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Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Titel: Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lionel Shriver
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am helllichten Tag, und das war schon ein bisschen seltsam. Du hast vor dem Spiegel gestanden, und deine Hände waren voll mit – ich weiß nicht – irgendwas Schmierigem, Cremigem.«
    Sie lachte. »Haarkur. Es hat die optimale Konsistenz.«
    »Tut mir leid, dass ich deine Privatsphäre missachtet hab, und du sollst auch nicht denken, dass ich mich angegriffen gefühlt hätte oder so was –«
    »Warum hättest du dich angegriffen fühlen sollen?«
    »Das nehm ich mal gleich zurück. Ich hab mich ein bisschen angegriffen gefühlt.«
    »Ich darf nicht masturbieren? Das hättest du mir längst sagen müssen.«
    »Das meinte ich nicht. Und angegriffen ist das falsche Wort. Ich war gekränkt.«
    » Gekränkt? Jackson, ich arbeite unglaublich hart, die Marketingarbeit für IBM ist stinklangweilig, und hin und wieder muss ich ein bisschen Dampf ablassen.«
    »Du verstehst mich nicht. Der Punkt ist, du warst in Ekstase. Du hast mit beiden Händen an dir rumgemacht, hast dir dabei zugesehen und warst total in Fahrt, und du hattest überall dieses Zeug – dann eben Haarkur. Und du hast gestöhnt und dir schmutzige Sachen zugeraunt. Scheiße.«
    »Offenbar habe ich großen Eindruck auf dich gemacht. Aber warum in aller Welt hast du nicht einfach mitgemacht?«
    »Ich habe mich ausgeschlossen gefühlt. Und du verstehst es immer noch nicht. Du hattest … mehr Spaß ohne mich als mit mir.« Er senkte den Blick. So. Jetzt war’s raus.
    Sie nahm seine Hand mit einer Zärtlichkeit, nach der er ausgehungert war. »Also hast du mich gesehen, wie ich’s mir selbst mache. Das ist ein bisschen anders. Vielleicht ist es etwas hemmungsloser, wenn du nicht dabei bist. Ich wünschte, es wäre anders, aber es ist fast unmöglich, im Beisein eines anderen Menschen komplett seine Hemmungen abzulegen, selbst wenn man diesen Menschen liebt und selbst wenn man in der Gegenwart dieses Menschen mehr oder weniger entspannt ist. Ich sehe noch immer nicht ein, warum diese kleine Sitzung, bei der du mich beobachtet hast, auch nur das Geringste mit deiner vermasselten Penisvergrößerung zu tun hat.«
    Er zuckte jedesmal zusammen, wenn sie die Sache so beim Namen nannte. Da er sich die Häufigkeit seiner eigenen, privaten Rituale – oder deren einstige Häufigkeit – nur ungern eingestehen wollte, mochte er auch nicht zugeben, dass ihm seit Jahren diese versehentlich beobachtete »Sitzung« als Vorlage diente. Selbst jetzt, nur vom Reden darüber, hatte er schon wieder eine Latte. (Zumindest andeutungsweise. Vermutlich sollte er dankbar sein über seine unterschwellige Begeisterung, auf die er vor allem wegen der Schmerzen überhaupt aufmerksam wurde; das Narbengewebe infolge der Infektion schnürte den Schaft in der Mitte zusammen wie ein Cockring.) Der Gedanke, wie sich Carol mit dem Haarzeug einschmierte und vor dem Spiegel befingerte, machte ihn richtig heiß und quälte ihn gleichzeitig. Großer Gott, das hätte man dieser Frau doch niemals angesehen, bei der Selbstbeherrschung. Außenstehende hielten Carol vermutlich für verklemmt. Und er hatte nicht vor, zu wiederholen, was er sie an jenem Tag hatte sagen hören – ihr laufender Kommentar aus Schmuddelkram wäre für beide zu peinlich gewesen und gleichzeitig so aufregend, dass sein Schwanz die fürchterlichsten Qualen gelitten hätte – was für ein verdammtes Biest sie war! An jenem Nachmittag hatte er sich so betrogen gefühlt, seit Jahren mit einer Wildkatze zusammenzusein, einer Wildkatze mit großen, üppigen Brüsten und einer Hand in der Fotze und lustvoll verzerrtem Gesicht, und er hatte die ganze Zeit gepflegten Blümenchensex mit einem Hauskätzchen gehabt.
    »Ich wollte, dass du dich auch mit mir zusammen so fühlen würdest«, sagte er. »Ich wollte etwas beisteuern, damit du’s genauso aufregend findest, wenn du’s mit mir machst. Bevor ich dich damals gesehen hab, war mir gar nicht klar, dass du in der Lage bist … so abzugehen.«
    »Habe ich nicht den Eindruck gemacht, dass ich Spaß mit dir hatte? Wir hatten ein wunderbares Sexleben. Wär’s nicht so gewesen, würde ich mich doch kaum jetzt so ärgern, dass es damit vorbei ist.«
    »Siehst du? Spaß. Ein wunderbares Sexleben . So was sagt man bei einen Picknickausflug. Ich will nicht, dass du Spaß hast. Ich will dich rasend machen.«
    »Na dann, herzlichen Glückwunsch. Ich bin rasend. Rasend vor Enttäuschung. Du hättest mit mir darüber reden müssen, statt dich wie einen Rostbraten aufschneiden zu lassen.

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