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Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Titel: Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lionel Shriver
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kam im Wollschal ins Büro, Pogatchnik stellte die Heizung zwei Grad kälter; Shep kam mit Ohrenschützern ins Büro.
    »Ich fürchte, bei der World Wellness Company sind die Leitungen nur während der Geschäftszeiten besetzt«, erklärte Shep in ruhigem, übermenschlich gleichmäßigem Tonfall, der an Carol erinnerte. »Auch wenn ich in der Warteschleife hänge, nehme ich trotzdem die Anrufe für den ralligen Randy entgegen –«
    »Wie haben Sie mich gerade genannt?«
    »Ich meinte natürlich, ich nehme Anrufe für Handy Randy entgegen. Ich habe mich nur versprochen.«
    »Sie sind auf dünnem Eis, Knacker. Halten Sie es unter diesen Umständen für klug, den Namen Ihres einzigen Arbeitgebers mit Schweinereien in Verbindung zu bringen?«
    »Nein, Mr Pogatchnik. Ich weiß nicht, wie mir so was rausrutschen konnte. Sie machen mich anscheinend nervös, Sir. Wegen Ihrer … Unzufriedenheit.«
    Zur Hölle noch mal. Shep hörte sich an wie ein armes Wehrpflichtigenwürstchen in der Grundausbildung, das schlotternd vor seinem Sergeanten steht. Es machte Jackson wütend, und zwar, vielleicht zu Unrecht, auf Shep. Diese Speichelleckerei in der Nachbarwabe gab ihm das Gefühl, persönlich betrogen zu werden. Er wollte wetten, dass der »rallige« Versprecher wirklich ein Versehen war und nicht die hinterhältige Spitze, die er hätte sein sollen. Immerhin war das ständige »Mr Pogatchnik« eine kürzlich eingeführte Büroregel und nicht auf Sheps arschkriecherischem Mist gewachsen. In einer Zeit, wo sich jeder, vom Restaurantgast bis zum Premierminister, beim Vornamen nennen ließ, hatte sich die absurde Formalität auf erfreuliche Weise ins Ironische verzerrt; auch wenn die fette rothaarige Kröte zu blöd war, um es mitzubekommen, schallte die Anrede mit unverhohlenem Sarkasmus durch das ganze Büro.
    »Privattelefonate sind Privattelefonate«, sagte Pogatchnik. »Und die können Sie in der Mittagspause machen, auf Ihrem eigenen Telefon.«
    Während er den ganzen Vormittag über Arbeitstrupps zusammenstellte, knapste Jackson an einem Rätsel herum, das ihm fortwährend zu schaffen machte. Die übrige Belegschaft hatte Jackson immer gemocht, oder zumindest hatten sie ihn geduldet – und bei so beengten Verhältnissen, wo Schulter an Schulter gearbeitet wurde, war Toleranz tatsächlich viel wert. Knacker dagegen war nicht immer gemocht, aber respektiert worden, damals, als Shep noch das Sagen hatte. Er hatte ein strenges Regiment geführt. Wer sich dabei erwischen ließ, wie er in den Kühlschrank eines Kunden griff und sich einen Schluck aus einer offenen Weißweinflasche genehmigte, konnte einpacken. Seine hehren Geschäftsprinzipien mochten ihm hinter seinem Rücken Spott eingehandelt haben, dennoch war die Belegschaft stolz darauf, dass der gute Ruf der Firma ein Heer von Stammkunden gesichert hatte. Als damals ein gelernter Klempner ein klaffendes Loch in einer Wohnzimmerdecke hinterließ, entschied sich Shep für eine minutiös zurechtgeschnittene Rigipsplatte, weil das für den Kunden billiger war, selbst wenn das Ersetzen der ganzen Tafel nur die Hälfte der Zeit gekostet und der Allrounder die zweifache Summe eingespielt hätte. Wenn er ahnte, dass ein Hausbesitzer knapp bei Kasse war, setzte er seine Schätzungen eher niedrig an. Er hielt sich an seine Kostenvoranschläge, selbst wenn der Job vertrackter war als erwartet. Es sei ihre eigene Schuld, behauptete Shep, wenn ein Job dreimal länger dauerte als geplant; sie hätten die Probleme voraussehen müssen.
    Jackson selbst überzog nur selten die festgelegte Zeit, denn er war schnell – schludrig, sagte Shep manchmal dazu, und das Wort versetzte ihm einen Stich. Jackson war zwar schnell, aber er war gut, oder gut genug – und gut genug war gut genug. Geschliffenes Handwerk war in diesen Vorortschuppen sowie für die Katz. Die meisten Bruchbuden, die sie reparieren mussten, waren alte Arbeitergebäude für Wäschereiarbeiter oder Handwerker wie sie selbst.
    Damals zu Allrounder-Zeiten hatte Jackson als rechte Hand des Chefs einen gewissen Status genossen, fast so, als wäre er der inoffizielle zweite Mann gewesen. Doch als Shep verkaufte und Jacksons Managerjob wirklich offiziell wurde, löste sich die Ehrfurcht der Mitarbeiter in Luft auf. Und genau hier lag das Rätsel, und Jackson musste zugeben, dass es ihm doch ein wenig Bauchschmerzen machte – trotz der Hänseleien wegen seiner »Fluchtphantasie« und trotz der öffentlichen Kriecherei vor »Mr

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