Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Titel: Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lionel Shriver
Vom Netzwerk:
sonst? Man nimmt halt das, was man zur Hand hat.« Als Carol ihren BH öffnete, spürte Jackson eine Regung, gefolgt von einem stechenden Schmerz.
    »Was riecht denn da so?«
    Jackson schnupperte. »Ich riech nichts.«
    »Das stört mich schon den ganzen Abend. In der Küche, da zog es die ganze Zeit durch. Ich hab schon gedacht, vielleicht ist irgendwas in der Speisekammer schlecht geworden, aber jetzt ist es auch hier oben.«
    »Ach so«, sagte er verlegen. »Ich hab gerade ein bisschen Probleme mit dem Darm. Liegt vielleicht an den Kichererbsen.«
    »Ich weiß, wie ein Furz riecht, Jackson. Es riecht nicht nach Methan; es riecht verfault. Nach verdorbenem Fleisch.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Du hast immer schon die feinere Nase gehabt. Ich riech’s einfach nicht.«
    »Meinst du vielleicht, unterm Haus liegt ein totes Tier? Eine Ratte kann’s wohl nicht sein. Eher eine Katze oder ein Waschbär. Wenn das nicht aufhört, wirst du dich wohl mal auf die Suche machen müssen.«
    »Ein Handwerker im Haus muss sich ja irgendwie auszahlen. Solche vergnüglichen Aufträge kriegen wir bei Allrounder jeden Tag rein.« Nachdem er sein Hemd auf den Stuhl geworfen hatte, schlenderte Jackson in seiner Hose ins Bad.
    »Jetzt machst du das schon wieder«, sagte Carol.
    Jackson sprach laut, um das Plätschern zu übertönen; der abgewürgte Urinstrahl schoss ungleichmäßig in die Schüssel, und es brannte. »Was mach ich schon wieder?«
    »Du machst schon wieder beim Pinkeln die Tür zu. Das geht jetzt seit Wochen so. Seit wann bist du so schüchtern? Ich hab dich doch schon tausendmal pinkeln sehen.«
    Letzte Woche hatte Carol ins Badezimmer kommen wollen, und er hatte die Tür abgeschlossen gehabt. Das kam nicht gut an – sie dachte, er habe den Verstand verloren –, und er hatte sich eine lächerliche Ausrede ausgedacht, dass er es gewohnt sei, im Büro abzuschließen und einfach in Gedanken gewesen sei; dankbarerweise hatte sie ihn weder darauf hingewiesen, dass Urinale üblicherweise keine Türen haben, noch hatte sie ihn gefragt, weshalb er sich im Büro darauf verlegt habe, zum Pinkeln in die einzige Kabine der Männertoilette zu gehen. Nach diesem Zwischenfall noch einmal die Badezimmertür abzuschließen hätte deutlich mehr Verdacht erregt, als es die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen wert waren. Heute konnte sie also unangekündigt ihren Kopf durch die Tür stecken. »Ach, komm«, sagte sie. »Du weißt doch, ich mag das ein bisschen.«
    Er unterbrach die Übung, und noch bevor er die letzten Tropfen abdrücken konnte, stopfte er sich zurück in die Hose und tröpfelte hinter dem Hosenschlitz weiter. »Zu spät! Der Kick muss warten.«
    Es war nicht der einzige Kick, der in letzter Zeit hatte warten müssen. »Ich wüsste, wie du’s wiedergutmachen könntest.« Carol umarmte ihn von hinten, die warmen nackten Brüste an seinem Rücken. Großer Gott, er hätte die Sache längst enthüllen wollen, und der »ansteckende Ausschlag« hatte sein Mindesthaltbarkeitsdatum allmählich überschritten; bald würde Carol misstrauisch werden.
    Trotzdem plante er, sich noch ein bis zwei Abende durchzumogeln, ähnlich wie sich bei einer vermeintlich leeren Zahnpastatube erstaunlich viel herausquetschen ließ. »Würde ich ja gerne, Schatz«, sagte er, während er mit der Sicherheitsnadel an seinen Boxershorts kämpfte. »Aber du weißt doch, was der Arzt wegen dieser Hautgeschichte gesagt hat. Glaub mir, diesen Mist willst du nicht auch haben.«
    Carol erstarrte und ließ die Arme sinken. Als er sie auf dem Weg ins Schlafzimmer streifte, zogen sich seine Gedärme zusammen. Irgendwann musste man sich eingestehen, dass die Tube Colgate leer war.
    »Hautausschläge sind normalerweise nicht ansteckend.«
    »Dieser schon. Genau wie Fußpilz.« Er versuchte, ein wenig beleidigt zu klingen.
    »Ich habe den Namen deiner Krankheit gegoogelt. Kein Eintrag.«
    »Wie gesagt«, sagte er und nahm die Armbanduhr ab, wobei er seiner Frau den Rücken zukehrte, »sie ist sehr selten.«
    »Es ist so gut wie unmöglich, irgendein medizinisches Problem nicht irgendwo im Internet zu finden, selbst wenn es nur fünf Leute haben.«
    »Vielleicht hast du’s falsch geschrieben.«
    » Genitalcortamachriase , richtig? (Zugegeben, der Name seiner apokryphen Skrofulose erinnerte sehr stark an Heathers Cortomalaphrin , aber er war unter Zeitdruck entstanden. »So viele plausible Schreibweisen gibt es nicht. Ich habe alle ausprobiert.«
    »Klingt ja ganz

Weitere Kostenlose Bücher