Wes, der vor ihr stehengeblieben war und mit dem Finger hinaufdeutete, plötzlich.
Leah blickte eine steile Felsenwand hinauf zu einem dunklen Fleck, der offenbar den Eingang zu einer Höhle darstellte. Sie nickte kurz, wollte Wes aber immer noch nicht
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